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Neonazi-Mammutprozess platzt, weil Richter in Rente geht


Neonazi-Prozess platzt, weil Richter in Rente muss

Von dpa
02.05.2017Lesedauer: 2 Min.
Der Koblenzer Neonazi-Mammutprozess ist spektakulÀr geplatzt.Vergrâßern des BildesDer Koblenzer Neonazi-Mammutprozess ist spektakulÀr geplatzt. (Quelle: Thomas Frey/dpa-bilder)
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Der Neonazi-Prozess in Koblenz hatte noch vor dem MΓΌnchner NSU-Verfahren begonnen. Doch nach fΓΌnf Jahren und 337 Verhandlungstagen findet er zunΓ€chst ein vorzeitiges Ende. Ohne Urteil. Was kostet das die Steuerzahler?

17 Angeklagte, 34 Verteidiger, fast 1000 Seiten Anklage, 337 Verhandlungstage und ein Paukenschlag: Einer der umfangreichsten Neonazi-Prozesse Deutschlands ist geplatzt. Im Windschatten des spΓ€ter begonnenen MΓΌnchner Verfahrens um die NSU-Morde hatte sich die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Koblenz fΓΌnf Jahre lang hingeschleppt - bis zum unrΓΌhmlichen Ende.

Schuld am Prozessabbruch ist ein Ruhestand. Gerichtssprecherin Tanja Becher teilt am Dienstag mit, die Hauptverhandlung werde ausgesetzt, weil der Vorsitzende Richter Hans-Georg Gâttgen mit Erreichen der Altersgrenze Ende Juni laut Gesetz aus dem Dienst scheiden müsse. Bis dahin sei aber ein Prozessende auszuschließen. Der ursprüngliche ErgÀnzungsrichter musste schon vor LÀngerem für einen anderen Pensionsfall der Staatsschutzkammer einspringen.

Neonazis trafen sich im "Braunen Haus"

Worum geht es? Die Anklage richtet sich gegen eine "kriminelle Vereinigung" mutmaßlicher Neonazis des "Aktionsbüros Mittelrhein", die sich regelmÀßig in Bad Neuenahr-Ahrweiler in ihrem sogenannten Braunen Haus getroffen haben soll. Die Vorwürfe reichen von Gewalt gegen Linke etwa in Dresden über einen unangemeldeten Aufmarsch mit Fackeln in Düsseldorf und aufgesprühte Hakenkreuze bis hin zu versuchten BrandanschlÀgen auf Autos.

Und nun? Der Verteidiger GΓΌnther Herzogenrath-Amelung sagt: "Der Prozess wird wieder neu losgehen bei einer anderen Kammer." Er wittert ein politisch motiviertes Verfahren im rot-gelb-grΓΌn regierten Rheinland-Pfalz, das woanders lΓ€ngst eingestellt worden wΓ€re: "Da geht es um den Kampf gegen Rechts." Die Staatsanwaltschaft hat diesen Vorwurf schon frΓΌher zurΓΌckgewiesen.

Verteidiger kritisiert die Verschwendung der Steuergelder

Gerichtssprecherin Becher teilt mit: "Ob das Verfahren von einer anderen Kammer gegen die verbliebenen 17 Angeklagten neu verhandelt werden wird, kann derzeit nicht beantwortet werden." Auch die Frage, ob EntschΓ€digungen an Angeklagte gezahlt werden mΓΌssten, kΓΆnne erst nach Abschluss des Verfahrens beantwortet werden.

Apropos Geld: Verteidiger Herzogenrath-Amelung kritisiert "eine Verschwendung von Steuergeldern". Die Kosten des fΓΌnfjΓ€hrigen Prozesses mit ursprΓΌnglich 26 Angeklagten und 52 Verteidigern gingen in den zweistelligen Millionenbereich: "Mein Betrag ist ja schon sechsstellig."

An langen BÀnken im grâßten Saal des Koblenzer Landgerichts haben die Angeklagten immer wieder zwischen ihren Pflichtverteidigern gesessen. Die ZuschauerbÀnke leerten sich nach den ersten Verhandlungsterminen schon bald. Die meisten Angeklagten haben geschwiegen oder die Vorwürfe zurückgewiesen.

Stinkbomben erzwangen SaalrΓ€umung

In Untersuchungshaft saß schon lange keiner mehr. Anwalt Herzogenrath-Amelung verweist aber auf die mit dem Prozess einhergehenden zeitlichen EinschrÀnkungen für die Angeklagten: "Das hat Existenzen ruiniert." Eine geregelte Arbeit oder Ausbildung sei parallel zu einem fünfjÀhrigen Prozess schwierig. Nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft hÀtte die Dauer des Verfahrens allerdings bei der Strafzumessung eine Rolle gespielt.

Die Staatsschutzkammer hat schon in den ersten Jahren des Mammutprozesses viel erlebt. Etwa Stinkbomben, die eine SaalrΓ€umung erzwangen. Oder eine anwaltliche Stellungnahme in Reimform. Oder einen SchΓΆffen, der der Anklage vor Weihnachten Schokoladen-NikolΓ€use auf den Tisch stellte - und sich dann wegen Befangenheit aus dem Verfahren verabschieden musste.

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