AnwÀlte von Epstein-Vertrauter Maxwell fordern neues Verfahren
Ein formaler Fehler könnte das Verfahren gegen die Epstein-Vertraute Ghislaine Maxwell wieder aufrollen. Ihre AnwÀlte bemÀngeln die Aussagen eines Geschworenen.
Nach dem Bekanntwerden der Missbrauchserfahrungen eines Geschworenen im Prozess gegen die Vertraute des US-SexualstraftĂ€ters Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, haben deren AnwĂ€lte ein neues Verfahren gefordert. Maxwells AnwĂ€lte erklĂ€rten am Mittwoch gegenĂŒber dem Gericht in New York, dass ĂuĂerungen des Geschworenen "unwiderlegbare GrĂŒnde fĂŒr ein neues Verfahren" darstellten. Dieser hatte sich seit Maxwells Verurteilung in mehreren Interviews ĂŒber die Beratungen der Jury geĂ€uĂert.
Embed
Darin sagte der 35-JĂ€hrige, er habe dazu beigetragen, Geschworene zu ĂŒberzeugen, die die Aussagen der beiden Hauptzeuginnen der Anklage anzweifelten. Er habe den Geschworenen gesagt, dass er sich ebenfalls nicht an jedes Detail seiner eigenen Missbrauchserfahrung erinnern könne.
Geliebte, Vertraute, Mitarbeiterin
Vergangene Woche hatten die zwölf Geschworenen Maxwell wegen Sexhandels mit MinderjĂ€hrigen schuldig gesprochen. Der 60-JĂ€hrigen droht eine jahrzehntelange GefĂ€ngnisstrafe. Das StrafmaĂ soll zu einem spĂ€teren Zeitpunkt verkĂŒndet werden. Maxwell â einst Epsteins Geliebte und dann ĂŒber Jahre seine enge Vertraute und Mitarbeiterin â soll jahrelang junge MĂ€dchen fĂŒr den schwerreichen und gut vernetzten US-Investor Epstein rekrutiert und sich teilweise selbst am Missbrauch beteiligt haben.
Vor den AnwÀlten Maxwells hatte sich bereits die New Yorker Staatsanwaltschaft schriftlich an die Richterin Alison Nathan gewandt und um eine Untersuchung gebeten. Es sollte geklÀrt werden, ob der betreffende Geschworene wÀhrend der Jury-Auswahl offengelegt hatte, dass er selbst Opfer sexuellen Missbrauchs war.
Jury musste Fragebogen ausfĂŒllen
Bei dem langwierigen Verfahren der Geschworenen-Auswahl vor dem eigentlichen Prozessbeginn hatten die Kandidaten zunĂ€chst einen Fragebogen ausfĂŒllen mĂŒssen, in dem sie auch angeben mussten, ob sie oder ein Verwandter Opfer von sexuellem Missbrauch waren. Bejahten sie diese Frage, wurden sie eingehender befragt, um festzustellen, ob sie trotzdem unparteiisch ĂŒber die Schuld Maxwells befinden konnten.
Der betreffende Geschworene hatte einer Nachrichtenagentur gesagt, dass er den Fragebogen "wie im Flug" beantwortet habe. Er könne sich nicht daran erinnern, dass er nach persönlichen Missbrauchserfahrungen gefragt worden sei, versicherte aber, alles ehrlich beantwortet zu haben.
Richterin Nathan wies Maxwells AnwĂ€lte an, ihren formellen Antrag auf ein neues Verfahren bis zum 19. Januar einzureichen. Die Staatsanwaltschaft sollte dann bis zum 2. Februar antworten. Nathan sagte nichts dazu, ob sie eine Untersuchung gegen den Geschworenen einleiten wird - sie kĂŒndigte allerdings an, dass dieser einen Pflichtverteidiger bekommen sollte, falls er aussagen muss.
Richterin trifft Entscheidung ĂŒber neues Verfahren
Rechtsexperten zufolge wĂŒrde sich eine Untersuchung vor allem darauf konzentrieren, ob der Geschworene seine eigene Missbrauchserfahrung im Fragebogen offengelegt hatte. Sollte dies nicht der Fall sein, mĂŒsste die Richterin entscheiden, ob dieses VersĂ€umnis den Prozess wesentlich beeinflusst hat.
Der schwerreiche Investor Epstein, der mit bekannten GröĂen aus Politik und Gesellschaft wie den frĂŒheren US-PrĂ€sidenten Bill Clinton und Donald Trump sowie Microsoft-GrĂŒnder Bill Gates verkehrte, soll jahrelang minderjĂ€hrige MĂ€dchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Er war im August 2019 tot in seiner GefĂ€ngniszelle gefunden worden, als er sich in Untersuchungshaft befand. Die Behörden gehen von Selbstmord aus.