t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaKriminalität

Kusel: Ort gleicht nach tödlichen Schüssen auf Polizisten einer Geisterstadt


Stadt im Schockzustand
In Kusel berichten die Menschen von einem mulmigen Gefühl

Von Alina Hanss, Kusel

Aktualisiert am 01.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Player wird geladen
Ermittler, Staatsanwälte und Polizisten tief betroffen: Zwei Beamte in Rheinland-Pfalz sind erschossen worden – das sind die Hintergründe der Tat. (Quelle: t-online)

Die Westpfalz wird von tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten erschüttert. Bei den Menschen im Landkreis Kusel bleibt eine diffuse Angst zurück. "Ich weiß nicht, ob ich schnell wieder ohne Sorge in den Wald möchte", sagt eine Frau.

Der Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz war bislang wohl nur den wenigsten Menschen ein Begriff. Seit diesem Montag hat sich das schlagartig geändert. Eine Polizistin und ein Polizist wurden bei einer Verkehrskontrolle in den Morgenstunden erschossen. Schwer bewaffnete Einsatzkräfte durchkämmten in der Folge die Gegend, schließlich wurden zwei Verdächtige festgenommen.

Kusel gleicht in den Stunden nach der Tat einer Geisterstadt. Nur wenige Menschen sind auf den Straßen anzutreffen. Ständig kommen Einsatzwagen der Polizei vorbei, dann ist es kurz wieder ruhig. Was passiert mit einem beschaulichen Ort, der von solch einer Gewalttat erschüttert wird?

"Bei uns in Kusel kann man von heiler Welt sprechen"

Die Stadt Kusel liegt nur wenige Fahrminuten entfernt vom Tatort, der Kreisstraße 22 zwischen den Dörfern Mayweilerhof und Ulmet. Knapp 5.500 Einwohnerinnen und Einwohner, ein paar Läden, die Fußgängerzone ist in wenigen Minuten durchquert. Kusel erinnert an viele deutsche Kleinstädte.

Ungewöhnlich ruhig sei es, bemerkt die Verkäuferin einer Metzgerei. "Viele Kunden haben uns heute berichtet, dass sie nur ungern vor die Tür gegangen sind und wenn sie nicht müssten, lieber zu Hause geblieben wären", sagt die junge Frau hinter der Theke. Das habe sich auch in den Umsätzen des Tages gezeigt.

"Bei uns in Kusel kann man durchaus von einer heilen Welt sprechen", sagt die 75-jährige Christiane Thauer. Sie sitzt im Kuseler Weltladen hinter dem Tresen. Die Tat habe ihr Weltbild ins Wanken gebracht. Sie kenne die umliegende Gegend gut, sei dort öfter mit ihrem Hund spazieren. "Normalerweise gehe ich sehr unbedarft in die Natur. Ich weiß nicht, ob ich so schnell wieder ohne Sorge in den Wald möchte", befürchtet Thauer.

"Ich war sehr froh, als ich die ersten Häuser sah"

Während alle anderen Geschäfte in der Fußgängerzone am späten Nachmittag schließen, bleibt die Engel-Apotheke in der Innenstadt bis in die Abendstunden geöffnet. Inhaber Steffen Mayer wohnt in Körborn, nur drei Kilometer zu Fuß vom Ort der Polizeikontrolle entfernt. Auch er berichtet von gedrückter Stimmung in der Stadt.

Den ganzen Tag über seien nur wenige Parkplätze belegt und kaum Menschen unterwegs gewesen. "Hier ist es gerade noch ruhiger als sonst." Nach Feierabend um 19 Uhr bleibe er normalerweise etwa eine halbe Stunde, um die Geschäfte der Apotheke zu regeln. An diesem Abend möchte er direkt nach Geschäftsschluss nach Hause fahren.

Eine der Angestellten der Apotheke wohnt in Mayweilerhof. Nur einige Hundert Meter seien es von ihrem Haus am Ortsausgang bis zum Tatort, wie sie erläutert. In den frühen Morgenstunden habe sie einen Krankenwagen gehört. Als sie sich mit ihrem Auto gegen 7.30 Uhr auf den Weg zur Arbeit nach Kusel gemacht habe, habe sie bereits von den tödlichen Schüssen in der unmittelbaren Umgebung erfahren. Die Polizei hatte davor gewarnt, Anhalter mitzunehmen, da mindestens einer der Täter bewaffnet sei. "Mit einem mulmigen Gefühl habe ich versucht, die Augen aufzuhalten. Schlussendlich war ich sehr froh, als ich die ersten Häuser von Kusel sah", berichtet die Angestellte.

Den gesamten Montag über war die Polizei in Mayweilerhof mit einem Team vor Ort. Man wolle für die Ängste und Fragen als Ansprechpartner da sein, hieß es. Auch wenn die Tatverdächtigen gefasst sind, dürfte es noch einige Zeit brauchen, bis die Erkenntnis, was an diesem Montagmorgen geschehen ist, bei den Menschen in der Region verarbeitet sein wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche vor Ort
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website