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Amazon: Eltern verklagen Onlinehändler wegen "Selbstmord-Kits"


Mehrere Fälle in USA
Eltern klagen gegen Amazon wegen "Selbstmord-Kits"

Von t-online
Aktualisiert am 10.10.2022Lesedauer: 3 Min.
imago images 170711774Vergrößern des BildesAmazon-Logistikzentrum in Deutschland: Der Händler wird verklagt. (Quelle: IMAGO/mix1press)
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Zwei junge Menschen sind in den USA durch Suizid gestorben. Die Eltern sehen den Onlinehändler Amazon in der Verantwortung – und klagen.

In den USA klagen Eltern gegen den Onlinehändler Amazon wegen des Verkaufs von sogenannten "Selbstmord-Kits". Das berichtet unter anderem die "New York Times". Die Kinder der Eltern hatten jeweils mit einer Chemikalie Selbstmord begangen, die sie bei Amazon gekauft hatten. Die Anwälte des Händlers gaben an, das Medikament könne frei verkauft werden, ebenso wie eine Waage zum Abmessen der tödlichen Dosis, einem Medikament gegen Erbrechen und einem Buch zur Anwendung der Chemikalie. Ein Algorithmus schlägt diese Utensilien offenbar vor, wenn man nach dem Mittel auf Amazon sucht. t-online verzichtet absichtlich auf eine detaillierte Beschreibung.

Amazon dafür haftbar zu machen, sei "unfair", teilten die Anwälte des Unternehmens mit. Die Klage wurde von den Eltern eines 27-Jährigen und einer 17-Jährigen in Washington eingereicht. Der 27-jährige Mikael Scott litt an Depressionen. Nach seinem Tod schrieb seine Mutter Amazon und wies auf die Umstände hin, um das Mittel von der Onlineplattform entfernen zu lassen. "Ihr Verlust tut mir leid", heißt es in der Antwort per E-Mail, die von der "New York Times" überprüft wurde. "Aber wenigstens ist Ihr Sohn jetzt in der Hand unseres Gottes." Die Mutter des jungen Mannes zieht nun vor Gericht. "Sie wissen, dass es Menschen umbringt", sagte sie in einem Interview. "Sie sind sich dessen voll bewusst. Es ist ihnen einfach egal."

Amazon soll schlechte Bewertung gelöscht haben

Carrie Goldberg, Anwältin eines Elternpaares, dessen Kind sich auch das Leben nahm, entfachte bei Twitter eine Diskussion darüber. Es gebe außerhalb eines Labors keine andere Verwendung für die Chemikalie, als sich das Leben nehmen zu wollen. "Amazon entfernte die 1-Stern-Bewertungen von trauernden Familienmitgliedern, die versuchten, vor den Gefahren zu warnen", schreibt sie. In den USA sei es gegen das Gesetz, den Selbstmord einer anderen Person zu unterstützen – das gelte auch für Unternehmen. Als sie einen Brief mit der Reaktion der Unternehmensanwälte erhalten habe, sei ihr klar geworden: "Amazon ist ein Serienmörder." Die Produkte weiterzuverkaufen geschehe nicht aus Unachtsamkeit oder Unwissenheit, sondern sei eine vorsätzliche Entscheidung.

Goldberg schreibt, der amerikanische Nachrichtensender CBS habe einen Bericht über die "Selbstmord-Kits" zurückgezogen. CBS soll eine Werbepartnerschaft mit Amazon Prime haben. Das erste Mal wurde bereits 2019 über den Verkauf des Mittels durch Amazon berichtet und eine Petition gestartet. "Bitte hören Sie auf, dieses Produkt zu verkaufen", begann eine Rezension, die im Juli 2019 von einer Person auf Amazon veröffentlicht wurde. Die Nichte dieser Person hatte das Mittel ebenfalls für ihren Suizid benutzt. Konsequenzen hat der Händler auch damals nicht gezogen.

Andere Anbieter haben bereits reagiert

Insgesamt gebe es bereits 50 bekannte Fälle, so die "New York Times". Zuletzt habe es einen Anstieg bei Suiziden mit dieser Methode gegeben.

Mitglieder des US-Kongresses sollen nun in einem Brief an Andy Jassen, Präsident und Geschäftsführer von Amazon, Antworten gefordert haben. Brian Huseman, Vizepräsident für Öffentlichkeitsarbeit bei Amazon, hat inzwischen den Familien sein Beileid ausgesprochen, verteidigte aber weiter den Verkauf der Chemikalie. "Amazon stellt unseren Kunden eine große Auswahl an Produkten zur Verfügung, weil wir darauf vertrauen, dass sie diese Produkte wie von den Herstellern beabsichtigt verwenden", schrieb er. "So wie viele weit verbreitete Verbraucherprodukte", fügte er hinzu, "kann die Verbindung leider missbraucht werden." Die Unternehmen Ebay und Etsy haben dagegen den Verkauf des Mittels eingestellt, teilweise schon vor Jahren.

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.

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