"War ein Fehler" Ex-Wahlkampfchef äußert deutliche Kritik an Baerbock

Damals war er grüner Wahlkampf-Manager für Baerbock, heute Staatssekretär unter Habeck. Im Spiegel-Interview äußert Michael Kellner Kritik an Baerbocks damaliger Kanzlerkandidatur.
Der Grünenpolitiker Michael Kellner, ehemals politischer Geschäftsführer und damit für den Grünen-Wahlkampf 2021 verantwortlich, hat sich in einem Spiegel-Interview deutlich von der früheren Spitzenkandidatin Annalena Baerbock distanziert.
Baerbock hatte als Kanzlerkandidatin ein Buch veröffentlicht, das sich zum Teil aus wörtlich abgeschriebenen Passagen zusammensetzte. Erst nach massivem öffentlichem Druck wollten die Grünen die schweren handwerklichen Mängel einräumen.
Kellner sagt heute: "Dieses Buch war nicht Teil der Wahlkampfchoreografie. Es war weder Vorschlag unserer Agentur noch der Öffentlichkeitsarbeit, noch des Wahlkampfteams." Das Buch sei vielmehr auf Vorschlag von Annalena Baerbock entstanden.
Kellner hatte Baerbock damals gegen Kritik verteidigt und von "Rufmord" gesprochen. Zudem hatte Baerbocks Kandidatur laut Kellner damals mit "vollkommen absurden Attacken und Desinformationen zu kämpfen". Die Verteidigung des Buches habe jedoch nicht zu solchen Attacken gehört, so sagt Kellner heute: "Meine Verteidigung des Buchs war im Nachhinein ein Fehler, denn es hatte Plagiate."
Cool bleiben bei Kritik?
Im Spiegel-Interview wird Kellner zudem auf die oftmals weinerlich empfundene Art der Grünen und die generelle Unsouveränität bei Kritik angesprochen. Laut Kellner sei es "richtig, sich gegen falsche Vorwürfe zu wehren, dies müsse klar sein".
Jedoch gewinne man mit "Weinerlichkeit und Mimimi" keine Unterstützung. "Das ist aber leichter gesagt als getan. Wir arbeiten unter einem krassen Druck. Da ist es nicht immer einfach, cool zu bleiben."
Mittlerweile ist Kellner Parlamentarischer Staatssekretär unter Vizekanzler Robert Habeck und gilt als dessen Vertrauter.
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