t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandInnenpolitik

Eklat im Gesundheitsministerium: Pressesprecher droht Journalisten


Eklat im Gesundheitsministerium
Sprecher droht Journalisten: "Wäre mir eine Riesenfreude"


Aktualisiert am 26.07.2025 - 09:06 UhrLesedauer: 3 Min.
imago images 141363482Vergrößern des Bildes
Hanno Kautz, Pressesprecher des Bundesgesundheitsministeriums: "Die Drohung war ironisch gemeint – und ich finde in der Art der Formulierung auch als Ironie zu erkennen." (Quelle: Chris Emil Janssen via www.imago-images.de/imago)
News folgen

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat Journalisten zum Hintergrundgespräch eingeladen. Nach dem vermeintlichen Routinetermin ging es hoch her. Der Ministeriumssprecher verschickte eine Drohmail.

Nach einem Hintergrundgespräch mit Journalisten im Bundesgesundheitsministerium ist es zu einem Eklat gekommen. Der Pressesprecher Hanno Kautz drohte in einer Rundmail unverhohlen den Teilnehmern. Er setzte in der E-Mail, die t-online vorliegt, auch eine Art Kopfgeld aus. "Für Hinweise, die zur Ergreifung des Übeltäters/der Übeltäterin führen, setze ich eine Belohnung in Höhe von Exklusiv-Informationen nicht unter einer Agenturmeldung aus", heißt es in der Mail, die allen Teilnehmern zuging und unter denen sich danach offenbar erheblicher Unmut regte.

Loading...

Vertrauliche Runde

Was war passiert? In dem Hintergrundgespräch am Dienstagabend um 19 Uhr wollten die Ministerin Nina Warken (CDU) und ihr Stab, wie üblich, in kleiner Runde über aktuelle Gesetzesvorhaben informieren. In solchen Hintergrundrunden gelten in der Branche bekannte Vertraulichkeitsregelungen. Die Termine sind aber nicht geheim.

Sie sind üblicherweise "unter drei", dürfen also für die Berichterstattung nicht ohne Weiteres verwendet werden. Vor allem dürfen die Urheber der Information nicht genannt werden, was weitere eigene Recherchen voraussetzt. Explizit so gekennzeichnete Informationen können allerdings "unter zwei" verwendet werden, sie werden in der Berichterstattung also oft beispielsweise "Kreisen im Ministerium" zugeordnet.

Ein Papier und ein Foto

Bei der Runde am Dienstagabend, zu der sich eine Reihe von Hauptstadtjournalisten eingefunden hatte, verteilte Kautz explizit "unter zwei" ein zweiseitiges Papier zur anstehenden Krankenhausreform-Anpassung (KHAG). Der ehemalige "Bild"-Journalist Kautz wechselte 2018 ins Ministerium von Jens Spahn. Seitdem erarbeitete er sich den Ruf, nicht zimperlich mit Journalisten umzugehen, die in seinen Augen zu kritisch sind oder falsch berichten.

Nach der Hintergrundrunde kursierte von dem Papier ein Foto. Auch das ist nach solchen Terminen nicht unüblich. Ohnehin dürften die Informationen ja dem Ministerium "unter zwei" zugeordnet werden. Diesmal erregte das aber offenbar Ärger im Ministerium.

"Sie schaden sich damit selber"

Knapp 24 Stunden nach dem Termin verschickte Pressesprecher Kautz am Mittwochabend um 18.07 Uhr die Mail, die anschließend erheblichen Unmut auslöste: "Priorität Hoch". Darin heißt es, schon die Einladung zum Gespräch sei "in den parlamentarischen Raum gestreut worden". Besonderen Anstoß nahm Kautz aber offenbar an dem Foto.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

"Während des Hintergrundkreises hat ein/e Kollege/Kollegin ein Handy-Foto von den Unterlagen gemacht und dieses direkt ins Bayerische Gesundheitsministerium geschickt", heißt es in der Mail weiter. "Das ist eine Art der Unprofessionalität, die ich nicht mehr dulden werde. Sie schaden sich damit selber. Das heißt in der Konsequenz: weniger Informationen, weniger Zugang, kleinere Hintergrundkreise – keine Unterlagen."

"Setze ich eine Belohnung aus"

Besonderen Unmut erweckte allerdings der letzte Absatz des Schreibens: "Es wäre mir eine Riesenfreude den [sic] oder diejenige zu erwischen, der/die die Unterlagen weiterverbreitet hat. Die Chance, dabei erfolgreich zu sein, schätze ich zwar sehr gering ein. Aber Handyfotos fallen auf, denke ich mir. Deswegen mein Angebot: für Hinweise, die zur Ergreifung des Übeltäters/der Übeltäterin führen, setze ich eine Belohnung in Höhe von Exklusiv-Informationen nicht unter einer Agenturmeldung aus."

Haben Sie Hinweise zu einem unserer Artikel? Verfügen Sie über Einblicke in Bereiche, die anderen verschlossen sind? Möchten Sie Missstände mithilfe unserer Reporter aufdecken? Dann kontaktieren Sie uns bitte unter hinweise@stroeer.de .

Die Mail schloss mit dem Satz: "Und wen es jetzt juckt, auch mit dieser Mail hausieren gehen zu müssen: Auch diese Mail ist unter 3. Stinksauer, hak." Das ist das Kürzel des Pressesprechers. Die Rückmeldung fiel offenbar nicht wie erhofft aus.

Einen Tag später ruderte Kautz in einer weiteren Rundmail zurück, die t-online vorliegt: Da er mehrere Reaktionen erhalten habe, wolle er etwas klarstellen: "Die Empörung ist echt. Die Drohung war ironisch gemeint – und ich finde in der Art der Formulierung auch als Ironie zu erkennen." In der Mail heißt es weiter, nur "wenige" hätten sich "am Ton der Mail gestört", dafür "viele" daran, dass vermeintlich "die Vertraulichkeit des Hintergrunds" gebrochen wurde. Die "SMS aus dem Hintergrund" sei "ein klarer Verstoß". Auch diese Mail sei vertraulich.

Von einem Kopfgeld war da jedenfalls keine Rede mehr. Auf Anfrage von t-online wollte das Bundesministerium zum Vorgang keine Stellung nehmen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom