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Davos: Tourismuschef klagt über jüdische Gäste


"Es brodelt"
Davos-Tourismuschef beschwert sich über jüdische Gäste

Von t-online, wan

Aktualisiert am 16.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Das beschauliche Städtchen Davos (Archivbild): Einheimische beschweren sich über einige jüdische Touristen.Vergrößern des BildesDas beschauliche Städtchen Davos (Archivbild): Einheimische beschweren sich über einige jüdische Touristen. (Quelle: imago-images-bilder)
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Ein Restaurant in Davos wollte Juden keine Schlitten mehr verleihen. Jetzt klagt auch der Tourismuschef über jüdische Gäste.

Ein Skiverleih im noblen Schweizer Skiort Davos hat offenbar jüdischen Gästen seinen Service verwehrt. Die Schweizer Polizei nahm Ermittlungen wegen möglicher Diskriminierung von Juden auf. Nun hat sich der Tourismusdirektor von Davos zu dem Vorfall geäußert.

"Der Aushang stammt von einem einzelnen touristischen Anbieter, nicht von der Destinationsorganisation, den Bergbahnen oder der Gemeinde. Er ist sehr unglücklich formuliert und nicht im Sinn der Destination Davos Klosters. Wir distanzieren uns davon", sagte Reto Branschi zu "Bild". "Was den Betrieb in Einzelnen zu dem Aushang bewogen hat, weiß ich nicht. Es gibt aber seit Jahren immer wieder Probleme mit einem Teil der orthodoxen jüdischen Gäste", so Branschi.

Das Skirestaurant an der Bergbahn Pischa hatte vor einigen Tagen für Aufsehen gesorgt, als es per Aushang auf Hebräisch ankündigte, keine Sportgeräte mehr an Juden zu verleihen. "Aufgrund verschiedener sehr ärgerlicher Vorfälle, darunter der Diebstahl eines Schlittens, vermieten wir keine Sportgeräte mehr an unsere jüdischen Brüder. Dies betrifft alle Sportgeräte wie Schlitten, Airboards, Skis und Schneeschuhe. Vielen Dank für Ihr Verständnis", hieß es auf dem Zettel des Bergrestaurants, der auch in den sozialen Medien geteilt wurde.

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Anzeigenblatt titelte mit antisemitischem Text

Davos ist bei jüdischen Gästen wegen seiner beschaulichen Lage, aber auch wegen koscherem Essen, einem Supermarkt mit koscheren Lebensmitteln und einem Gebetsort für jüdische Gottesdienste beliebt.

Doch die angeblichen Probleme mit den Gästen bestehen schon länger. In der "Davoser Zeitung" hatte der 64-jährige Tourismus-CEO Branschi bereits im vergangenen Jahr über von jüdischen Touristen verursachten Abfall in der Natur geklagt. Die Meinung des Direktors über die Stimmung in der Bevölkerung: "Es brodelt."

Eine lokale Anzeigenzeitung, "Gipfel Zytig", machte im September mit antisemitischen Sprüchen auf: Sie zeigte ein Bild von Fäkalien auf der Titelseite. Der Kot sei auf einer Terrasse gefunden worden und stamme "unzweifelhaft von einem menschlichen Wesen mit jüdischer Abstammung", hieß es im Text. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund erstattete jetzt erneut Anzeige.

Heinz Schneider, der Eigentümer der Zeitung, nahm gegenüber "Blick" Stellung zu dem Vorfall. Mit Gerichten hat der 69-Jährige Erfahrung. "Zwei oder drei Mal", sei er bereits verurteilt worden, sagte er gegenüber der Schweizer Zeitung "Blick". "Immer wegen Rassismus."

Direktor will mit jüdischen Vertretern reden

Branschi verwies jetzt bei "Bild" darauf, dass Antisemitismus und Diskriminierung "keinen Platz in Davos" hätten. Man erwarte aber von allen Gästen, dass sie sich an Regeln und Gesetze halten und "ein Mindestmaß an Respekt" zeigten. Man wolle jetzt gemeinsam mit jüdischen Vertretern an einer Lösung der Probleme arbeiten.

Solche Versuche hatte es bereits gegeben, nachdem es im vergangenen Jahr zu Konflikten gekommen war. Tourismus-CEO Branschi habe die Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) aber aufgekündigt, "mit einer dürren Mail", wie der Generalsekretär der Vereinigung, Jonathan Kreutner, gegenüber der "Schweizer Zeitung" bemerkte.

Das in die Schlagzeilen gekommene Restaurant hatte nach den Medienberichten reagiert und den Aushang zurückgenommen. Im Gespräch mit dem Schweizer Fernsehsender SRF entschuldigte sich der Verantwortliche des Restaurants, Ruedi Pfiffner, für die beim Aushang verwendete Formulierung. "Wir werden dieser Sache nachgehen und sie richtigstellen", sagte er. Der Zettel sei abgehängt worden, jüdische Gäste sollten wieder Material mieten dürfen.

Verwendete Quellen
  • blick.ch: "Orthodoxe Juden und Davos – eine unerwiderte Liebe?"
  • blick.ch: "Seine Zeitung hetzt mit Kot-Cover gegen Juden"
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