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"Endspiel für den Klimaschutz"


Erderwärmung
"Endspiel für den Klimaschutz"

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 3 Min.
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Hebel. Das Wort, das in der Eurokrise zum Synonym für die Hoffnung auf eine größere Schlagkraft des Rettungsschirms geworden ist, hat auch in den Wortschatz der Klimaschützer Eingang gefunden. Ein ehrgeiziges Waldschutzabkommen könnte den Klimaschutz hebeln, heißt es, denn durch Aufforstung könnte viel klimaschädliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre gezogen werden.

Die Klimaexpertin des WWF, Regine Günther, fordert: "Wir müssen Kyoto als Hebel einsetzen." Sprich: auf Basis des bisher einzigen verbindlichen Klimaabkommens mehr Staaten für einen neuen Klimavertrag gewinnen. Doch die Hoffnung auf einen Durchbruch beim UN-Klimagipfel im südafrikanischen Durban, der in einer Woche beginnt, ist mau - obwohl die Lage dramatisch ist.

Was ist von Durban zu erwarten?

Die Lage ist verfahren - besonders die USA bremsen, während selbst China durch immer mehr Wetterextreme und Katastrophen spürt, dass es umsteuern muss. Die USA führen die Fraktion bei den Verhandlungen von 195 Staaten an, die am liebsten ein "Laissez faire" wollen. Jeder sagt, was er an einer Reduzierung der Ausstöße anbieten möchte und dann schaut man mal, was zu schaffen ist. Ziel in Durban ist es, zumindest beim Milliardenfonds für Klimaschäden - geplant sind 100 Milliarden Euro jährlich ab 2020 - und beim Waldschutz voranzukommen.

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Was passiert mit dem Kyoto-Protokoll?

Im Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft und dessen Unterzeichner 30 Prozent der Klimaemissionen verursachen, waren verbindliche Ziele festgelegt worden. Möglich ist eine Fortführung für einige Jahre, in der Hoffnung, dass sich ab etwa 2015 auch Staaten wie China und die USA in ein neues, ambitioniertes Abkommen einbinden lassen. Bei einem Begräbnis von Kyoto könnte auch der UN-Klimaprozess tot sein.

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Ist das nicht viel zu wenig?

Eigentlich ja. Alle Kurven weisen dramatisch nach oben, sei es die Erderwärmung, vor allem aber auch der Meeresspiegel. Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, spricht von einem "Endspiel für den Klimaschutz". Wenn jetzt nicht gegengesteuert werde, steige der Meeresspiegel bis 2100 um einen Meter. Nach Angaben von Brot für die Welt wären damit allein 17 Prozent der Fläche von Bangladesch überschwemmt, und 35 Millionen Menschen müssten umgesiedelt werden. Um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, müssten die CO2-Emissionen bis 2050 aber um 80 Prozent sinken.

Einige Südseeinseln wie Tuvalu fordern, dass die Erderwärmung sogar nur um 1,5 Grad Celsius steigen darf. Sie könnten schlechterdings nicht auf Kokospalmen leben.

Warum wird nicht energischer umgesteuert?

Die Erdbevölkerung wächst mit derzeit sieben Milliarden Menschen weiter schnell an, der Energiehunger steigt rapide. Nach Angaben des US-Energieministeriums gelangten 2010 mehr als 33.500 Millionen Tonnen CO2 weltweit in die Atmosphäre - ein trauriger Rekord und 6 Prozent mehr als 2009. Weltweit hat Kohle am Energiemix noch einen Anteil von 28,4 Prozent, Öl von 34,6 Prozent. Erneuerbare Energien machen erst 12,9 Prozent aus - fossile Energieträger sind immer noch recht günstig, und viele Staaten verdienen so gutes Geld.

Was ist mit dem neuen Zauberwort Geoengineering?

Besonders in den USA träumt man davon, mit technischen Mitteln die Erderwärmung aufzuhalten - etwa die Sonne besser abzuschirmen oder mit Chemikalien Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu holen. "Es ist völlig verrückt, sich auf diese Bahn zu begeben", sagt Schellnhuber. Jede Tonne CO2, die auf diese Weise künstlich aus der Atmosphäre gezogen werde, koste schätzungsweise rund 1000 Dollar. Und: Wenn die Sonne nicht permanent abgeschirmt werde und es plötzlich - etwa wegen fehlenden Geldes oder Kriegen - eine längere Lücke gibt, müssten die Menschen und die Natur mit einem Schlag eine deutliche Erwärmung verkraften. "Dann könnte man mit einem Schlag sechs Grad mehr haben."

Was für weitere Ideen gibt es?

Der PIK-Ökonom Ottmar Edenhofer macht sich für Strafzölle auf CO2-intensive Produkte aus Ländern stark, die nichts oder kaum etwas für den Klimawandel tun, damit sie nicht weiter billige Produkte auf Kosten des Klimaschutzes anbieten können. Das würde besonders China treffen. Eine CO2-Steuer könnte helfen, den fossilen Energieverbrauch zu senken. Außerdem könnte man so die Klimapolitik und die Krise der europäischen Staatsfinanzen positiv miteinander verknüpfen, sagt Edenhofer. Zudem müsse ein Subventionsabbau her: 2010 seien fossile Energieträger weltweit mit 409 Milliarden US-Dollar gefördert worden. Jede Tonne CO2 sei daher mit rund neun US-Dollar subventioniert worden.

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