Tief "Egon" über Deutschland Sturm, Glätte, Schnee - die Gefahr ist nicht vorbei
Mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde fegt zur Stunde Schneesturmtief "Egon" über Deutschland hinweg. Es gab zahlreiche Unfälle und entwurzelte Bäume. Meteorologen warnen weiter vor Sturmböen, Schnee und glatten Straßen.
"Der Wind hat etwas nachgelassen", sagt Meteorologe Jörg Riemann von MeteoGroup im Gespräch mit wetter.info. Zumindest in den meisten Teilen Deutschlands. In Franken, Thüringen und Sachsen aber bleibt die Gefahr von schweren Sturm- und sogar Orkanböen bestehen.
Wo und wie es ungemütlich wird, zeigt immer ein Blick auf die Unwetter-Karte.
Warnung vor starken Schneefällen
Weiterhin warnt Riemann vor Starkschneefall von Sachsen bis zur Ostsee. Bis zu 20 Zentimeter Neuschnee sind dort möglich.
Abends zieht von Westen her ein neues Tief herein, das Schnee und Graupel mitbringt. "Auch Regen ist dabei", so der Wetterexperte. Im Laufe der Nacht aber dann zunehmend Schnee.
Eindringlich warnt Riemann die Autofahrer. Am Ober- und Mittelrhein sowie an der Ems liegen die Temperaturen um die 0 Grad. Aber im übrigen Land herrscht Frost bis -5 Grad. Deshalb muss man jederzeit mit gefrierender Nässe rechnen. "Auch dort, wo kein Schnee liegt und die Straßen trocken aussehen, kann plötzlich Blitzeis auftretn", betont der Meteorologe.
"Ein Grad kälter, und wir hätten das Chaos gehabt"
Bereits in der Nacht auf Freitag haben Sturm und Schneeregen in Teilen Deutschlands zu Chaos geführt. Nordrhein-Westfalen ist nach Einschätzung von Experten nur knapp der Katastrophe entronnen. "Ein Grad kälter, und wir hätten das Chaos gehabt", sagte Meteorologe Thomas Gerwin vom Deutschen Wetterdienst in Essen am Morgen über die befürchteten, aber ausgebliebenen Schneemassen in bevölerungsreichsten deutschen Bundesland.
Im Flachland, vor allem in Ostwestfalen-Lippe, regnete es dagegen bis in den Morgen hinein sehr viel und stark.
Von den leichten Schneefällen in höheren Lagen würden maximal zwei Zentimeter liegen bleiben. "Das Meiste wird wohl als Schneematsch enden", sagte Wetterfrosch-Kollege Gerd Budilovsky. Grund dafür seien die mit 0 Grad vergleichsweise milden Temperaturen.
Reichlich Schnee und glatte Straßen brachte "Egon" vor allem in Niedersachsen und im nordrhein-westfälischen Münsterland. Die Autobahn 30 musste bei Rheine in Richtung Niederlande gesperrt werden, weil sich auf verschneiter Straße ein Lastwagen quergestellt hatte. Die Bergung soll bis 9 Uhr am Freitagmorgen andauern, so ein Polizeisprecher in Duisburg. Verletzt wurde aber niemand.
Im Saarland und in Rheinland- Pfalz erreichte der Wind von Sturmtief "Egon" in der Nacht und am Morgen immer wieder Orkanstärke und entwurzelte Bäume. Es kam zu Verkehrsbehinderungen und Stromausfällen. "Wir haben seit Mitternacht massive Probleme mit dem Sturm", beschrieb ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken am frühen Morgen die Situation.
Auf dem 554-Meter-hohen Berg Weinbiet in Rheinland-Pfalz erreichte der Wind Geschwindigkeiten von bis zu 148 Kilometern in der Stunde. Auch in Hessen sorgte "Egon" für Sturm. "Wir haben schon um die 50 Einsätze wegen umgestürzten Bäumen und Gegenständen, die auf die Fahrbahn geflogen sind", sagte ein Polizeisprecher am frühen Freitagmorgen in Darmstadt mit Blick auf die Lage in ganz Südhessen.
Konsequenzen für Zugverkehr
Auf einigen Bahngleisen sorgte das Unwetter ebenfalls für Probleme: Die Strecken Gießen-Frankfurt und Darmstadt-Bensheim mussten in den Morgenstunden gesperrt werden, räumte ein Sprecher der Deutschen Bahn ein. In Nordrhein-Westfalen ist die wichtige Strecke Köln-Siegen nicht befahrbar und muss freigeräumt werden.
Bahnreisende müssen wegen "Egon" mit längeren Fahrten auch im Fernverkehr rechnen. Die Bahn hat die Höchstgeschwindigkeit der ICE bis auf weiteres auf Tempo 200 beschränkt, wie das Unternehmen am Morgen bestätigte. Seit Betriebsbeginn führen die Züge langsamer.
Das soll Verspätungen und Ausfälle durch Schotter und Eisklumpen verhindern. Auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken verlängere sich so die Fahrtzeit um zehn bis 20 Minuten, hieß es. In der Regel fahren die ICE-Züge da, wo sie es können, mit Spitzengeschwindigkeiten von 230 bis 300 Kilometern pro Stunde.
Bereits am Donnerstag hatten Schnee und glatte Straßen in Teilen Deutschlands den Verkehr erschwert. Bei Unfällen in Bayern kamen drei Menschen ums Leben. Auch in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern gab es witterungsbedingte Unfälle.