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Hamburg: Uni-Präsident verteidigt umstrittenes Papier zum Corona-Ursprung


Corona aus dem Labor?
Uni-Präsident verteidigt umstrittenes Papier

Von t-online, joh

03.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Wuhan: In der chinesischen Stadt wird von der WHO ein Labor untersucht.
Suche nach Virus-Ursprung: Hier wird ein verdächtiges Fledermaus-Labor in Wuhan inspiziert. (Quelle: Glomex)
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In einem Papier erklärte ein Hamburger Professor seine Theorie zum Ursprung des Coronavirus – und verkaufte es als Studie. Daraufhin entbrannte eine heftige Debatte und viel Kritik an seiner Uni. Nun meldet sich deren Präsident zu Wort.

Der Hamburger Physikprofessor Roland Wiesendanger hatte mit einem Papier zum Coronavirus hitzige Diskussionen ausgelöst. Darin hatte er behauptet, dass der Ursprung des Coronavirus in einem Labor im chinesischen Wuhan zu finden sei. An seinem Papier, das die Uni als Studie bezeichnete, gab es viel Kritik: Zu heikel waren seine Ausführungen, zu fragwürdig seine wissenschaftlichen Methoden.


Nun hat sich Dieter Lenzen, der Präsident der Universität Hamburg, in einer Videobotschaft an die Unibeschäftigten zu dem Fall geäußert, wie der "Spiegel" berichtet. Lenzen sagte demnach, es sei "unsere Pflicht, eine solche Hypothese anzuhören, abzuwägen und zu diskutieren". Man müsse beunruhigt sein, wenn es denkbar wäre, dass ein Laborunfall Millionen Menschen das Leben koste, berichtet das Magazin. "Es ist unsere Aufgabe, in kommenden Diskussionen in der Wissenschaft, sicher auch in der Universität zu erörtern, ob diese Hypothese zutreffen könnte." Es sei "besser eine unsichere Hypothese zur Diskussion zu bringen, als eine am Ende richtige verschwiegen zu haben".

Lenzen: Keine Studie sondern Thesenpapier

Lenzen räumte allerdings auch Fehler im Umgang mit der Veröffentlichung ein. Vom Begriff der Studie rücke er ab. Wiesendangers "Thesenpapier" sei eine Analyse. Man habe niemanden provozieren wollen. "Wenn dieser Eindruck entstanden sein sollte, dann bitte ich um Nachsicht." Um "Missverständnisse zu vermeiden", wolle man künftig stärker zwischen Forschungsergebnissen und "wissenschaftspolitischen Thesen" trennen.

Wiesendanger kam in seinem Papier auf recht unkonventionelle Weise zum Ergebnis, dass sowohl Zahl als auch Qualität der Indizien für einen Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan als Ursache der Pandemie sprechen. Seine Quellen sind dabei unter anderem Youtube-Videos – womit er eine Welle der Empörung im Netz ausgelöst hat.

Uni-Präsident Dieter Lenzen hatte sich zuvor nicht äußern wollen. Nach Aussagen des Physikers Wiesendanger hatte dieser ihn sogar zur Veröffentlichung ermuntert. "Er hat mich ermutigt, in meiner Rolle als Wissenschaftler, diese Dinge jetzt in die Öffentlichkeit zu bringen und nicht nur in Wissenschaftskreisen zur Diskussion zu stellen", sagte Wiesendanger der Deutschen Presse-Agentur.

Wiesendanger selbst ficht die Kritik nicht an. "Es war mir vollkommen bewusst, was da auf mich zukommt." Auch die vorsichtige Absetzbewegung der Hamburger Wissenschaftsbehörde scheint ihn nicht zu beeindrucken. Dabei hat die klargestellt: "Wissenschaftsfreiheit ist ein unverrückbares Gut. Gleichwohl gilt für alle Form wissenschaftlicher Forschung, dass bei unklarer oder unsicherer Datenlage Zurückhaltung in der Bewertung angebracht ist", sagte ein Sprecher von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne).

Wiesendanger kündigte dagegen an: "Es ist vollkommen klar, wir werden die Studie jetzt zeitnah in vielen anderen Sprachen zur Verfügung stellen." Die Problematik müsse thematisiert werden unter der Bevölkerung vieler Länder. "Das ist keine Studie für wissenschaftliche Fachpublikationen." Wiesendanger hatte seine Untersuchung auf der Plattform "Research Gate" als soziales Netzwerk für Forscher hochgeladen, in wissenschaftlichen Fachblättern ist sie bislang nicht erschienen.

WHO untersucht Corona-Ausbruch in Wuhan

Hamburgs Wissenschaftsbehörde verwies in ihrer Stellungnahme auch auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die erst vor Kurzem das Ausbruchsgeschehen in Wuhan untersucht hat. Wann deren endgültiger Bericht vorgelegt wird, steht jedoch nach wie vor nicht fest. Dass das Virus aus einem chinesischen Labor entwich, hatte der beteiligte Experte Peter Ben Embarek zum Ende des Besuchs aber bereits als unwahrscheinlich bezeichnet.

Das Wuhan-Institut für Virologie (WIV) sammelt und bearbeitet Virusproben und forscht dabei auch mit Coronaviren von Fledermäusen. Daher ist eine der zu prüfenden Theorien zum Ursprung, dass Sars-CoV-2 dort absichtlich erzeugt wurde oder versehentlich entstand und dann entwich. In Wuhan waren Anfang Dezember 2019 erstmals Ansteckungen mit dem neuen Erreger entdeckt worden.

Die Suche nach der Herkunft des Erregers gilt als politisch heikel. China fürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert zu werden – wäre das Virus tatsächlich aus einem Labor entwichen, könnten Entschädigungsforderungen weltweit drohen. Für Wiesendanger steht aber schon fest, dass er Recht hat.

Verwendete Quellen
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