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Britischer Autor Kureishi beschreibt Minuten nach schwerem Sturz


Erfolgsautor beschreibt schweren Sturz
"Ich glaubte, ich hatte noch drei Atemzüge übrig"

Von t-online, wan

07.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Hanif Kureishi blickt in die Kamera (Archivbild): Der britische Autor stürzte in Rom und ist teilweise gelähmt.Vergrößern des BildesHanif Kureishi blickt in die Kamera (Archivbild): Der britische Autor stürzte in Rom und ist teilweise gelähmt. (Quelle: Matteo Nardone via www.imago-images.de)
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Der britische Autor Hanif Kureishi ist nach einem Sturz in Rom teilweise gelähmt. Er schilderte eindrucksvoll, wie es zu dem Vorfall kam.

Der britische Erfolgsautor Hanif Kureishi hat in erschütternden Details seinen Sturz in Rom beschrieben, nach dem er weder Beine noch Arme bewegen kann. Er fürchtet, niemals wieder einen Stift halten oder laufen zu können. Auf Twitter schilderte er eindringlich, wie er die Minuten erlebte, die sein Leben verändern sollten. Der Schriftsteller war am 26. Dezember bei einem Aufenthalt in Rom umgefallen und mit Wirbelsäulenverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Er sei am Abend noch spazieren gewesen, auf der Piazza del Popolo, vorbei an der Villa Borghese und dann bei Ankunft in seiner Wohnung gefallen. "Ich hatte gerade gesehen, wie Mo Salah gegen Aston Villa ein Tor schoss, hatte ein halbes Bier getrunken, als ich begann mich schwindelig zu fühlen", erinnerte sich der 68-Jährige auf Twitter. "Ich lehnte mich nach vorn und legte den Kopf zwischen die Beine. Ein paar Minuten später wachte ich in einer Blutlache auf, mein Kopf war merkwürdig verdreht, meine Frau kniete neben mir."

"Ich glaubte, ich sterbe"

Der Autor beschrieb seine Empfindungen als "getrennt von sich selbst". Er habe halbkreisförmige Objekte gesehen, die sich ihm näherten – bis ihm klar wurde, dass es sich dabei um seine Hand handelte. "Ich glaubte, ich sterbe. Ich glaubte, ich hätte noch drei Atemzüge übrig." Ihm sei klar gewesen, dass es zwischen seinem Bewusstsein und seinem Körper keine Koordination mehr gab. Seine Frau habe ihn rufen gehört und sei zu Hilfe geeilt. "Sie hat mein Leben gerettet", sagte Kureishi.

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Kureishi wurde 1985 mit seinem Erfolgsstück "Mein wunderbarer Waschsalon" zunächst in England bekannt – einer pakistanisch-britischen Geschichte zweier Schwuler. Sie wurde später verfilmt und brachte dem Autor eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch ein. Mit dem Roman "Buddha aus der Vorstadt" gewann Kureishi seinen ersten Preis. Das Buch wurde von der BBC verfilmt, David Bowie schrieb die Filmmusik. Seitdem hat er mehrere Romane und Drehbücher geschrieben und auch selbst Filme produziert.

Mehrere Operationen an der Wirbelsäule

Nach seinem Sturz konnte Kureishi nach eigenen Angaben zunächst weder Arme und Beine bewegen. "Ich kann mich nicht an der Nase kratzen, ich kann keinen Anruf machen und nicht selbstständig essen", erklärte er seine Lage. Dies sei beschämend und eine Bürde für andere. Mittlerweile hätten sich nach einigen Operation an der Wirbelsäule geringe Verbesserungen gezeigt.

Er könne etwas fühlen und kleine Bewegungen durchführen, außerdem wolle er so bald wie möglich mit einer Physiotherapie beginnen. "Derzeit ist aber unklar, ob ich jemals wieder einen Stift in der Hand halten kann", befürchtet der Schriftsteller. Er hat öffentlich seine Leser um Tipps gebeten, welche Geräte und Computersoftware mit Sprachunterstützung er benutzen könne, um bald wieder zu schreiben und "eine Art halbes Leben" weiterzuleben.

Familie kritisierte autobiografische Anspielungen

Kureishi stammt aus demselben Londoner Vorort – Bromley – wie auch das verstorbene Pop-Chamäleon David Bowie. Der Star in Frauenkleidern half ihm in den 60er und 70er Jahren, seine Identität zwischen englischer und pakistanischer Kultur zu finden: "Er sagte, Identität ist nur eine Maskerade", erinnerte sich Kureishi. In seinen Büchern gibt es immer wieder Anspielungen über seine Familie. Die ist davon weniger begeistert. Seine Angehörigen sehen es nicht so gern, dass er nicht nur sein, sondern auch ihr Leben wiederholt für seine Bücher ausbeutet. Er wurde vor allem 1998 für seinen Roman "Rastlose Nähe" kritisiert, in dem ein Schriftsteller seine Frau und zwei Kinder für eine jüngere Frau verlässt. Kurz vorher hatte Kureishi seine Frau mit den gemeinsamen Zwillingssöhnen sitzen lassen.

Er hat sich trotz Rückschlägen – er wurde 2013 Opfer eines Betruges und verlor seine Ersparnisse – finanziell über Wasser halten können. Einer seiner Söhne sei einmal in sein Arbeitszimmer gekommen, habe sich mitleidig umgesehen und gesagt: "Das ist alles, was du tust, nicht wahr, du sitzt den ganzen Tag herum." "Aber ich mag es, weil ich in meiner Vorstellung lebe", sagte Hanif Kureishi zu seinem 65. Geburtstag dem "Irish Examiner". "Ich sitze nicht in einem Gefängnis."

Verwendete Quellen
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