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Landtagswahl in Hessen: Grünen-Kandidat Tarek Al-Wazir im Steckbrief


Tarek Al-Wazir
"Weniger Typ Kreuzberg, mehr der Typ Doppelhaushälfte"


Aktualisiert am 18.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Tarek Al-Wazir: Der Grüne nimmt die Hessische Staatskanzlei in den Blick. (Quelle: IMAGO/Peter Hartenfelser/imago-images-bilder)

Am 8. Oktober wählen die Hessen einen neuen Landtag. Tarek Al-Wazir von den Grünen will dann Ministerpräsident werden. Was über ihn bekannt ist.

Seit 2014 ist Tarek Al-Wazir hessischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident. Nun will der Grüne mehr: Er strebt das Amt des Ministerpräsidenten an.

Damit fordert er seinen Chef, Amtsinhaber Boris Rhein (CDU), heraus, der in den Wahlumfragen führt. Sollte er dennoch gewählt werden, kündigte Al-Wazir an, ein Paar grüne Turnschuhe zur Vereidigung anzuziehen. Wer ist der Mann, der erstmals Ministerpräsident für die Grünen in Hessen werden will?

Steckbrief Tarek Al-Wazir

Beruf: Wirtschaftsminister in Hessen, stellvertretender Ministerpräsident

Geburtstag: 3. Januar 1971

Sternzeichen: Steinbock

Geburtsort: Offenbach am Main

Familienstand: verheiratet

Berufsausbildung: Diplom-Politologe

Wofür steht Al-Wazir politisch?

Die Arbeit der schwarz-grünen Koalition in Hessen gilt als ruhig und unauffällig. Das liegt auch an Al-Wazir, dem nachgesagt wird, sich tief in Sachfragen einzuarbeiten. Ministerpräsident Rhein nennt ihn deshalb einen "Calvinisten", wie Al-Wazir in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" verriet.

"Aber ich bin nicht so freudlos, wie er denkt." Er selbst hat sich bei seiner Nominierung als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten als "weniger der Typ Kreuzberg, mehr der Typ Doppelhaushälfte" beschrieben. In seiner Partei wird er dem Realo-Flügel zugeordnet.

Als Grüner setzt sich Al-Wazir für die Bekämpfung der Klimakrise ein. Er forciert laut Eigenaussage auf seiner Webseite eine Verkehrs-, Energie und Agrarwende. Gleichzeitig gehe er "mit Augenmaß" vor, sagte Al-Wazir im "hr-Sommerinterview". Beispielsweise kritisierte er im t-online-Interview die "Letzte Generation". Die Aktionen seien das "Gegenteil von dem, was wir für mehr Klimaschutz und mehr Akzeptanz brauchen".

In einem anderen Interview mit der "FAZ" sprach er sich zudem für das Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Bundesregierung aus, obwohl er ihm aus Gründen des Koalitionszwangs im Bundesrat nicht selbst zustimmen konnte. Zugleich hält Al-Wazir Kontrollen der Migration an den europäischen Binnengrenzen für falsch. Vielmehr sollten Flüchtlinge an der Außengrenze der EU registriert werden, wie er der "Frankfurter Rundschau" sagte: "Gleichzeitig muss man auch akzeptieren, wenn Leute kein Bleiberecht haben und das Land wieder verlassen müssen."

Mit welchen konkreten Forderungen geht Al-Wazir in den Wahlkampf?

Die Grünen und Al-Wazir haben angekündigt, gemeinsam mit den Städten und Gemeinden 20.000 neue Kitaplätze schaffen zu wollen. Die Öffnungszeiten der Kitas sollen künftig besser mit Familie und Beruf vereinbar sein.

Al-Wazir will einen Klima- und Transformationsfonds mit einem Volumen von sechs Milliarden Euro aufbauen. Damit sollen Wirtschaft, Land und Kommunen bei der CO₂-Reduktion und der Klimaanpassung unterstützt werden. Die Koordination von Arbeit, insbesondere die Fachkräftegewinnung, soll "zur Chefsache in der Staatskanzlei werden", heißt es im Kurzwahlprogramm der Grünen.

Außerdem wollen sie den ÖPNV weiter ausbauen. Um Frankfurt soll ein Schienenring entstehen. Im ländlichen Raum soll mindestens einmal pro Stunde ein Bus fahren.

Al-Wazir kündigt zudem das "größte Aufforstungsprogramm der Geschichte Hessens" an. Bis 2030 sollen insgesamt 30 Millionen Bäume gepflanzt werden.

Jede Schülerin und jeder Schüler an weiterführenden Schulen soll ein Tablet bekommen. Hessen mit keinem oder geringen Einkommen sollen mit dem "Hessenpass" für Kultur und Freizeit weniger Eintritt zahlen.

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Für welche Kontroverse hat Al-Wazir gesorgt?

Der Grüne wurde oft von Klimaschützern für seine Entscheidungen als Wirtschaftsminister kritisiert. Beispielsweise beim Ausbau der A49, der bis zum November 2024 abgeschlossen sein soll. Dafür werden insgesamt 85 Hektar Waldfläche gerodet, davon 27 Hektar im Dannenröder Forst, den Klimaaktivisten 2019 besetzten.

Die schwarz-grüne Koalition in Hessen sprach sich dennoch für den Weiterbau der Autobahn aus. Al-Wazir begründete das mit der rechtlichen Bindung an die Entscheidung des Bundes. "Wir sind keine Straßenbaupartei", sagte Al-Wazir der "FAZ". "Aber ich muss akzeptieren, dass eine Mehrheit im Bundestag den Bau dieser Bundesautobahn beschlossen, die Bundesregierung ihn in Auftrag gegeben und das Bundesverwaltungsgericht ihn für rechtmäßig erklärt hat."

Dem Ausbau des Frankfurter Flughafens stellte sich Al-Wazir entgegen – allerdings erfolglos. Noch im Wahlkampf 2013 versprachen die Grünen: Mit ihnen werde es kein drittes Terminal geben. Nach der Wahl kamen die Grünen in die Landesregierung. Zwei Jahre später fand der Spatenstich am Frankfurter Flughafen statt. Der grüne Wirtschaftsminister blieb der Veranstaltung fern.

Der Fahrgastverband Pro Bahn verlieh Al-Wazir in diesem Jahr den Negativpreis "Hessischer Hemmschuh". Nach Ansicht des Verbands hat sich der Verkehrsminister nicht hinreichend für den Ausbau des ÖPNV eingesetzt. Al-Wazir bestritt dies: Das sei Aufgabe der Städte und Landkreise.

Was ist über Al-Wazir privat bekannt?

Al-Wazirs Vater Mohamed stammt aus dem Jemen. Im Interview mit "Bunte" verriet der Grüne, dass sein Vater im Gefängnis aufwuchs. Später wurde Mohamed Al-Wazir Diplomat und Geschäftsmann.

Im Alter von 14 Jahren ging Tarek Al-Wazir selbst für zwei Jahre in den Jemen. "Danach war mir klar, dass ich hier nicht hingehöre, weil man in dieser patriarchalischen Gesellschaft kein individuelles Leben führen kann", sagte er der "Bunten".

Ansonsten verrät Al-Wazir wenig über sein Privatleben. Bekannt ist, dass er mit Bushra Barakat verheiratet ist. Zusammen hat das Ehepaar zwei Söhne. 2010 verriet Al-Wazir "op-online", dass er nicht in die Bundespolitik wechseln wolle, weil er den Umzug nach Berlin seiner Familie nicht zumuten wolle. Noch heute wohnt der grüne Kandidat für die Hessische Staatskanzlei in seinem Heimatort Offenbach.

Verwendete Quellen
  • al-wazir.de: "Über mich"
  • landtagswahl.gruene-hessen.de: "11 Gründe für Grün"
  • hessenschau.de: "hr-Sommerinterview mit Tarek Al-Wazir"
  • faz.net: "Tarek Al-Wazir geht auf Distanz zur Ampel"
  • fr.de: "Tarek Al-Wazir im Interview: 'So einen Zirkus hat man mit mir nie erlebt'"
  • hessenschau.de: "'Typ Doppelhaushälfte': Tarek Al-Wazir ist lieber Spießer als Bürgerschreck
  • a49-hessen.de
  • faz.net: "'Wir sind keine Straßenbaupartei'"
  • taz.de: "Neues Terminal für Frankfurter Flughafen: Ein bitterer Tag für die Grünen"
  • hessenschau.de: "'Hessischer Hemmschuh' - Negativpreis an Verkehrsminister Tarek Al-Wazir verliehen"
  • op-online.de: "Al-Wazir leuchtet weiter am Main"
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