Lesermeinungen zu Merkels Ansprache: "Ich wünsche mir ab sofort eine Ausgangssperre"

Am Tag nach der TV-Ansprache von Angela Merkel zur Corona-Krise haben t-online.de-Leser angeregt über ihre Rede diskutiert. Vielen geht der Appell der Kanzlerin nicht weit genug.

Wir haben unsere Leser gefragt: Halten Sie Merkels Appell an die Bevölkerung für sinnvoll und gerechtfertigt? Oder würden Sie ein anderes Vorgehen bevorzugen? Weit mehr als eintausend Kommentare haben die Leser in der Debatte verfasst.

In Online-Leserkommentaren melden sich oft besonders die Kritiker der Bundeskanzlerin zu Wort. So auch in den Kommentarspalten auf t-online.de. Doch die Stimmung in der Community gegenüber der Bundeskanzlerin ist in der Corona-Krise eine andere. Nach der Ansprache sind viele Kommentatoren voller Lob für Merkel. Zwei Aspekte stehen dabei dennoch stark in der Kritik. Das schreiben die Leser:

Respekt vor Entscheidungsträgern

Viele Kommentatoren zeigen Respekt vor der schwierigen Lage, in der die Entscheidungsträger aktuell stecken und fühlen sich durch die Rede der Kanzlerin gut angesprochen. Unikum schreibt dazu ausführlich: "Ich fand die Rede von Merkel völlig gerechtfertigt und auch die beste, die sie je gehalten hat. In meinen Augen war das ihre letzte Waffe, um doch noch einige in der Bevölkerung auf Corona zu sensibilisieren und hoffentlich den Schritt zu machen, auf die anderen aufzupassen. Ob die Rede und alles andere zu spät kommt? (...). Das möchte ich jetzt gar nicht beurteilen. Für mich steht nur eines fest: wer in dieser schweren Zeit als Bundeskanzler oder Ministerpräsident eine Verantwortung trägt und Entscheidungen fällen muss, der hat meinen größten Respekt. Gegen einen Gegner zu kämpfen, den man nicht sieht, und auch nicht weiß, wie der sich verhält – dafür gibt es kein Rezept. Ich hoffe nur, dass jetzt endlich mal der Letzte kapiert, dass bei diesem Gegner jeder mithelfen muss."

Richtig aber zu spät

Tatsächlich kritisieren viele den Zeitpunkt von Merkels Statement. Die Leser hätten sich gewünscht, früher klare Ansagen von der Bundeskanzlerin zu erhalten. In diesem Sinne schreibt beispielsweise Leser gerdy: "Die Ansprache von Frau Merkel war inhaltlich sehr gut. Alle Achtung. Was ich bemängeln muss, war der Zeitpunkt. Wenn die Situation derart gefährlich ist, dann erwarte ich ein schnelleres Zupacken unserer Führungspersönlichkeit. Merkel genießt nach dieser Rede wieder große Zustimmung obwohl sie, wie ich finde, mal wieder hinterher trabt. Andere Länder in der EU sind viel schneller und konsequenter. Dennoch sind auch viele Zeitgenossen, wie ich beobachten kann, extrem rücksichtslos. Hält man Abstand an der Kasse versuchen sich diese in die Lücke rein zu mogeln."

Die Ausgangssperre muss kommen

Tatsächlich haben viele Leser derartige Beobachtungen im Alltag gemacht. Die Erfahrung, dass Menschen sich rücksichtslos verhalten, erzeugt ein allgemeines Misstrauen den Mitmenschen gegenüber. Daher glaubt ein großer Teil der Leser nicht daran, dass Merkels Appell: "Halten Sie sich an die Regeln" weitreichend genug ist. Sie fordern noch härtere Maßnahmen: Eine Ausgangssperre ist für viele an der Zeit.

Leser dfccfccace formuliert entsprechend: "Ich bin von vielen meiner Mitbürger sehr enttäuscht. Viele haben den Ernst der Lage immer noch nicht verstanden – leider. Frau Merkels Rede fand ich sehr gut und eindringlich. Ich wünsche mir ab sofort eine Ausgangssperre, eventuell für 14 Tage, und dann kann man weiter sehen. Das ist notwendig, damit sich der letzte Unvernünftige endlich an die Regeln hält (...). Wir sind irgendwie nur noch eine Spaßgesellschaft: Respekt, Wertschätzung und Demut sind verloren gegangen. Wir haben leider sehr viele oberflächliche und auch dumme Menschen in unserem Land und das macht mir mehr Angst als das Virus."

Auch Leser FLABBI sieht das so: "Sicherlich bin ich nicht unbedingt ein Freund einer Ausgangssperre und würde mich wenig drüber freuen. Doch wenn ich sehe wie sich meine Mitbürger verhalten und uneinsichtig sind, werden wir wohl kaum um eine Ausgangssperre herum kommen." FLABBI appelliert: "Lasst uns das Virus damit eindämmen, um Zeit zu gewinnen."