Expertenrat beklagt "systemisch geduldeten Mangel an Daten"

Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hat das Fehlen einer koordinierten Gesundheitskommunikation in Deutschland angeprangert. In seiner jΓΌngsten Empfehlung spricht sich das Gremium fΓΌr eine neue Institution aus.
Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hat eine Empfehlung fΓΌr eine neue Institution ausgesprochen, deren Aufgabe es sein soll, die BevΓΆlkerung bei Gesundheits- und Risikofragen besser aufzuklΓ€ren und somit unter anderem Falschinformationen effektiver zu bekΓ€mpfen.
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In einer Stellungnahme, die t-online vorliegt, schreibt das Gremium: "Ein Mangel an UΜbereinstimmung von verfuΜgbaren Informationen, ihrer Bewertungen und den resultierenden Empfehlungen traΜgt zu Verunsicherung der BevoΜlkerung bei, bietet AngriffsflaΜche fuΜr Falsch- und Desinformation, untergraΜbt das Vertrauen in staatliches Handeln und gefaΜhrdet den Erfolg von wichtigen MaΓnahmen zum Schutz der Gesundheit."
Der Experten rat empfehle daher eine rasche Verbesserung der aktuellen Kommunikation und Informationsangebote. Um eine "effektive Risiko- und Gesundheitskommunikation" zu gewΓ€hrleisten, sind laut dem Gremium vier Bausteine notwendig:
- die Generierung des besten verfΓΌgbaren Wissens unter BerΓΌcksichtigung von relevanten Studien, Statistiken und Kennzahlen, der Beobachtung von Reaktionen der BΓΌrger auf verschiedene MaΓnahmen sowie die Identifikation von Trends und Falschinformationen.
- die Γbersetzung der Daten in einfach zugΓ€ngliche Formate, die auf Menschen in verschiedenen Zielgruppen ansprechend, aufklΓ€rend und verstΓ€ndlich wirken. Diese sollte es den Menschen einfacher machen, wissenschaftlich fundierte Entscheidungen zu treffen. Dazu heiΓt es in der Stellungnahme unter anderem: "Ziele sollen AufklΓ€rung und nicht Werbung oder Persuasion sein." Um die Verbreitung von Falschinformationen zu stoppen sei zudem eine Zusammenarbeit mit anderen nationalen und internationalen Gesundheitsorganisationen essenziell.
- die Verbreitung der erarbeiteten Formate in modernen Kampagnen mit groΓer Reichweite und Medienvielfalt. Dabei sollte in Betracht gezogen werden, welche Zielgruppe welche Plattformen als vertrauenswΓΌrdig beurteilt. Neben sozialen Medien etwa sei auch die persΓΆnliche Kommunikation mit Γrzten, an Impfstellen oder an Schulen wichtig.
- eine Bewertung und falls nΓΆtig Anpassung der Strategie und ihrer erzielten Resultate.
Auch wenn BehΓΆrden und Ministerien Teile davon realisierten, gebe es bislang keine Institution, die bundesweit Gesundheitskommunikation nach diesen Prinzipien koordiniere und umsetze. Um dies zu ermΓΆglichen, sollten die bestehenden Kompetenzen gebuΜndelt und fehlende ergaΜnzt werden, schreibt der Rat.
"Systemisch geduldeter Mangel an Daten"
Die Corona-Pandemie habe die fehlende VerfuΜgbarkeit an Daten im Vergleich zu anderen LaΜndern offensichtlich gemacht und zeige, wie dieser "systemisch geduldete Mangel an Daten" die BekaΜmpfung der Pandemie erschwere. "Insgesamt ist die mangelhafte Digitalisierung im Gesundheitssystem in Deutschland ein groΓes Hindernis", heiΓt es in dem Papier.
Dem Covid-Expertenrat zur Beratung der Bundesregierung gehΓΆren unter anderem der Virologe Christian Drosten, die Virologin Melanie Brinkmann und die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, an. Alle 18 Mitglieder des Rates stimmten der Stellungnahme zu.
- Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19