Italien: Mafiaboss Messina Denaro von Zettel bei der Schwester verraten

Nach jahrelangem Versteckspiel hat die Polizei den Chef der sizilianischen Mafia festgenommen. Nun wird bekannt, was den entscheidenden Hinweis lieferte.

Bis ihn Einsatzkräfte im Januar festgenommen haben, war der Mafiaboss Matteo Messina Denaro der meistgesuchte Mann Italiens. Nun wurde bekannt, was die Ermittler auf seine Fährte gebracht und schließlich zu seiner Festnahme geführt hat: eine handschriftliche Notiz im Haus der älteren Schwester Rosalia. Das geht aus einem Haftbefehl gegen die 67-Jährige hervor, den die Polizei veröffentlicht hat.

Rosalia Messina Denaro wurde ihrerseits am Freitag in Sizilien festgenommen; ihr wird die Mitgliedschaft in einer Mafia-Organisation vorgeworfen. Ihr Bruder war der oberste Pate von Siziliens Cosa Nostra und 30 Jahre lang auf der Flucht gewesen – bis zu seiner Verhaftung am 16. Januar. Für schwere Verbrechen wurde der Mafioso in Abwesenheit bereits mehrfach zu lebenslänglicher Haft verurteilt, unter anderem für die Morde an den Staatsanwälten Giovanni Falcone und Paolo Borsellino sowie an einem Teenager, dessen Körper in Säure aufgelöst wurde.

Wie nun aus dem Haftbefehl hervorgeht, waren die Ermittler einen Monat vor der Festnahme des Mafiabosses auf einen entscheidenden Hinweis gestoßen: Als sie während einer verdeckten Operation im Haus der Schwester Abhörgeräte anbringen wollten, fanden sie im Bein eines Aluminium-Stuhls, in welchen eines der Geräte eingesetzt werden sollte, eine handschriftliche Notiz.

Schwester soll Schatzmeisterin gewesen sein

Diese habe zunächst nach einem unverständlichen Durcheinander von Wörtern, Zeichen und Buchstaben ausgesehen. Doch die Ermittler konnten die Nachricht entschlüsseln: Die Nachricht hat demnach den Kampf eines Mannes mit Darmkrebs beschrieben. Obwohl Matteo Messina Denaro eine gefälschte Identität nutzte, wurde der 60-Jährige schließlich in Palermo vor einer Privatklinik für Krebspatienten gefasst.

Das "historische Ergebnis der Festnahme ... stammte von einer Notiz, die Rosetta unvorsichtigerweise, wenn auch versteckt, aufbewahrt hatte", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus dem Haftbefehl.

Auf der Flucht folgte Messina Denaro der Mafia-Tradition und kommunizierte mit Verwandten und Verbündeten über "Pizzini", kleine Zettel, die manchmal in einem Code geschrieben waren. Seine Schwester habe die Empfehlung ihres Bruders, die Zettel nach Gebrauch zu verbrennen, nicht befolgt, so die Polizei.

Rosalia Messina Denaro soll eine wichtige Rolle in der Mafia-Familie gespielt haben und als Schatzmeisterin fungiert haben. Mit ihrem Bruder soll sie unter dem Codenamen "Fragolone" oder "große Erdbeere" kommuniziert haben. Ihr Haus war mit einem großen Porträtgemälde ihres flüchtigen Bruders geschmückt, auf dem er eine Sonnenbrille und eine Krone trägt, wie ein Polizeivideo zeigt. Rosalias Ehemann, Filippo Guttadauro, ist ein weiterer verurteilter sizilianischer Mafioso, während ihre Tochter Lorenza die Verteidigerin von Matteo Messina Denaro ist.