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Fund in Sachsen-Anhalt: Fettfabrik der Neandertaler widerlegt Klischee


Sensationsfund in Sachsen-Anhalt
Mehr als 100.000 Jahre alte "Fettfabrik" gefunden

Von t-online, KON

14.07.2025 - 14:13 UhrLesedauer: 2 Min.
Neandertaler-Nachbildung im LVR-LandesmuseumVergrößern des Bildes
Die Nachbildung des Neandertalers im LVR-Landesmuseum in Bonn. (Quelle: Oliver Berg/dpa/dpa)
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Neandertaler waren dumm und dem modernen Menschen in allen Belangen unterlegen? Ein Sensationsfund aus Sachsen-Anhalt korrigiert dieses Klischee.

Schon zwischen 2004 und 2008 haben Archäologen in der Neumark-Nord in Sachsen-Anhalt 125.000 Jahre alte Knochenreste gefunden – jetzt ist einem deutschen Forscherteam bei der Auswertung der Funde eine kleine Sensation gelungen. Wie die Wissenschaftler der Universität Leiden schreiben, lässt sich mit diesen Knochenresten eine "Fettfabrik" der Neandertaler belegen.

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Wie Lutz Keiler, der Leiter der Studie, gegenüber dem MDR erklärt, ändert sich durch die Funde in der Region des Geiseltalsees das Bild, das man bisher von Neandertalern hatte. Die Homo neanderthalensis gingen deutlich intelligenter vor, als bisher angenommen wurde.

Auch Bärenknochen unter den Funden

In einem in der Fachzeitschrift "Science Advances" veröffentlichten Artikel präsentiert das Forscherteam seine Ergebnisse: Knochen von mindestens 172 verschiedenen Säugetierarten wurden an den Ufern der Seenlandschaft gefunden – unter anderem Pferden, Ur-Rindern, großen Katzen und Bären. In einer regelrechten "Fettfabrik" – so die These der Forscher – haben die Neandertaler dort aus den zerstörten Knochen die Nährstoffe extrahiert. Sie hatten es wahrscheinlich vor allem auf das besonders nährstoffreiche Knochenmark abgesehen.

Wil Roebroeks, einer der Autoren der Studie, erklärt gegenüber "IFL Science": "Muskelfleisch – das Zeug, das wir gerne auf den Grill werfen – wurde von den alten Jägern und Sammlern allgemein als Hundefutter betrachtet". Das kalorienreiche Fett aus den Knochen diente eventuell auch als Reserve für schlechte Zeiten ohne Jagderfolg.

Gegen das Neandertaler-Klischee

Um an die wertvollen Nährstoffe zu kommen, haben die Neandertaler vermutlich die Skelette der toten Tiere in kleine Teile zerschlagen und ausgekocht – eine sehr zeit- und kraftintensive Arbeit. Wie die Wissenschaftszeitschrift "New Scientist" schreibt, wurden an der Fundstelle auch Steinwerkzeuge geborgen, die diese These untermauern.

Der Fund zeigt, dass die Neandertaler sehr planvoll vorgegangen sind – und eventuell auch Vorräte für die Zukunft angelegt haben. Wil Roebroeks erklärt dem US-Sender CNN: "Diese Überzeugung, dass Neandertaler dumm waren – das ist nun ein weiterer Beweis für das Gegenteil."

Die "Fettfabrik" in Sachsen-Anhalt ist der erste Fund, der dieses komplexe Vorgehen bei Neandertalern zeigt. Die ältesten ähnlichen Funde waren lediglich 28.000 Jahre alt – also mehr als 80.000 Jahre jünger.

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