Gerhard Trabert: Linken-Präsidentschaftskandidat fordert mehr Hilfen für Arme

Berlin (dpa) - Der Linken-Präsidentschaftskandidat Gerhard Trabert fordert deutlich mehr Hilfen für Arme und Langzeitarbeitslose. Die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze um drei Euro zu Jahresbeginn sei enttäuschend, sagte der Mainzer Sozialmediziner bei der Vorstellung seiner Bewerbung.

Er nannte die soziale Ungleichheit in Deutschland die "Mutter aller politischen Probleme". Der parteilose Arzt war am Montag von der Fraktions- und Parteispitze der Linken als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten nominiert worden.

Gewählt wird am 13. Februar. Da Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier breite Unterstützung für eine Wiederwahl hat, gilt Traberts Kandidatur als aussichtslos. Dennoch hofft die Linke, mehr als ihre eigenen 71 Stimmen zu mobilisieren. Es gehe um "71 plus x", sagte Fraktionschef Dietmar Bartsch. Trabert sei "der richtige Kandidat zur richtigen Zeit", meinte Linken-Chefin Janine Wissler.

Trabert erinnerte daran, dass er seit 28 Jahren für die medizinische Versorgung von Wohnungslosen arbeitet. "Ich habe das Gefühl, dass die soziale Ungleichheit zugenommen hat", sagte er. Die Löcher im sozialen Netz seien immer größer geworden. Als zweites großes Thema nannte er Hilfen für Geflüchtete. Niemand könne nur von Bildern her ermessen, wie es sei, einen Ertrinkenden aus dem Mittelmeer zu ziehen. Menschenrechte würden immer häufiger auch von Demokratien gebrochen, etwa wenn Migranten in Kroatien in Abbruchhäusern hausen müssten, sagte Trabert.

All diese Ungerechtigkeiten hätten ihn bewogen, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren. "Es geht nicht um eine Profilierung meiner Person", betonte Trabert. Sollte er wider Erwarten doch ins höchste Staatsamt gewählt werden, würde er nach eigenen Worten zuerst Initiativen von Wohnungslosen in den Amtssitz Schloss Bellevue einladen und versuchen, seine bisherige Arbeit im Arztmobil zumindest alle zwei Wochen fortzusetzen.

Trabert ist Arzt und Professor für Sozialmedizin in Mainz und Gründer des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland. Für seine Arbeit erhielt er unter anderem das Bundesverdienstkreuz. Bei der Bundestagswahl 2021 hatte er sich vergeblich für die Linke um ein Direktmandat beworben. Er sagte, er sei immer parteilos gewesen und wolle dies auch bleiben.