Tritte gegen Festgenommenen - Drei Polizisten suspendiert
Frankfurt/Berlin (dpa) - Ein neu aufgetauchtes zweites Video zu einem umstrittenen Polizeieinsatz in Frankfurt hat zur Suspendierung von insgesamt drei Polizisten gefĂŒhrt. Ihnen wurde das FĂŒhren der DienstgeschĂ€fte verboten, wie das PolizeiprĂ€sidium Frankfurt mitteilte.
In dem Fall geht es um einen Polizisten, der einen gefesselt am Boden liegenden Festgenommenen getreten haben soll. Gegen einen ersten Beamten war bereits ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, die zwei weiteren kamen nun nach Auswertung des zweiten Videos hinzu. Dieses Video sei von besserer QualitÀt, die Handlungen und die Festnahme eines Mannes im Stadtteil Sachsenhausen seien darauf klarer und deutlicher als auf einem ersten Video zu erkennen.
Die Polizei hatte das zweite Video am Dienstagabend bekommen, wie PolizeiprĂ€sident Gerhard Bereswill sagte. Es zeigt demnach den Vorfall in einer lĂ€ngeren Sequenz und aus einem anderen Blickwinkel als ein erster in sozialen Medien kursierender Ausschnitt. Dieser hatte fĂŒr heftige Kritik an dem Einsatz im Kneipenviertel Sachsenhausen gesorgt. Auch die Staatsanwaltschaft ist laut Polizei informiert, um den Vorfall strafrechtlich zu prĂŒfen.
Mit Blick auf den Polizisten, gegen den zuerst ein Disziplinarverfahren angelaufen war, hatte es zunĂ€chst geheiĂen, er sei intern umgesetzt worden, "um zunĂ€chst mal keinen BĂŒrgerkontakt mehr zu haben, damit sich so etwas nicht wiederholen kann".
Nicht nur der Frankfurter Einsatz hatte zuletzt eine Debatte ausgelöst, hinzu kamen auch Videos von Polizeiaktionen in DĂŒsseldorf und Hamburg. Auf dem Handy-Video aus Hamburg etwa war zu sehen, wie mehrere Beamte einen Jugendlichen niederringen. In einer lĂ€ngeren Fassung des Videos ist zu erkennen, dass der Jugendliche sich zuvor gegen zwei Polizistinnen und zwei Polizisten heftig gewehrt hatte und sie immer wieder krĂ€ftig zur Seite schubste.
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin sagte, deutsche Polizisten mit ihrer dreijĂ€hrigen Ausbildung gĂ€lten als die bestausgebildeten der Welt. Die ungefĂ€hr 300.000 Polizistinnen und Polizisten im Land machten "mit wenigen Ausnahmen einen sehr guten Job", handelten verhĂ€ltnismĂ€Ăig und stĂŒnden auf dem Boden der Gesetze. Die Aufarbeitung einzelner VorfĂ€lle mĂŒsse vor Ort geschehen.
Mit Ausnahme von Bundespolizei und Bundeskriminalamt ist Polizei in Deutschland LĂ€ndersache. "Man kann anhand von kleinen Videoschnipseln, möglicherweise noch ohne Ton, nicht auf den gesamten Sachverhalt schlieĂen", sagte der Sprecher. "Das ist Aufgabe der Behörden vor Ort, das passiert auch." Im Zweifel komme es zu Disziplinarverfahren oder strafrechtlichen Ermittlungen.