Dürre in Ostafrika Millionen leiden an Wassermangel
Der Norden Kenias leidet unter einer schweren Dürre. Seit Jahren fällt während der Regenzeiten immer weniger Niederschlag. Es droht eine Hungersnot, die durch steigende Lebensmittelpreise und die Finanzkrise noch verschärft wird.
Hunderte von Kamelen, Ziegen und Kühen drängen sich in glühender Hitze um die Wasserstelle in dem Dorf Wargadud im Nordwesten Kenias. Viele Nomaden sind mehr als 20 Kilometer durch die staubige Ebene gelaufen, um ihre Herden mit Wasser zu versorgen. Am Brunnen herrscht Chaos, die Tiere blöken und brüllen. Wasser ist knapp seit der mageren Regenzeit im vergangenen Herbst.
17 Millionen vom Hunger bedroht
Der Norden Kenias, Uganda und die gesamte Region am Horn von Afrika sind von Dürre geplagt. Die Ernten waren schlecht und die Vereinten Nationen befürchten, dass in der gesamten Region etwa 17 Millionen Menschen von Hunger bedroht sind.
Wasserstellen trocken - Vieh verdurstet
Das Wasser am Brunnen von Wargadud wird rund um die Uhr aus der Tiefe gepumpt, nachdem alle Regenwassersammelstellen längst trocken sind. Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen ist etwa ein Drittel des Tierbestands bereits gestorben. Das übrige Vieh produziert nur noch wenig oder gar keine Milch - für die Nomaden eine Katastrophe. Die Tiere sind ihre einzige Lebensgrundlage.
Tod durch Mangelernährung
"Tagsüber essen wir nicht mehr", berichtet der 65-jährige Brunnenwächter Abdullahi Abdi Hussein. "Früher hatten wir am Tag drei Mahlzeiten, jetzt nur noch eine." Die Hilfsorganisationen befürchten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis vor allem Kinder, alte und kranke Menschen an den Folgen von Mangelernährung sterben. Schon jetzt gebe es viele kranke Kinder, sagt Hussein. Um den Hunger zu stillen kauen viele Menschen Blätter. "Das füllt zwar den Magen, aber es hat keinen Nährwert", meint er.
Regen wird immer weniger
Wenn auch die aktuelle Regenzeit ab März nur wenig Wasser bringt, droht sich die Lage zuzuspitzen. Die Nomaden von Wargadud haben nur wenig Hoffnung. In den vergangenen zehn Jahren gab es immer weniger Regen. Experten führen das Phänomen auf den Klimawandel zurück. Der weltweite Anstieg der Lebensmittelpreise hat auch Kenia getroffen, die schlechten Ernten des vergangenen Jahres verschlimmerten die Lage noch. Viele Menschen können sich nicht einmal mehr genügend Mais leisten - in Kenia das wichtigste Grundnahrungsmittel.
Welternährungsprogramm plant Geldspritze
Das Welternährungsprogramm (WFP) versorgt derzeit 1,2 Millionen Kenianer und will diese Zahl auf 3,2 Millionen Menschen aufstocken. Dafür sollen die Geberländer zusätzliche 135 Millionen Dollar bereitstellen.
Finanzkrise trifft Afrika
Doch es könnte schwierig werden, das Geld aufzutreiben. Die weltweite Finanzkrise könnte dazu führen, dass die Hilfe für Afrika zurückgeschraubt wird, befürchten Experten. So hatte das Internationale Komitee des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds (IKRK) im Dezember um zusätzliche 95 Millionen Dollar gebeten, um die Lebensmittelkrise in Kenia, Somalia, Äthiopien und Dschibuti zu bekämpfen. Bisher sind nur sechs Prozent dieser Summe bei der Hilfsorganisation angekommen, klagt Andrej Engstrand-Neacsu vom IKRK Nairobi. Die Welt müsse schnell handeln, betont er: "Sollen wir warten, bis die Menschen sterben, ehe wir etwas unternehmen?"
Quelle: dpa