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Toter bei Polizeieinsatz in Berlin "hielt sich für Messias"


Tödlicher Polizeieinsatz in Berlin: "Er hielt sich für einen Messias"
"Er hielt sich für einen Messias"

Julia Jüttner

Aktualisiert am 29.06.2013Lesedauer: 3 Min.
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Ermittler untersuchen den tödlichen Polizeieinsatz am Roten Rathaus in Berlin (Quelle: dpa-bilder)

Nur wenige Minuten soll der Einsatz einer Polizeistreife gedauert haben, bis er mit einem tödlichen Schuss endete. So schildern Augenzeugen gegenüber Spiegel Online, was sich am Freitag gegen 9 Uhr am Neptunbrunnen in Berlin nahe dem Roten Rathaus abgespielt hat.

Kurz zuvor waren die Beamten alarmiert worden. Ein Berliner, 31 Jahre alt, hatte sich vor dem Brunnen ausgezogen. Seine dunkle Jacke, sein kariertes Hemd, seine blaue Hose, seine weißen Turnschuhe hatte er abgestreift, auf den Asphalt geschmissen und war ins Wasser gestiegen. Er habe herumgeschrien, einen "völlig verwirrten Eindruck" gemacht, sagt ein Augenzeuge. "Er hielt sich für einen Messias", so schilderten es weitere Beobachter der Polizei, wie ein Sprecher Spiegel Online sagt.

"Unmengen Blut"

Der Mann habe ein Messer gezogen, die Sägezahnklinge 20 Zentimeter lang. Aus der Ferne habe es wie ein "Brotmesser" ausgesehen, so der Polizeisprecher. Der Mann habe sich damit in den Bauch gestochen und bereits zu diesem Zeitpunkt schwere Verletzungen davongetragen. "Er war über und über voll mit Blut", erinnert sich eine Frau. Passanten verständigten einen der Wachschutzmänner vor dem Roten Rathaus, der rief die Polizei.

Zwei Streifenbeamten trafen ein, einer von ihnen stieg zu dem Mann in den Brunnen, redete auf ihn ein, versuchte, ihn von seinen Selbstverletzungen abzuhalten. Der Mann saß im Wasser und begann, sich in den Hals zu stechen. "Dann flossen erst recht Unmengen Blut über seinen Körper", so der Polizeisprecher. Dann sei der Mann aufgestanden und auf den Beamten, der im Brunnen stand, zugelaufen, habe ihn bedroht, das Messer in der erhobenen Hand.

Wer hat geschossen?

Laut Polizei hat er Stichbewegungen in dessen Richtung gemacht, der Bedrohte wich aus, stieß dann aber rücklings an die Begrenzungsmauer des Brunnens, womit ihm ein weiterer Rückzug plötzlich unmöglich war.

Auf mehrfache Warnung habe der Mann nicht reagiert - weder das Messer fallen lassen noch das Laufen eingestellt. Daraufhin habe der Polizist, der zur Sicherung der Situation außerhalb des Brunnens stand, den Mann erschossen, sagte der Polizeisprecher. In einer später veröffentlichten Pressemitteilung der Polizei hieß es hingegen, es sei der angegriffene Beamte gewesen, der auf den Mann schoss.

Der 31-Jährige verstarb trotz der Rettungsversuche eines Notarztes noch am Tatort. Die Obduktion habe ergeben, dass der Mann durch den Schuss aus einer Polizeipistole einen Lungendurchschuss erlitt und daran starb, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner.

"Oft entscheiden Zentimeter"

Gab es in diesem Moment keine andere Möglichkeit, den gefährdeten Beamten zu retten? "Das ist immer schwierig", erklärt der Polizeisprecher. "Oft entscheiden Zentimeter." In diesem Fall sei es so gewesen, dass der bedrohte Polizist keinen Schritt mehr habe zurückgehen können. Er sei dem Mann mit dem Messer ausgeliefert gewesen.

Der Beamte schoss dem Mann in den Oberkörper, warum nicht ins Bein? "Sicher hätte man auch ins Bein schießen können", sagt der Polizeisprecher. "Aber oft ist es so, dass Menschen, die sich in psychischen Ausnahmesituationen oder unter Drogeneinfluss befinden, keinen Schmerz empfinden. Die laufen auch nach einem Schuss ins Bein weiter und dann wäre es zu spät gewesen. Der Kollege stand keine Armlänge von dem Mann entfernt." Nur mit einem sogenannten Körpertreffer könne in solchen Fällen eine "Stoppwirkung" erzielt werden.

Mordkommission ermittelt

Ob der Beamte in Notwehr handelte, werde derzeit geprüft, es spreche einiges dafür, so Staatsanwalt Steltner. Der Polizist wird derzeit von einem Psychologen betreut. Die weiteren Ermittlungen zu dem Vorfall hat die 1. Mordkommission des Landeskriminalamts übernommen.

Gründe für den psychischen Ausnahmemoment des 31-Jährigen sind bislang nicht bekannt. Der Polizeisprecher schließt jedoch aus, dass der Vorfall im Zusammenhang mit dem Berliner Rathaus, dem Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, steht.

Bis um 15 Uhr wurden am Freitag Spuren am Tatort gesichert, das Wasser aus dem Brunnen gelassen. Danach wurde die Stelle, an dem der Mann erschossen wurde, gesäubert.

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