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Corona-Explosion im Berchtesgadener Land: Wie konnte es so weit kommen?


Lockdown im Berchtesgadener Land
Corona-Explosion – wie konnte es so weit kommen?


Aktualisiert am 19.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Masken aus dem Berchtesgadener Land: Hier sind die Neuinfektionen massiv angestiegen.Vergrößern des Bildes
Masken aus dem Berchtesgadener Land: Hier sind die Neuinfektionen massiv angestiegen. (Quelle: dpa)

Auf den traurigen Corona-Rekord im Berchtesgadener Land folgt der Lockdown: Der Landrat verkündet harte Ausgangsbeschränkungen. Die Verantwortlichen rätseln ob des rasanten Ausbruchs.

"Wir haben Großes vor", sagt Landrat Bernhard Kern, als er am späten Montagabend vor die Presse tritt. In seinem Landkreis, dem Berchtesgadener Land, sind über das Wochenende die Corona-Zahlen massiv angestiegen. Bereits vergangene Woche hatte der Landkreis auf die steigenden Zahlen mit neuen Maßnahmen reagiert: "Vielleicht hat das Ganze nicht gefruchtet", sagt Kern nun. Deswegen müssten nun die "Daumenschrauben" nochmal angezogen werden.

Was das bedeutet, hatte der Krisenstab kurz zuvor beschlossen: Strikte Ausgangsbeschränkungen für zwei Wochen. Das Verlassen der Wohnung ist ab Dienstagmittag nur noch aus triftigen Gründen erlaubt, beispielsweise für den Gang zur Arbeit, Arztbesuche, Einkäufe und Sport. Schulen werden geschlossen, Veranstaltungen außer Gottesdiensten sind untersagt und auch Restaurants, Bars und Hotels müssen weitgehend schließen. In Fußgängerzonen der größeren Städte gilt eine Maskenpflicht. "Wir haben uns im Frühjahr nicht vorstellen können, dass es nochmal so weit kommen kann", sagt Kern.

Einen denkwürdigen Tag für das Berchtesgadener Land, so nennt es der Landrat. Es falle ihm nicht leicht, als einziger Landkreis solch drastische Maßnahmen zu verkünden. Doch auch die Regierungspräsidentin von Oberbayern, Maria Els, sagt: "Wir müssen uns klarmachen, dass die Maßnahmen einschneidend sind, aber auch notwendig."

Wie konnte es soweit kommen?

Noch Anfang Oktober gab es im Berchtesgadener Land so gut wie keine Neuinfektionen – nun ist die Zahl explodiert: Über das Wochenende sind 118 Infektionen gemeldet worden. Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 252 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern am Montagmorgen liegt das Berchtesgadener Land auf einmal an der Spitze des Infektionsgeschehens in Deutschland.

Wie es zu der Infektionswelle kommen konnte, ist noch nicht ganz klar. Noch am Vormittag sagt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, "Ausgangspunkt" sei "auch wieder eine entsprechende Party" gewesen. Bereits vergangene Woche berichtet das Landratsamt von einer Party, die einen massiven Anstieg in der Zahl der Neuinfektionen zufolge hatte.

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Doch das ist diesmal eben nicht alles, auch das deutet Söder am Vormittag an. Und die Regierungspräsidentin Maria Els bestätigt es am Abend: Die Infektionen ließen sich nicht mehr auf einzelne Orte zurückführen, sondern seien diffus und beträfen den ganzen Landkreis. Das macht die Lage zusätzlich kompliziert.


Klar ist, dass sich die Lage seit einigen Tagen verschärft. Über das Wochenende vom 10. und 11. Oktober hatten sich die Zahlen der Neuinfektionen drastisch erhöht, laut Landratsamt lag der Inzidenzwert am Montag, den 12. Oktober, bereits bei 57,6 Infizierten pro 100.000 Einwohnern. In der Pressemitteilung schreibt das Amt, auf einer Party hätte es Ansteckungen gegeben. Die habe im nördlichen Teil des Landkreises stattgefunden. Neuinfektionen gebe es zwar im ganzen Landkreis, dort aber liege ein Schwerpunkt.

Landrat sendete vergangene Woche dringenden Appell

Noch am Sonntag, dem 11. Oktober, sendet Landrat Bernhard Kern einen dringenden Appell: "Vermeiden sie jetzt am Sonntag unbedingt kritische Situationen – und halten sie sich an die Hygienevorschriften und Abstandsregeln." Nur zwei Tage später setzt das Landratsamt eine Allgemeinverfügung in Kraft: Zu privaten Feiern dürfen nur noch 25 Leute kommen, es gilt eine Sperrstunde, und auch in Bars dürfen maximal nur fünf Leute gemeinsam am Tisch sitzen.

Doch der Appell und die neuen Regeln kommen offenbar zu spät oder reichen nicht aus, um den aktuellen Ausbruch zu verhindern. Diejenigen, die nun als frisch Infizierte in der Statistik auftauchen, dürften sich zu diesem Zeitpunkt bereits angesteckt haben.

Polizei löst am Samstag noch Party in einer Shisha-Bar auf

Nun sehen sich die Bewohner mit den Konsequenzen konfrontiert. Die Watzmann-Therme in Berchtesgaden kündigt an, vorübergehend zu schließen. Die Stadt Bad Reichenhall richtet eine Notbetreuung für Schülerinnen und Schüler ein.

Mit etwas Pech könnten die Zahlen noch weiter steigen: Am Samstag kontrolliert die Polizei in der Stadt Freilassing eine Shisha-Bar und stellt erhebliche Verstöße fest. Die Beamten treffen dort statt der erlaubten 80 mehr als 100 Leute an, von denen sich kaum jemand an die Hygieneregeln hält. Nicht einmal die Namen der Gäste werden auf einer Liste festgehalten. Ob sich auch hier jemand angesteckt hat, werden die Neuinfektionszahlen in etwa einer Woche zeigen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Pressemitteilungen des Landratamts
  • Mit Infos der Nachrichtenagentur dpa
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