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Stefan Kretzschmar: Die Reaktionen auf das Interview mit der Handball-Ikone


"Diese Debatte gibt ihm recht!“


Aktualisiert am 14.01.2019Lesedauer: 3 Min.
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Handball-Star Stefan Kretzschmar: Hat mit seinem Interview bei t-online.de eine breite Debatte ausgelöst.Vergrößern des Bildes
Handball-Star Stefan Kretzschmar: Hat mit seinem Interview bei t-online.de eine breite Debatte ausgelöst. (Quelle: foto2press/imago-images-bilder)

Deutschland diskutiert über das Interview von Stefan Kretzschmar bei t-online.de. Der Ex-Handball-Spieler spricht darin über Meinungsfreiheit und Sportkollegen, die nicht mehr anecken wollen. Die Reaktionen gehen weit auseinander.

Mit Aussagen in einem Interview mit t-online.de hat Handball-Star Stefan Kretzschmar eine Debatte über die Diskussionskultur in Deutschland angestoßen. Der 218-malige Nationalspieler hatte in dem Gespräch gesagt, in Deutschland herrsche keine Meinungsfreiheit mehr im eigentlichen Sinne. Sportler äußerten sich heute nicht mehr kritisch, weil sie mit Repressalien von Arbeitgebern oder Werbepartnern rechnen müssten, wenn sie eine gesellschafts- oder regierungskritische Meinung vertreten würden.

Wörtlich sagte Kretzschmar: "Welcher Sportler äußert sich denn heute noch politisch? Es sei denn, es ist die Mainstream-Meinung, "Wir sind bunt" oder "Refugees welcome", wo man gesellschaftlich eigentlich nichts falsch machen kann. Aber hat man eine einigermaßen kritische Meinung, ob gesellschaftskritisch oder regierungskritisch, darf man das in dem Land auch nicht sagen. Das wird dir sofort vorgeworfen. Wir haben sicherlich die Meinungsfreiheit in dem Punkt, dass wenn wir uns kritisch äußern, wir dafür nicht in den Knast kommen. Aber wir haben keine Meinungsfreiheit im eigentlichen Sinne. Sobald wir eine gesellschaftskritische Meinung äußern, haben wir von unserem Arbeitgeber mit Repressalien zu rechen, wir haben mit unseren Werbeverträgen Probleme."

Kretzschmars Äußerungen haben ein breites Echo in den sozialen Medien und der Presse ausgelöst. Die Kommentare reichen von deutlicher Zustimmung bis zu klarem Widerspruch. Nicht zuletzt die AfD und Sympathisanten griffen das Interview auf. Die Partei, der wegen der Nähe einiger Funktionäre zu rechtsextremistischen Gruppen eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz droht, hat immer wieder eine vermeintliche "Meinungsdiktatur" in Deutschland beklagt, die mit der Ausgrenzung all jener einhergehe, die etwa beim Thema Zuwanderung eine andere als die "Mainstream-Meinung" vertreten. Nun stellte die Partei Kretzschmars Aussagen so dar, als habe er damit die AfD-Position bestätigt. Dabei bezog sich der Handballer eigentlich auf seine heutigen Profi-Kollegen und ihr Verhalten.

So begrüßte etwa der Berliner Landesvorsitzende der rechtspopulistischen Partei, Georg Patzderski, Kretzschmars Worte so: Der Ex-Auswahlspieler sei der erste prominente Spitzensportler, der öffentlich das in Deutschland herrschende Meinungsklima kritisiere, schrieb Pazderski auf Twitter und fragte: "Wann machen sich andere Sportler und Prominente endlich ehrlich?" Die AfD-Bundestagsfraktion teilte das Video des Interviews auf Facebook und kommentierte: "Volle Zustimmung zu Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar."

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Allerdings interpretieren auch Kritiker Kretzschmars Worte so, als habe sich dieser auf die Meinungsfreiheit im Allgemeinen bezogen. Der Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat etwa schreibt auf Twitter, Kretzschmar habe Meinungsfreiheit nicht verstanden. "Sie beinhaltet 1. das Recht zu sagen, was man will (außer Beleidigungen etc.). 2. das Recht, einer anderen Meinung zu widersprechen. Ergo: Wer was äußert, muss mit Widerspruch rechnen."

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Der CDU-Politiker und Beisitzer im Vorstand der Jungen Union, Marian Bracht, schrieb: "Manche Menschen sollten vielleicht mal in Länder reisen, in denen Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und bürgerliche Freiheitsrechte wirklich eingeschränkt sind, um zu verstehen, was das bedeutet."

Andere Kommentatoren wiesen darauf hin, dass Kretzschmar sich explizit an den Spitzensport richtete. Der Regensburger Medienwissenschaftler Raphael Wimmer etwa schrieb: "Seine Aussage bezog sich nur auf Sportler, die von Arbeitgebern oder Werbepartnern darauf trainiert werden, unkontrovers zu sein. Das hat meiner Interpretation nach nichts mit Links oder Rechts oder diesem Land zu tun."

Der "Tagesspiegel" aus Berlin nannte Kretzschmars Aussagen dennoch "falsch und gefährlich", auch wenn er sich nur auf Sportler bezogen habe. Kretzschmar entwerte die Bedeutung von Toleranz in diesen Zeiten. Es sei wichtig, dass Sportler und Trainer klar Stellung beziehen würden zu Themen, die für Kretzschmar "Mainstream" seien – und sich damit einem öffentlichen Gegenwind aussetzten.


Die AfD-Aussteigerin Franziska Schreiber kommentierte auf Twitter: "Er sagt eindeutig, dass die rechtliche Meinungsfreiheit in Deutschland gegeben ist. Seine Kritik gilt der Lust am Shitstorm und der geradezu bösartigen Kreativität, mit der selbst harmlose Aussagen zu Skandalen umgedeutet werden. Und diese Debatte gibt ihm recht!"

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