Fall Maddie McCann: Ermittler starten neue Suchaktion in Portugal

Gibt es eine neue Spur im Fall der vermissten Madeleine McCann? Ermittler wollen nun das Gebiet um einen portugiesischen Stausee nach der Leiche absuchen.

16 Jahre nach Verschwinden der damals dreijährigen Madeleine McCann, genannt Maddie, planen Ermittler in Portugal nun erneut eine großangelegte Suchaktion. Das meldet unter anderem die staatliche Nachrichtenagentur Lusa am Montag unter Berufung auf die portugiesische Kriminalpolizei. Demzufolge soll noch am Montag das Gebiet um einen abgelegenen Stausee Arade in der Nähe der Stadt Silves abgesperrt werden, bevor am Dienstag dort offiziell mit der Suche begonnen wird.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig, die im "Fall Maddie" gegen den deutschen Hauptverdächtigen wegen Mordverdachts ermittelt, wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht dazu äußern. Auch die "Polícia Judiciaria" antwortete in Portugal auf eine Anfrage vorerst nicht.

Das Gelände befindet sich etwa 50 Kilometer entfernt von Praia da Luz, wo Maddie 2007 aus dem Ferienapartment ihrer Familie verschwand und soll vom deutschen Hauptverdächtigen Christian B. (45) häufig aufgesucht worden sein. Er selbst nannte die Gegend laut der britischen Zeitung "Dailymail" sein "kleines Paradies". Maddie und ihre Familie stammen aus Großbritannien.

Deutsche Polizei im Einsatz

Die Initiative für die neuerliche Suche soll von deutschen Behörden ausgegangen sein. Detektive von der britischen Polizei Scotland Yard seien in die Gegend gereist, werden aber wohl nur eine "Beobachtungsaufgabe" annehmen. Die portugiesische Polizei wird logistische Unterstützung leisten.

Zwei Tage lang sollen erfahrene Taucher die Tiefen des Stausees sowie das umliegende Waldgebiet absuchen. Das Gebiet war 2008 bereits durchforstet worden, jedoch war damals nur ein Beutel mit "nicht-menschlichen" Knochen gefunden worden.

Neuer Hinweis?

Unklar ist, warum die Polizei genau dort noch einmal sucht. Jedoch behauptete ein LKW-Fahrer zuvor, er habe zwei Tage nach dem Verschwinden der Dreijährigen gesehen, wie eine Frau einem Mann am Stausee ein Kind übergab, das Madeleine geähnelt habe.

Der Hauptverdächtige B. lebte zwischen 1995 und 2007 an der Algarve und sitzt derzeit in Deutschland eine Haftstrafe wegen Vergewaltigung ab. Zudem sollen gegen ihn 17 Verurteilungen wegen verschiedener Verbrechen vorliegen, darunter das Verschwinden mehrerer Kinder.

Deutscher Hauptverdächtiger

Er wurde im April 2022 offiziell als Verdächtiger benannt, nachdem Berichten zufolge sein gelb-weißes VW-T3-Westfalia-Wohnmobil in der Nähe des Ferienortes Praia da Luz in Portugal gesichtet worden war. Wenig später wurde jedoch bekannt gegeben, dass er womöglich nicht angeklagt werden könnte, da die derzeitige Beweislage nicht ausreichend sei.

B. bestritt, sich zu diesem Zeitpunkt in der Gegend aufgehalten zu haben, und distanzierte sich von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Doch laut deutscher Staatsanwaltschaft liegen Telefonprotokolle vor, die zeigen, dass er sich zum Tatzeitpunkt in dem Resort aufhielt, in dem die Familie Urlaub machte.

Dort war Maddie am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage spurlos verschwunden. Die Ermittler vermuten, dass sie entführt und ermordet wurde. Eine Leiche wurde jedoch nie gefunden. Die letzte bekannte größere Suchaktion in diesem Fall fand vor knapp drei Jahren, im Sommer 2020, statt.