Wetter und Gesundheit "Biowetter-Prognosen sind wie Horoskope"
News folgenMittlerweile ist es fester Bestandteil vieler Wetterberichte: Das so genannte "Biowetter". Kommentare wie "morgen kommt der Kreislauf gut in Schwung" oder "Gefahr von chronischer Bronchitis" suggerieren: Mit dem Wetter lassen sich auch viele Wehwehchen vorhersagen. Experten dämpfen allerdings die Erwartungen an solche Prognosen. "So, wie das Biowetter heute in deutschen Medien stattfindet, ist das unwissenschaftlicher Schwachsinn", sagte der Meteorologe Jörg Kachelmann vom Wetterdienst Meteomedia gegenüber wetter.info.
Biowetter-Prognosen seien nicht durch wissenschaftliche Daten gedeckt, so Kachelmann. Der Darmstädter Mediziner Dietrich Höffler sieht das ähnlich: Zwar werde weltweit zum Einfluss des Wetters auf den menschlichen Körper geforscht - die "Medizinmeteorologie" stehe aber noch ganz am Anfang.
Mediziner sind skeptisch
Auch der Mediziner Jürgen Kleinschmidt von der Ludwig-Maximilian-Universität in München steht den Biowetter-Vorhersagen skeptisch gegenüber. "Viele Menschen behaupten, wetterfühlig zu sein, aber bei systematischen Untersuchungen zeigt sich oft, dass nicht viel dahinter steckt", sagte Kleinschmidt gegenüber wetter.info. Einige wenige Effekte kann der Mediziner allerdings bestätigen. So fallen Herz-Kreislauf-Beschwerden bei warmem Wetter besonders heftig aus. Auch Kopfschmerzen treten bei Hitze häufiger auf. Bei Rheuma ist es genau umgekehrt: bei hohen Temperaturen machen die Gelenke weniger Probleme. "Das Wetter kann der Faktor sein, der das Fass zum Überlaufen bringt", erklärte Kleinschmidt, "die Ursache für Beschwerden ist es aber nicht". Andere Faktoren, wie zum Beispiel die ganz persönliche Empfindlichkeit, hätten einen viel größeren Einfluss.
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Schwammige Formulierungen
Für den Wetterexperten Jörg Kachelmann sind Biowetter-Prognosen ähnlich schwammig wie Horoskope. "Es ist auch bemerkenswert, dass außerhalb der deutschsprachigen Länder ein solches Biowetter weder in Zeitschriften noch im Fernsehen existiert", so der Meteorologe. Die wissenschaftlichen Daten würden die Biowetter-Prognosen gar nicht erlauben.
Schimpfen aufs Wetter
Dass das "Biowetter" sich dennoch so großer Beliebtheit erfreut, hat laut Jürgen Kleinschmidt eher psychologische Gründe. "Es tut gut, das Wetter verantwortlich zu machen, wenn man mal Frust ablassen möchte", so der Mediziner. "Denn das Wetter kann sich nicht wehren".
Quelle: wetter.info, mj
