Rekrutierungsoffensive der Bundeswehr Zahlt der Staat bald den Führerschein?

Die Bundeswehr soll angesichts der internationalen Sicherheitslage deutlich wachsen. Doch woher soll der Nachwuchs kommen? Das neue Wehrpflichtmodell sieht verschiedene Anreize vor.
Wer freiwillig zur Bundeswehr geht, könnte künftig einen Teil der Kosten für den Autoführerschein erstattet bekommen. Diese und ähnliche Anreize sind nach Informationen aus Kreisen des Bundesverteidigungsministeriums geplant, um mehr junge Menschen für die Truppe und den angekündigten neuen Wehrdienst zu gewinnen.
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So könnte es neben einer verbesserten Besoldung Verpflichtungsprämien für diejenigen geben, die sich länger an die Bundeswehr binden. Zudem sind Angebote wie persönliche Weiterbildungen für die berufliche Entwicklung, Sportcamps für Rekruten und erleichterte Zugänge zu Sprachkursen für Nichtmuttersprachler geplant.
Wehrdienst bleibt freiwillig
Flankiert werden sollen die Reformen von einer intensiven Werbekampagne, die auf die Vorteile einer Bundeswehrkarriere wie ein hohes Grundgehalt, kostenlose Unterkunft, Gesundheitsversorgung und Bahnfahrten sowie günstige Verpflegung und das Erleben von Gemeinschaft hinweist.
Wer heute 15 und jünger ist, muss sich darauf gefasst machen, wie frühere Generationen mit 18 wieder gemustert zu werden. "Durch die Reaktivierung einer verpflichtenden Musterung für 18-jährige junge Männer ab dem Jahr 2028 werden wir das Lagebild insbesondere über die gesundheitliche Eignung ergänzen", heißt es. Junge Männer sollen außerdem einen Fragebogen zur Wehrbereitschaft erhalten, den sie beantworten müssen; Frauen können das freiwillig tun.
Der neue Wehrdienst bleibt auch erst einmal freiwillig. Im Gesetzentwurf dazu, der voraussichtlich Ende August vom Bundeskabinett auf den Weg gebracht wird, soll aber Vorsorge für eine mögliche Reaktivierung der Wehrpflicht getroffen werden. "Voraussetzung ist, dass der Bedarf an höheren Rekrutenzahlen aufgrund der Sicherheitslage steigt, dieser aber nicht durch Freiwillige gedeckt werden kann und die Zustimmung des Bundestages vorliegt."
Bundeswehr fehlen Soldaten
Ziel ist es den Angaben zufolge, die Zahl der neu zur Bundeswehr kommenden freiwillig Wehrdienstleistenden jährlich um 3.000 bis 5.000 zu erhöhen, sodass ab 2031 pro Jahr bis zu 40.000 Frauen und Männer über das neue Wehrdienstmodell rekrutiert werden.
Nach den neuen Nato-Zielen, die mit Blick auf eine Bedrohung aus Russland angepasst wurden, muss die Bundeswehr eine Personalstärke von mindestens 60.000 zusätzlichen Männern und Frauen und 200.000 Reservistinnen und Reservisten erreichen. Aktuell hat die Truppe etwa 182.000 aktive Soldaten, laut Verteidigungsministerium sollen es mindestens 260.000 werden.
- Nachrichtenagentur dpa