Aktuelle Umfrage Mehrheit der jungen Deutschen lehnt Wehrpflicht ab

Wegen der aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa wird hierzulande die Einführung einer Dienstpflicht diskutiert. Bei jungen Deutschen stößt die Idee vornehmlich auf Ablehnung.
Junge Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge mehrheitlich keine Lust auf Wehrdienst oder eine andere Dienstpflicht. 55 Prozent der 16- bis 26-Jährigen in Deutschland lehnen die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht ab, 38 Prozent sind dafür, wie aus einer repräsentativen YouGov-Befragung für die Studie "Junges Europa 2025" der Tui-Stiftung hervorgeht, die in Berlin vorgelegt wurde.
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In der jährlich erscheinenden Studie werden die Einstellungen junger Europäer aus mehreren Ländern zur EU, zur Demokratie und zu verschiedenen anderen Themen abgefragt, auch zu ihrem persönlichen Befinden. Als das Thema Dienstpflicht vor zwei Jahren letztmalig abgefragt wurde, waren noch 42 Prozent der Befragten in Deutschland dafür und 47 Prozent dagegen.
Vor dem Hintergrund der sicherheitspolitischen Lage mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wird in Deutschland seit Längerem über eine Reaktivierung der Wehrpflicht diskutiert.
Junge Briten wären gerne in der EU
Dass Deutschland Teil der EU ist, findet eine große Mehrheit (80 Prozent) der befragten jungen Menschen im Land gut – eine deutlich größere Zustimmung als in anderen Ländern, wo aber auch jeweils die Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen für eine EU-Mitgliedschaft ist. In Großbritannien, das 2021 aus der Gemeinschaft ausgetreten war, fänden es 73 Prozent der 16- bis 26-Jährigen eine gute Sache, wenn ihr Land Teil der EU wäre.
45 Prozent der jungen Deutschen halten Migration und Asyl für das gegenwärtig wichtigste politische Problem in der EU, Umwelt- und Klimaschutz sowie Außenpolitik und Verteidigung landen mit jeweils 39 Prozent auf Platz zwei.
Die Skepsis gegenüber Zuwanderung ist der Befragung zufolge gewachsen und der Anteil junger Menschen in Deutschland, die sich selbst rechts der Mitte einordnen, hat seit 2021 zugenommen – von 8 auf 14 Prozent. Allerdings ist auch der Anteil derjenigen, die sich links der Mitte einordnen, von 32 auf 43 Prozent gestiegen. Die Mitte schrumpft also. In anderen Ländern gibt es der Studie zufolge ähnliche Entwicklungen.
Optimisten bleiben in der Mehrheit
55 Prozent der jungen Menschen in Deutschland blicken optimistisch und 40 Prozent pessimistisch in die Zukunft. Hier zeigt sich über die Jahre: Die Kurve beim Optimismus zeigt nach unten, die beim Pessimismus nach oben. Ähnlich sieht das in Italien oder Polen aus. In Frankreich gibt es einen Zickzack-Kurs, ebenso wie in Großbritannien, wo der Stimmungstrend aber inzwischen wieder nach oben zeigt. In allen untersuchten Ländern sind die Optimisten aber in der Mehrheit.
Das Meinungsforschungsinstitut YouGov befragte im April und Mai 6.703 Menschen zwischen 16 und 26 Jahren in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Polen und Großbritannien. In Deutschland waren es 1.013 Befragte.
- Nachrichtenagentur dpa