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Jörg Kachelmann – Waldbrandgefahr durch Wärme? Blödsinn!


Waldbrände
Es ist die Dürre, Dummerchen!

MeinungEine Kolumne von Jörg Kachelmann

Aktualisiert am 22.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Ausgetrocknete Baumrinde: Die Waldbrandgefahr ist aktuell vielerorts sehr hoch – Schuld sind jedoch nicht die sommerlichen Temperaturen.Vergrößern des Bildes
Ausgetrocknete Baumrinde: Die Waldbrandgefahr ist aktuell vielerorts sehr hoch – Schuld sind jedoch nicht die sommerlichen Temperaturen. (Quelle: Chromorange/imago-images-bilder)

Nahezu durchgehend Sonnenschein klingt zwar nach idealem Osterwetter, die daraus resultierende Trockenheit hat jedoch die Waldbrandgefahr enorm erhöht. Daran sind allerdings nicht die derzeit ungewöhnlich hohen Temperaturen Schuld.

Es geht schon wieder los. Kein Jahr ist vergangen, nachdem viele Politiker und Medien massenhaft nicht verstanden haben, dass Flüsse nicht leer und Waldbrandgefahren hoch sind, weil es heiß ist, sondern weil es länger nicht geregnet hat.

Nun hat es wieder länger nicht geregnet, die Waldbrandgefahr ist hoch, und den Grund dafür sehen Sie hier – wo es blau ist, da herrscht Dürre:

It’s the Dürre, stupid!

Es gibt dennoch die Unverbesserlichen, die wieder schreiben, dass die aktuelle Waldbrandgefahr mit der Wärme zu tun hätte. Das ist natürlich Blödsinn, weil Wälder bei jeder Temperatur brennen können. Es gibt Waldbrände auch im Winter und bei Schnee. Die von einigen bildungsfernen Wärmetheoretikern angeführte Verdunstung durch die Wärme spielt keine Rolle, wenn es wenig bis nicht geregnet hat. Mangels MINT-Fächer wurde nicht mehr gelernt, dass der Haupt-Trigger bei der Verdunstung nicht die Temperatur, sondern die Luftfeuchtigkeit ist. Deswegen würden die Leute, die immer der Sommerwärme die Schuld geben, überrascht sein, wie wenig brennbar so ein Regenwald bei 38 Grad ist, wenn es gerade am Vortag wieder geregnet hat.

Ich bitte Sie deshalb, persönlich als Wiedergänger von Margot Honecker als VolksbildungsministerInnen tätig zu werden und in Bussen und Bahnen gebetsmühlenartig den Satz zu sagen: "Es ist die Trockenheit" oder "Es ist die Dürre" – bitte überlegen Sie sich je nach Geschlecht Implikationen wegen Missverständnissen. Nur so haben wir alle eine Chance, dass nicht wie 2018 massenhaft verbreitet wird, dass die Sommerhitze die Ernte geschädigt und Flüsse ausgetrocknet hätte. It’s the Dürre, stupid.

Ist ein Ende der Trockenheit in Sicht?

Die Frage ist, wie lange es noch trocken bleibt. Man sieht, dass sich in der Woche nach Ostern beim Wetter etwas umstellt, die Luft wird feuchter. Das beste Maß dafür ist der Taupunkt, Sie erinnern sich.

Am Beispiel Köln (andere Orte und Parameter via Menü) sehen wir, dass die meisten Wettermodelle vorübergehend Taupunkte über 10 Grad vorhersehen, was Mut macht in Sachen Schauer und Gewitter.

Bei Schauer- und Gewitterlagen ist es leider immer so, dass niemand genau weiß, wen es wann wie sehr erwischt. Sie können das schön sehen, indem Sie die 52 Lösungen für die akkumulierte Regenmenge der kommenden zehn Tage beim Europäischen Modell vergleichen. Die Ergebnisse des Hauptlaufs sehen Sie hier.

Der wird am wahrscheinlichsten angesehen. Dazu gibt es aber als Hinweis, wie sicher so eine Vorhersage ist, noch 51 Varianten – sind sie ähnlich, macht das Mut für den Hauptlauf. Sieht alles ganz anders aus, wissen Sie, dass noch vieles offen ist. Immerhin, wenn Sie sich mit der Pfeil-nach-unten-Taste durchklicken, sehen Sie, dass ganz trockene Varianten selten sind, einzelne lassen auch Berlin untergehen:

Wenn Sie keine Pfeil-nach-unten-Taste haben, geht das auch unter "Member wechseln".

In den kommenden Tagen vermehrt Saharastaub vorhanden

Die Schauer und Gewitter werden auf alle Fälle nicht ohne Folgen für womöglich an Karsamstag gewaschene Autos bleiben: Es kommt in den kommenden Tagen Saharastaub auf uns zu:

Wie alle Ferntransporte bei Luftmassen spielt der Saharastaub in der Atemluft untenrum keine Rolle (weshalb der Aberglaube des Einflusses von Kreuzfahrtschiffen auf den Schadstoffgehalt unserer Atemluft Blödsinn ist), aber wenn es regnet, werden beim Abtrocknen des Autos spannende Staub- bis Sandmuster zurückbleiben.

Vor einem Jahr war es übrigens noch viel wärmer (für andere Jahre jahresweise zurückspringen oder einen anderen Tag auswählen), aber Waldbrandgefahr war damals kein Thema.

Sie wissen jetzt warum. Bitte bei der nächsten Bus- und Bahnfahrt daran denken. Seien Sie ein Leuchtturm der Naturwissenschaft. Danke.

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