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Astrazeneca-Desaster: Merkel muss etwas machen, was gar nicht zu ihr passt


Astrazeneca-Debakel
Merkel muss etwas machen, was gar nicht zu ihr passt

MeinungEin Kommentar von Martin Trotz

Aktualisiert am 31.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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Angela Merkel: Hier verrät die Bundeskanzlerin, ob sie sich selbst mit dem Astrazeneca-Wirkstoff impfen lassen würde. (Quelle: t-online)

Das Chaos um Astrazeneca nimmt kein Ende. Viele Deutsche haben das Vertrauen in den Impfstoff verloren. Jetzt braucht es ein deutliches Zeichen – von ganz oben.

"Wenn ich Astrazeneca bekomme, fahre ich sofort wieder nach Hause", sagte mein 90-jähriger Opa kurz vor seiner Impfung vor wenigen Tagen. Er hätte sich nicht sorgen müssen: Am Ende erhielt er das Mittel von Biontech, das bei vielen Bürgern als "Premium-Impfstoff" gilt. Sein Beispiel zeigt aber, wie stark das Vertrauen vieler Deutscher in das Astrazeneca-Vakzin inzwischen erschüttert ist.

Das ist verständlich: Gerade erst wurde die Empfehlung für den Einsatz des Impfstoffes erneut geändert. Zur Erinnerung: Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfahl Astrazeneca zunächst nur für Menschen unter 65 Jahren. Die Begründung: zu wenige vorliegende Daten. Dann folgte der vorübergehende Impfstopp für Astrazeneca in Deutschland. Grund waren einige Thrombosefälle, die nach Impfungen bei jüngeren Frauen aufgetreten waren. Nach wenigen Tagen wurde der Stopp wieder aufgehoben.

Kurswechsel und Einzelfälle geben leider den Takt vor

Und jetzt? Die Impfkommission empfiehlt, den Corona-Impfstoff von Astrazeneca in Deutschland grundsätzlich nur noch bei über 60-Jährigen einzusetzen. Bund und Länder haben sich dieser Empfehlung bereits angeschlossen. Wieder geht es um das Auftreten seltener, aber schwerer Nebenwirkungen bei jüngeren Geimpften.

Es handelt sich um 31 Fälle von Hirnvenenthrombosen, die zuletzt im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55. So sind zuletzt zwei Frauen im Raum Rostock und Euskirchen verstorben.

Das ist schrecklich und unglaublich tragisch.

Doch erstens: Der genaue medizinische Zusammenhang ist noch gar nicht genau erfasst. Zweitens: Mittlerweile sind fast 3,5 Millionen Astrazeneca-Dosen verimpft. Die Wahrscheinlichkeit schwerer Nebenwirkungen ist also äußerst gering. Und drittens: Jetzt ist klar, dass die Wirkstoffe von Biontech und Astrazeneca sogar gleich wirksam sind bei älteren Menschen. Das zeigen aktuelle Daten aus England.

Deutsche verunsichert – jetzt hilft nur ein klares Zeichen

Das Hin und Her um Astrazeneca hat Millionen Menschen in Deutschland verunsichert. Und dann setzte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gestern noch einen drauf: "Wer will und wer es sich traut quasi, der soll auch die Möglichkeit haben" und sich mit Astrazeneca impfen lassen. Und im gleichen Atemzug: Astrazeneca funktioniere nicht wie erhofft. Da sei ja jeden Tag irgendein neues Problem zu erwarten. Was ist das bloß für eine verheerende Wortwahl? Der CSU-Chef ist so mitverantwortlich für die Impfskepsis in diesem Land.

Das Chaos rund um den Astrazeneca-Impfstoff ist nur noch durch klare Zeichen zu kitten: Angela Merkel muss sich sofort mit dem Vakzin impfen lassen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat es vor fast zwei Wochen öffentlichkeitswirksam vorgemacht. Das passt nicht zur Art und Politik von Merkel, ist aber ein wichtiger und notwendiger Schritt. Denn die Kanzlerin genießt nach wie vor ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung, ihr Fehlereingeständnis nach der verkorksten Osterruhe-Idee beim letzten Bund-Länder-Gipfel kam gut an.

Jetzt müssen Sie selbst ran, Frau Bundeskanzlerin!

Das war menschlich und auf spezielle Art vertrauensbildend – und genau diese Komponenten braucht es jetzt inmitten der lahmenden Impfkampagne. Die 66-jährige Kanzlerin fällt genau in die neu empfohlene Altersgruppe für das Astrazeneca-Vakzin. Merkel muss sofort geimpft werden, um Vertrauen zu schaffen. Um zu zeigen, dass die Angst vieler Deutscher vor dem Impfstoff unbegründet ist. Die Kanzlerin wäre in wenigen Wochen ohnehin dran. Doch die Folgen der Stiko-Empfehlungen sind zu weitreichend, die Gefahr von Chaos in den Impfzentren zu groß, als dass gewartet werden kann.

Wir müssen jetzt impfen, jetzt vorankommen, jetzt Leben retten – und das eben auch mit Astrazeneca. "Würden Sie sich impfen lassen mit Astrazeneca?" Die typische Talkshow-Frage an Politiker reicht nicht mehr. Handeln statt reden – also mit der Merkel-Impfung auch anfangen, eins der größten Probleme der Corona-Krise in Deutschland zu überwinden.

Was die Kanzlerin zu ihrer potentiellen Impfung mit Astrazeneca sagt, sehen Sie oben im Video – auch hier finden Sie ihre Stellungnahme dazu.

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