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Wie Suizidkapsel Sarco: Hinrichtung in den USA mit Stickstoff


Minutenlanger Todeskampf
Stickstoff-Hinrichtung in den USA – wie in Schweizer Suizidkapsel

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 27.09.2024Lesedauer: 3 Min.
Alan Eugene Miller (Archivbild): 2022 lag er bereits einmal in einer Hinrichtungskammer, aber die Henker fanden keinen Zugang zu seinen Venen.Vergrößern des BildesAlan Eugene Miller (Archivbild): 2022 lag er bereits einmal in einer Hinrichtungskammer, aber die Henker fanden keinen Zugang zu seinen Venen. (Quelle: Alabama Department of Corrections)

In den USA ist zum zweiten Mal ein Mensch mit Stickstoff hingerichtet worden. Zeugen beschreiben, wie Alan Eugene Miller zitterte und bebte.

Am Donnerstag ist im US-Staat Alabama ein zum Tode verurteilter Mörder mit Stickstoff hingerichtet worden. Es war nach der Hinrichtung von Kenneth Smith im Januar erst das zweite Mal, dass diese Methode angewandt wurde.

Einer anwesenden Reporterin des Portals "AL.com" zufolge öffnete sich um 18.12 Uhr der Vorhang vor dem Fenster, durch das Zeugen in die Hinrichtungskammer blicken konnten. Der Verurteilte, Alan Eugene Miller, sprach seine letzten Worte. "Ich habe nichts getan, weswegen ich hier sein sollte", sagte er dem Bericht zufolge. Dann bat er noch seine anwesenden Vertrauten – einen Freund und drei Geschwister –, sich um eine bestimmte Person zu kümmern und bedankte sich.

Um 18.18 Uhr hob er seinen Kopf und riss an den Fesseln

Anschließend begann die Hinrichtungsprozedur. Ab 18.16 Uhr sei Stickstoff durch Millers Gasmaske geströmt, berichtete die Reporterin. Zunächst hätten sich Millers Finger leicht bewegt, während der geistliche Beistand ihn am Bein berührt und für ihn gebetet habe.

Dann habe Miller tief Luft geholt. Um 18.18 Uhr habe er mehrmals seinen Kopf von der Trage, auf der er festgeschnallt war, gehoben. "Er kämpfte etwa zwei Minuten lang zitternd und bebend gegen die Fesseln", heißt es im Bericht der Beobachterin.

Sechs weitere Minuten keuchte Miller periodisch

Sechs Minuten lang habe Miller danach noch immer wieder nach Luft geschnappt. Um 18.23 Uhr habe sich ein Justizvollzugsbeamter zu ihm hinuntergebeugt und seinem Atem gelauscht. Um 18.32 Uhr sei der Vorhang zur Hinrichtungskammer geschlossen worden.

Der Bericht einer Reporterin der Nachrichtenagentur AP liest sich ähnlich. Auch sie spricht von zwei Minuten, während denen Miller zitterte und an den Fesseln riss, gefolgt von sechs Minuten periodischen, keuchenden Atmens.

Als offiziellen Todeszeitpunkt nannten die Behörden 18.38 Uhr. Alabamas Generalstaatsanwalt Steve Marshall, der bei der Hinrichtung nicht zugegen war, nannte die Stickstoff-Methode hinterher "human und effektiv".

Schweizer Suizidkapsel "Sarco" tötet auch mit Stickstoff

Das Prinzip der Hinrichtung ist dasselbe, wie es die Sterbehilfeorganisation "The Last Resort" vor wenigen Tagen zum ersten Mal in der sogenannten Suizidkapsel "Sarco" in der Schweiz angewandt hatte. Eine 64 Jahre alte, sterbewillige Frau hatte sich an einer Waldhütte unweit der Grenze zu Deutschland in diese Kapsel begeben und von innen auf einen Knopf gedrückt, um Stickstoff ausströmen zu lassen.

Medien nennen die futuristisch aussehende Kapsel eine "Todesmaschine" oder einen "Tesla für Sterbewillige". Es sei ein "friedlicher und würdiger Tod" gewesen, erklärte "The Last Resort" hinterher. Inwiefern diese Behauptung im Fall der 64-jährigen Sterbewilligen tatsächlich zutrifft, kann nicht überprüft werden.

In den Fällen der beiden in den USA bisher mit Stickstoff getöteten Männer gibt es allerdings erhebliche Zweifel. Der Todeskampf des Anfang Januar hingerichteten Kenneth Smith war Zeugen zufolge noch länger und heftiger als der von Miller. Die Vereinten Nationen sprachen damals von möglicher Folter und das Weiße Haus äußerte sich "zutiefst beunruhigt". Auch die EU übte Kritik.

2022 überlebte Miller einen Hinrichtungsversuch

Der 59-jährige Miller war wegen des Mordes von drei Arbeitskollegen im Jahr 1999 zum Tode verurteilt worden. Er lag schon einmal festgeschnallt auf einer Hinrichtungstrage: Ein erster Versuch, ihn durch eine tödliche Injektion hinzurichten, war im September 2022 abgebrochen worden, weil die Henker keinen Zugang zu seinen Venen fanden.

In 23 von 50 US-Bundesstaaten ist die Todesstrafe abgeschafft worden, in sechs anderen – Arizona, Kalifornien, Ohio, Oregon, Pennsylvania und Tennessee – ist sie ausgesetzt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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