t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomePanorama

Günther-Jauch-Talk: Harald Höppner erzwingt Gedenkminute


Sendung gesprengt
Studiogast zwingt Jauch zu Gedenkminute für Flüchtlinge

t-online, Von Martina Borusewitsch

Aktualisiert am 20.04.2015Lesedauer: 3 Min.
Gedenkminute für die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer: Günther Jauchs (2.v.re.) Studiogast Harald Höppner (re.).Vergrößern des BildesGedenkminute für die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer: Günther Jauchs (2.v.re.) Studiogast Harald Höppner (re.). (Quelle: Screenshot ARD)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Damit nahm er Günther Jauch das Heft aus der Hand: Studiogast Harald Höppner gelang es, in den letzten Minuten die Regie im Gasometer zu übernehmen. Statt brav auf seinem Platz im Publikum sitzen zu bleiben und von seinem privaten Seenotrettungs-Projekt zu erzählen, stürmte er nach vorn und erzwang eine Gedenkminute für die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer.

Jauch versuchte hilf- und erfolglos, den Mann seinem Fragenkatalog zu unterwerfen. "Wir wollen nicht diskutieren", sagte Höppner. Er hat ein Schiff gekauft, das aktuell auf dem Weg ins Mittelmeer ist, um Flüchtlinge in Not aufzuspüren und Hilfe zu holen. "Wir halten die Augen auf", so der Aktivist, der auf seinem Pullover den Namen seiner Idee trug: sea-watch.org. Diese Website war in dem Moment bereits unter der Last vieler Aufrufe zusammengebrochen.

"Müssen den Todeskanal schließen"

Bis dahin war die Sendung nach Drehbuch verlaufen, und Jauch hatte alles im Griff: Die Fakten zum endlosen Flüchtlingsdrama wurden noch einmal genannt (fast 1000 Tote allein diese Woche). Der Journalist mit dem Herz für Flüchtlinge durfte für mehr Menschlichkeit plädieren (Heribert Prantl), der Technokrat aus der Schweiz auf dem geltenden Asylrecht rumreiten ("Weltwoche"-Chefredakteur Roger Köppel). Und der - Entschuldigung - an Bedeutungslosigkeit nicht zu überbietende Politiker das Märchen von den Zentren in den Herkunftsländern erzählen, in denen die Flüchtlinge einzeln geprüft werden und dann nach Europa dürfen oder eben nicht (Ex-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich).

"Wir müssen den Todeskanal schließen", forderte Köppel. "Ihr könnt nicht kommen", müsse die Botschaft für Flüchtlinge heißen, die nur "für ein besseres Leben" nach Europa wollten. Der gleichen Meinung war Friedrich: "Wenn ihr nicht verfolgt werdet, müsst ihr in Afrika bleiben", stimmte der CSU-Politiker ein. Prantl dagegen warf der EU vor, Afrika erst auszubeuten, und sich dann über Flüchtlinge zu wundern. "Ich will, dass die Leute nicht verrecken", rief der Politikredakteur der "Süddeutschen Zeitung" irgendwann verzweifelt aus. Er drang nicht durch.

Bis zum Schluss war der Appell einer jungen Syrerin, die die Flucht nach Europa in einem Boot mit Mann und Kindern überlebte, das Bewegendste der Sendung. "Ich wusste, dass wir sterben konnten auf dem Boot.

Warten auf den Sankt Nimmerleinstag

Aber in Syrien erst recht - mit dem Boot gab es wenigstens noch einen Hoffnungsschimmer. Und den wollen sie den Menschen auch noch nehmen?", fragte Maya Alkhechen. Sie machte den Graben sichtbar, der zwischen den Technokraten und der Realität herrscht: Bis die Strukturen in den Herkunftsländern so verbessert sind, dass die Flüchtlinge dort überleben können, werden jeden Tag viele weitere sterben. "Wie wollen Sie den Krieg in Syrien beenden?", fragte die mehrfache Mutter. Richtig - die "Strukturen" werden am Sankt Nimmerleinstag besser sein. Doch das wollten Friedrich und Köppel nicht zugeben.

Etwas untergegangen war Studiogast Christian Haase aus Bautzen in Ostsachsen, der eine flüchtlingskritische Bürgerinitiative gegründet hat. Er forderte zu Recht mehr Transparenz und bessere Kommunikation mit den Kommunen, die Flüchtlinge aufnehmen sollen - damit es zu Szenen wie zum Beispiel in Tröglitz gar nicht erst kommt.

Die Sendung spiegelte die Realität: Ratlosigkeit entsteht, wenn Befürworter und Gegner von sicheren Wegen nach Europa Argumente austauschen. Schafft man Anreize für noch mehr Flüchtlinge? Das Problem ist offensichtlich: Die EU hat kein Interesse an den Flüchtlingen. Sie lässt die Zielländer mit der Aufgabe im Stich - Italien klagt schon seit langem über mangelnde Unterstützung.

Die EU wird die Kriege nicht beenden und den Wohlstand in Afrika nicht verbreiten können, sodass niemand mehr in die EU fliehen möchte. Das sind Träumereien. Ob eine Familie wie die Höppners aus Brandenburg etwas ändern kann? Es ist mutig, und es ist ein Anfang. Diese Familie ist einen Schritt weiter, hat eine Vision. Die Politik nicht.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website