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Synodaler Weg: Reformpläne der katholischen Kirche – und wo es noch hakt


Reform der katholischen Kirche
Und dann kommt es zu einem Moment der Begeisterung

Von dpa, afp
Aktualisiert am 11.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Teilnehmende der Synodalversammlung sitzen vor dem Schriftzug «Der Synodale Weg».Vergrößern des Bildes
Der Synodale Weg wurde 2019 als Reaktion auf die sogenannte MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der deutschen Kirche beschlossen. (Quelle: Arne Dedert/dpa)
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Die katholische Kirche will einen neuen Weg einschlagen. Im Reformprozess wurden einige Änderungen beschlossen. Für viele ist das noch nicht genug.

Bischöfe, Priester, Nonnen und Laien der katholischen Kirche in Deutschland haben das weltkirchlich beachtete Reformprojekt Synodaler Weg nach dreieinhalb Jahren abgeschlossen. Zum Ende am Samstag forderten die Delegierten in Frankfurt am Main mit klarer Mehrheit die Weihe von Frauen zu Diakoninnen.

Sowohl die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) als auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zogen ein überwiegend positives Fazit. Obwohl viele Beschlüsse für eine liberalere Kirche stehen, erwartet der DBK-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, kein Ende der Austrittswelle aus der deutschen Kirche.

"Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen", sagte Bätzing nach Abschluss der fünften und letzten Synodalversammlung. "Der Synodale Weg hat funktioniert – bei allem Knirschen und trotz aller Unkenrufe. (...) Wir haben noch nicht alles beschließen können, aber die Weichen sind gestellt." Man sehe, dass die katholische Kirche fähig sei, sich zu verändern.

Der Synodale Weg wurde 2019 als Reaktion auf die sogenannte MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der deutschen Kirche beschlossen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Kleriker und Laien berieten seitdem Themenkomplexe wie die Rolle der Frau in der Kirche, die katholische Sexualmoral, das Verständnis vom Priesteramt inklusive Pflichtzölibat und kirchliche Machtstrukturen. Im Vatikan wurde wegen des Reformkurs vor einer Spaltung der Kirche gewarnt.

Pflichtzölibat für Priester prüfen

An der Spitze des Synodalen Wegs standen Bischof Bätzing und Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees deutscher Katholiken, der obersten Laienvertretung. Stetter-Karp sagte zu den insgesamt erreichten Ergebnissen, "ohne Zweifel hätte ich mir mehr gewünscht". Stetter-Karp nannte als Erfolge, dass Frauen auch künftig predigen dürfen und dass die Bitte an den Papst gerichtet wird, den Pflichtzölibat für Priester zu prüfen. "Wir haben es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern. Dreieinhalb Jahre waren nicht genug." Es gebe grundsätzlichen Reformbedarf, mahnte die Laienvertreterin. "Diese Kirche kann nicht bleiben, wie sie ist."

Die Synodalen trafen während der seit Donnerstag laufenden Beratungen insgesamt 15 Beschlüsse. Einer der wichtigsten ist, dass Frauen künftig auch Diakonin werden können sollen – dies ist das unterste Weiheamt der katholischen Kirche und steht unter dem Priesteramt. Die weitergehende Forderung, für Frauen auch die Priesterweihe zu ermöglichen, konnte sich nicht durchsetzen.

Über die Zulassung von Frauen als Diakonin kann allerdings nur Papst Franziskus entscheiden. Andere Beschlüsse wie etwa die Segnung homosexueller Paare können die deutschen Bischöfe in ihren Bistümern selbst umsetzen. Allerdings ist nicht klar, ob alle Bischöfe dies auch machen werden.

Geschlechtliche Vielfalt in der Kirche

Zu einem Moment der Begeisterung kam es am Samstag, als sowohl die Synodalversammlung insgesamt als auch die Bischöfe einen Text zum Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt mit großer Mehrheit annahmen. Dafür stimmten 170 von 197 anwesenden Versammlungsmitgliedern, dagegen acht, 19 enthielten sich. Bei den Bischöfen gab es 38 Ja-Stimmen bei sieben Gegenstimmen und 13 Enthaltungen.

Dadurch kam die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe zustande, die für alle Entscheidungen nötig war. Zahlreiche Delegierte applaudierten nach diesem Ergebnis stehend, einige schwenkten Regenbogenfahnen. "Mein hoher, hoher Respekt vor dieser Bischofskonferenz", sagte die Ordensschwester Katharina Kluitmann.

In den vergangenen Tagen hatte die Synodalversammlung bereits mehrere Reformvorhaben verabschiedet. So beschloss sie mit breiter Mehrheit die "zeitnahe" Einführung offizieller Segensfeiern für homosexuelle Paare. Bisher finden solche Feiern in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Allerdings kritisierten viele reformorientierte Mitglieder der Synodalversammlung, dass Beschlussvorlagen mehrfach von den Bischöfen "verwässert" und "weichgespült" worden seien.

Demonstration von Reformgegnern

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands teilte mit, sie blicke mit gemischten Gefühlen auf die letzte Synodalversammlung. Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" wertete das Ergebnis als "entscheidende Weg-Etappe zu einer synodalen Kirche weltweit". Bei allen Enttäuschungen handele es sich um einen "weltweit beispielhaften Prozess", der weitergehen müsse. Trotz wiederholter Bremsversuche des Vatikans und des Papstes habe der Synodale Weg seine Feuertaufe bestanden.

Bischof Bätzing sagte: "Der Synodale Weg führt weder in die Spaltung, noch ist er der Beginn einer Nationalkirche." Er will die in der Synodalversammlung verabschiedeten Beschlüsse auch in die Weltsynode einbringen, die Papst Franziskus ins Leben gerufen hat und die im Oktober ebenfalls über Kirchenreformen beraten wird.

Vor der Frankfurter Messe, in der die Versammlung stattfand, demonstrierte am Samstag eine kleine Gruppe von Reformgegnern. Unter dem Motto "Nein zu Häresie und Schisma" forderte sie Bätzings Rücktritt. Ein Priester mit Birett, einer heute nicht mehr üblichen Kopfbedeckung katholischer Geistlicher, betete vor einer Marienstatue, während auf Transparenten eine Abkehr von Erneuerungsprozessen gefordert wurde.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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