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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Details Anschlag auf US-Demokraten: Das weiß man zum Gesuchten

Ein Mann hat Mordanschläge auf zwei demokratische Politiker und ihre Partner verübt. Der mutmaßliche Täter hat eine Verbindung zur demokratischen Partei.
Der 57-jährige Vance Luther Boelter soll die Abgeordnete Melissa Hortman und ihren Partner getötet sowie den Senator John Hoffman und seine Frau angeschossen und schwer verletzt haben. Die Taten ereigneten sich in Vororten der Metropolregion der "Twin Cities" Minneapolis-Saint Paul. Der mutmaßliche Täter ist derzeit auf der Flucht, die US-Behörden suchen mit Fahndungsbildern nach ihm.
Der Mann betreibt nach Informationen von US-Medien gemeinsam mit seiner Frau eine in Minnesota ansässige Sicherheitsfirma. Er sei Leiter der Sicherheitspatrouillen und habe eine Ausbildung durch Angehörige des US-Militärs absolviert, heißt es auf der Website des Unternehmens. Das Unternehmen bietet nach eigenen Angaben ausschließlich bewaffnete Wachdienste an. Ein Detail fällt auf: "Wir fahren Fahrzeuge derselben Marke und desselben Modells, die auch viele Polizeibehörden in den USA verwenden", heißt es dort weiter.
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Am Tatort wurde ein schwarzer SUV ebendieser Marke sichergestellt – mit angebrachter Lichtleiste und Polizei-Nummernschild. Boelter habe sich während der Tat als Polizeibeamter ausgegeben und trug eine kugelsichere Weste sowie eine Latexmaske, berichteten die Behörden. Die Polizei traf ihn in der Nacht auf Samstag noch vor dem Haus der Abgeordneten Hortman an und lieferte sich einen Schusswechsel mit Boelter.
Derzeit läuft die Fahndung nach dem Verdächtigen. Er soll zuletzt eine schwarze Schutzweste über einem blauen Hemd und eine blaue Hose getragen haben.
Die Biografie von Boelter wirkt sprunghaft. Der 57-Jährige gibt an, unter anderem in Osteuropa, Afrika und im Nahen Osten in Sicherheitsfragen gearbeitet zu haben. In sozialen Netzwerken behauptet er, CEO eines Unternehmens in der Demokratischen Republik Kongo zu sein. Laut der Website, die inzwischen nicht mehr online verfügbar ist, soll er einen Doktortitel besitzen. Früher sei er bei 7/11 und in der Lebensmittelbranche tätig gewesen und zwischenzeitlich auch als Hundezüchter.
Religiöser Eifer und politische Radikalisierung
Boelter trat in der Vergangenheit als christlicher Prediger auf und positionierte sich klar gegen Abtreibung und LGBTQ-Rechte. In einem Video von 2021 ist er bei einer ekstatischen Predigt in Afrika zu sehen. Die Gemeinde teilte ein Bild von dem Auftritt und bedankte sich in dem Beitrag auf Facebook bei "Bruder Boelter aus Minnesota".
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Sein Mitbewohner berichtete, Boelter habe zuletzt finanzielle Probleme und Schwierigkeiten mit seiner psychischen Gesundheit gehabt. Zuletzt habe er in einem Bestattungsinstitut gearbeitet. In einer Abschiedsnachricht schrieb er, er könnte bald tot sein. Er sei außerdem gläubiger Christ und ausgesprochener Abtreibungsgegner. Bei der letzten Wahl habe er Donald Trump gewählt und Ermittler fanden Hinweise, dass er möglicherweise Proteste gegen Trump ins Visier genommen hatte.
Mutmaßlicher Täter und die Verbindung zu den Demokraten
Seit 2013 war Boelter Mitglied des Workforce Development Board (Deutsch: Arbeitsmarktentwicklungsaussschuss) in den Counties Dacota und Scott in Minnesota. Das geht aus einem Beitrag aus dem Netzwerk LinkedIn hervor. Das Workforce Development Board ist ein unbezahltes 60-köpfiges Gremium für Arbeitspolitik, das die örtlichen Politiker berät. Zweimal wurde er von demokratischen Gouverneuren in das Amt des Vorsitzenden dieser regionalen Gruppe berufen – im Jahr 2019 vom demokratischen Gouverneur Tim Walz.
Außerdem gibt es über das Gremium eine direkte Verbindung zu einem der Opfer. Boelten nahm 2022 an einem Treffen der Gruppe teil, bei dem auch der angeschossene Senator Hoffmann dabei war. Ob sich die beiden jedoch kannten, ist laut den Ermittlern unklar.
- Eigene Recherchen
- spiegel.de: Mit Latexmaske als Polizist verkleidet (kostenpflichtig)