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Kenia | Zahl toter Sektenanhänger steigt – Minister spricht von "Massaker"


58 Leichen in Kenia
Zahl toter Sektenanhänger steigt – Minister spricht von "Massaker"

Von t-online, lec

Aktualisiert am 24.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Blinder Glauben: Deshalb haben sich Sektenmitglieder zu Tode gehungert. (Quelle: Glomex)
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In Kenia haben sich Anhänger einer Sekte zu Tode gehungert, um im Jenseits Jesus zu treffen. Die Zahl der gefundenen Toten steigt immer weiter an.

Der Sektenkult "The Good News International Church" in Kenia hat weitere Todesopfer gefordert. Mindestens 58 Menschen kamen ums Leben. Das teilte die Polizei in dem ostafrikanischen Land am Montag mit. Demnach seien allein seit dem Vortag elf weitere Leichen in einem Waldgebiet im Süden des Landes unweit der Küstenstadt Malindi entdeckt worden.

Forensiker und Rettungskräfte suchten weiter. Es werde dabei nicht nur nach Toten, sondern auch nach Überlebenden Ausschau gehalten, erläuterte der Hauptermittler Charles Kamau. Er und seine Kollegen beschäftigen sich seit etwa einer Woche mit dem Fall. Damals wurden die ersten Leichen entdeckt.

Die Polizei hat für ihre Ermittlungen inzwischen ein 325 Hektar großes Areal in Ostkenia abgesperrt. Auch im Shakahola-Wald in der Nähe des Ortes Malindi suchen die Beamten nun nach weiteren Anhängern des Kults.

Hintergründe des Vorfalls

Der Fall der Sekte sorgt auf der ganzen Welt für Entsetzen: Demnach sollen die Anhänger der Bewegung "The Good News International Church" auf Nahrung verzichtet haben, um nach ihrem Tod Jesus zu treffen.

Im Fokus steht der Priester des Kults, Makenzie Nthenge. Er kam bereits im März in Polizeigewahrsam, nachdem er mit dem Tod zweier Kinder in Verbindung gebracht worden war. Trotz Kritik mehrerer Lokalpolitiker entschied ein Richter, Nthenge gegen die Zahlung einer Kaution von 100.000 kenianischen Schilling (rund 670 Euro) freizulassen.

Berichten zufolge soll er auch für den Tod der nun mehr als 50 Sektenanhänger verantwortlich sein. Er habe die Menschen manipuliert und damit in den Hungertod getrieben, heißt es in lokalen Medien.

Kenias Präsident: "Er ist ein schrecklicher Krimineller"

Kenias Präsident Ruto verglich den Mann am Montag mit einem Terroristen. "Was wir in Shakahola sehen, ist Herr Mackenzie, der sich als Pastor ausgibt, obwohl er in Wirklichkeit ein schrecklicher Krimineller ist. Terroristen nutzen Religion, um ihre abscheulichen Taten zu fördern. Menschen wie Herr Mackenzie benutzen die Religion, um das Gleiche zu tun", sagte er.

Kenias Innenminister Kithure Kindiki forderte eine stärkere Aufsicht über religiöse Einrichtungen. "Das Massaker im Shakahola-Wald ist der eindeutigste Verstoß gegen das in der Verfassung verankerte Menschenrecht auf Religionsfreiheit. Auf den ersten Blick wurden sowohl nach kenianischem Recht als auch nach internationalem Recht Verbrechen in großem Umfang begangen", sagte Kindiki. Nötig sei "eine strengere Kontrolle (einschließlich Selbstkontrolle) aller Kirchen, Moscheen, Tempel und Synagogen."

Hinweis kam von Menschenrechtsorganisation

Auslöser für die Ermittlungen war der Hinweis einer Menschenrechtsorganisation. Dieser veranlasste die Polizei zu einer Durchsuchung des Anwesens Nthenges in Malindi. Dort fanden die Polizisten 15 abgemagerte Personen, von denen anschließend vier verhungerten.

Vor Ort entdeckte die Polizei zudem mehrere Flächengräber. Kurz darauf begannen die Ausgrabungen, bei denen nun weitere Tote gefunden wurden.

Strengere Regulation bei Religionsausübung

In der kenianischen Politik schlägt der Fall inzwischen immer höhere Wellen. Innenminister Kithure Kindiki nannte den Vorfall in einem Tweet "Massaker des Shakahola-Waldes". Zugleich bezeichnete er die Tat als den "klarsten Missbrauch des in der Verfassung gewährten Rechts der freien Religionsausübung".

Zwar respektiere der Staat die Religionsfreiheit. Allerdings müssten die Verantwortlichen für die Gräueltat "zur Rechenschaft gezogen werden", schrieb Kindiki weiter.

So bestehe Bedarf nach strengeren Auflagen für Gotteshäuser unterschiedlichen Glaubens. Davon erfasst sei auch das Erfordernis strengerer interner Regulation der verschiedenen Religionsgemeinschaften.

Verwendete Quellen
  • The Guardian: "Kenya cult deaths: toll from suspected starvation cult reaches 47"
  • Nachrichtenagentur dpa
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