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Corona | PCR-Test vortäuschen: AfD-Abgeordneter gab Tipp in Telegram-Gruppe


Corona-Infektion
AfD-Abgeordneter gibt Tipp zum Testbetrug

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

13.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Johannes Huber: Der AfD-Abgeordnete aus Bayern hat sich umgehört, wie beim Coronatest betrogen werden kann – erklärt jetzt, sein Tipp in einer geschlossenen Gruppe sei nur ein Scherz gewesen.Vergrößern des Bildes
Johannes Huber: Der AfD-Abgeordnete aus Bayern hat sich umgehört, wie beim Corona-Test betrogen werden kann – und erklärt jetzt, sein Tipp in einer geschlossenen Gruppe sei nur ein Scherz gewesen. (Quelle: MiS, Reiner Zensen, Montage t-online)

Ein AfD-Bundestagsabgeordneter verschickt eine Anleitung, wie sich angeblich bei einem PCR-Test betrügen lässt. Nun könnten ihm Konsequenzen drohen. Er wiegelt ab.

Dem AfD-Bundestagsabgeordneten Johannes Huber war wohl die Brisanz dessen klar, was er da am 26. November in einer von ihm geführten Telegram-Gruppe schrieb. "Wenn das von hier jemand weiterleitet", warnte er, "dann mache ich die Gruppe dicht und wir haben keine Chance mehr uns auszutauschen". Er hatte gerade einen Tipp gegeben, wie sich ein positiver PCR-Test vortäuschen lassen soll, ohne infiziert zu sein. t-online liegt der Screenshot vor.

"Genesen" nur vorgetäuscht

Bei Hubers Empfehlung geht es darum, Genesenenstatus zu erlangen. Wer genesen ist, gilt immerhin teilweise als immun. Für Genesene gibt es deshalb zumindest sechs Monate nach der Infektion bei vielen Anlässen die gleichen Regelungen wie für Geimpfte.

Der Tipp von Huber bedeutet aber, dass Menschen den Status "genesen" nur vortäuschen, tatsächlich aber keinen Immunschutz haben. Er erklärte auf Anfrage von t-online, es sei nicht ernst gemeint gewesen.

Die Empfehlung des 34-jährigen Abgeordneten aus Oberbayern sieht vor, den Speichel eines Infizierten zu nutzen, um ihn sich dann nach einer Behandlung der Flüssigkeit per Nasenspray in den Nasen- und Rachenraum zu sprühen.

Huber gibt eine Empfehlung, wie in ein Glas gespucktes Virusmaterial angeblich unschädlich gemacht werden könne, ehe es dann in der Nasenspray-Flasche lande und bei Tests vermeintlich positiv anschlage. "Eine Infektion sparst Du Dir damit", schrieb Huber mit einem Smiley.

Huber: Niemand ist so vorgegangen

Diesen Smiley führt Huber jetzt als Beleg an, dass die Methode "erkennbar nicht ernst gemeint" gewesen sei. Es habe sie auch niemand als ernsthafte "Anleitung" zur Umgehung der G-Regelungen verstanden oder genutzt, "zumal die Methode auch erkennbar untauglich ist". Von solchen und ähnlichen Experimenten rät auch Virologe Jonas Schmidt-Chanasit dringend ab. "Es ist absurd, auf welche Ideen manche Menschen kommen", so Schmidt-Chanasit zu t-online. Die beschriebene Methode und andere Methoden zum vermeintlichen Inaktivieren des Virus ließen sich als Laie nie völlig kontrollieren, es drohe die Gefahr einer Infektion.

Gegeben hatte er den Ratschlag, der nun keiner sein soll, auf den Hilferuf einer jungen Parteifreundin in der Gruppe "Wahlkampf Oberbayern Nord" mit zu dieser Zeit rund 80 Mitgliedern. Huber antwortete der Frau, deren Name auch als Autorin des AfD-nahen "Deutschland-Kuriers" geführt wird, sie habe zwei Möglichkeiten: Entweder ihr Vorgesetzter entscheide, dass sie keinen Kundenkontakt habe. Dann reiche ihr 3G mit Antigenschnelltest. "Oder Du suchst Dir einen Infizierten, bleibst zwei Wochen zu Hause." Wie das funktionieren soll, führte er anschließend aus.

Huber beantwortete auf Anfrage nicht, ob er selbst den Status "genesen" habe. Bei der konstituierenden Sitzung des Bundestags war er unter 23 Abgeordneten, die auf der Tribüne des Bundestags sitzen mussten. Die Abgeordneten – alle von der AfD – hatten die 3G-Regelung nicht akzeptiert, also keinen Impf- oder Genesenennachweis vorzeigen wollen und einen Corona-Test verweigert. Sie inszenieren sich als "Freiheitskrieger". Huber saß dort auch in der vergangenen Woche.

Mit Telegram ist der Bayer schon einmal in die Schlagzeilen geraten. Netzpolitik.org hatte berichtet, er sei in der Gruppe von Attila Hildmann aktiv gewesen und habe wiederholt dazu aufgerufen, politische Gegner zu kontaktieren, um "Druck" auszuüben, wie er geschrieben habe.

Von dem Account wurde ein Musterschreiben in die Hildmann-Gruppe eingestellt, in dem die Aufhebung der "Epidemischen Lage von nationaler Tragweite" gefordert wurde, dazu eine Liste mit den E-Mail-Adressen der Abgeordneten. "Haut rein", schrieb er, "VG Johannes". Huber gab damals auf Anfrage von Netzpolitik.org an: "In dieser Telegram-Gruppe bin ich kein Mitglied." Er war zwischenzeitlich ausgetreten.

Verwendete Quellen
  • Telegram
  • Anfrage an Johannes Huber
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