Wetter extrem Land unter im Westen – Hitze im Norden und Osten

Überflutete Straßen, eingedrückte Dächer, der Bahnverkehr außer Betrieb – Schwere Unwetter haben im Westen Deutschlands zu teils heftigen Auswirkungen geführt. Auch am Mittwoch droht Unwetter-Gefahr.
Heftige Unwetter mit starken Regenfällen sind am Nachmittag über Nordrhein-Westfalen gezogen und haben Schäden vor allem in den Regionen Wuppertal und Aachen angerichtet. In Wuppertal standen Straßen unter Wasser – teilweise bis zu 70 Zentimeter hoch. An einer Tankstelle in der Innenstadt knickte das Dach weg. Bei einem Gebäude auf dem Uni-Campus brach ebenfalls das Dach weg. Hinzu kamen mehrere umgestürzte Bäume.
Nachdem Gleise überspült wurden, stellte die Deutsche Bahn im Raum Wuppertal den Zugverkehr ein. Auch die Schwebebahn fuhr nicht mehr. "In Wuppertal steht die komplette Stadt unter Wasser", sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Er schätzte, dass dort in kurzer Zeit mehr als 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen waren.
In der Nachbarstadt Solingen wurde wegen des Unwetters der Gedenkakt zum 25. Jahrestag des Solinger Brandanschlags abgebrochen. Ein Wolkenbruch war während der Veranstaltung über den Platz der Feier niedergegangen. Hunderte Teilnehmer hatten zunächst Schutz unter den Bäumen gesucht. Sie waren danach aber von den Veranstaltern in deutscher und türkischer Sprache zum Verlassen des Ortes aufgefordert worden.
Heftige Regenfälle gab es auch in Aachen. Dort registrierte die Feuerwehr bis zum Abend Hunderte Notrufe. Man habe Hilfe aus den Nachbarkommunen angefordert, sagte ein Sprecher. In einem Stadtteil von Aachen fiel zeitweise der Strom aus, nachdem ein Wassereinbruch einen Kurzschluss in einem Trafohäuschen verursacht hatte. In Duisburg lief Wasser in den Keller des Polizeipräsidiums, wie die Beamten via Twitter mitteilten.
Am Abend zogen die Niederschläge gen Ost weiter – wenn auch mit geringerer Intensität. Im Süden Niedersachsen sorgte starker Regen etwa in Bad Gandersheim für überflutete Straßen. Menschen wurden laut lokalen Medien mit Booten aus ihren Häusern geholt.
In Solingen warnte die Feuerwehr für die Nacht vor Hochwasser in der Wupper. In Unterburg und Wipperkotten wurde die Bevölkerung aufgerufen, Häuser zu sichern und sich in höher gelegenes Gelände zu begeben. Laut Deutschem Wetterdienst war in der Region mit weiterem regen zu rechnen. "Mit heute Nachmittag ist das aber nicht zu vergleichen", so ein Sprecher.
Hitzefrei in Teilen Niedersachsens
Andernorts machten nicht Unwetter sondern die Hitze den Menschen zu schaffen. Am Nachmittag lagen die Temperaturen vielerorts bei über 30 Grad - so auch in Hamburg: Bei einem Schulsportfest erlitten hier mehrere Kinder einen Hitzschlag. Acht Schüler und Schülerinnen seien mit akuten Hitzesymptomen in Krankenhäuser gebracht worden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Einige Schüler bekamen Hitzefrei. Allein im Landkreis Lüneburg in Niedersachsen durften am Dienstag mehr als 2000 Schüler früher nach Hause - meist ab 11.30 Uhr.
In Niedersachsen und Bremen wurde ein deutlich höherer Wasserverbrauch registriert. "Wir verkaufen derzeit rund 50 Prozent mehr Wasser als sonst um diese Jahreszeit", sagte Henry Bodnar von den Harzwasserwerken, die zwei Millionen Menschen in den beiden Bundesländern mit Wasser versorgen.
Es bleibt heiß und gewittrig
Die Wetterlage bleibt am Mittwoch ähnlich. In großen Teilen Deutschlands drohen erneut Unwetter mit Starkregen und Hagel. Im Nordosten Deutschlands bleibt es zunächst heiter und trocken. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor heftigem Starkregen von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit mit bis zu drei Zentimeter dickem Hagel. Vereinzelt könnten sogar Regenmengen von mehr als 60 Litern in wenigen Stunden zusammenkommen. Je nach Gelände kann das zu Überschwemmungen führen. Zum Vergleich: Normalerweise liegt das Regen-Soll für den gesamten Monat Mai in Deutschland bei 72 Litern pro Quadratmeter.
Die Gewitteraktivität verlagert sich weiter in Richtung Nordosten. "Dann muss in einem breiten Streifen von der Nordsee und dem Emsland bis zum Bayerischen Wald und dem Oderbruch mit zum Teil schweren Gewittern gerechnet werden", erklärte DWD-Meteorologe Sebastian Schappert. "Auch ganz im Südwesten, besonders über dem Schwarzwald, können sich im Tagesverlauf erneut kräftige Gewitter bilden." Wo genau es kracht, kann der Deutsche Wetterdienst (DWD) kaum vorhersagen. Die Wettermodelle können das Gewitterrisiko räumlich nicht genauer auflösen.
Die DWD-Meteorologen warnten nicht nur vor Gewitter und Starkregen, sondern auch vor starker Wärmebelastung. Betroffen sei ein breiter Streifen von Nordrhein-Westfalen und dem Emsland bis nach Südbrandenburg und Sachsen. In der Nacht zum Dienstag hatte der DWD an fünf Stationen Temperaturen über 20 Grad gemessen - Meteorologen nennen das Tropennacht. Spitzenreiter war Frankfurt am Main mit 20,5 Grad.
- dpa