Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fährtenleser äußern Vermutung Neue Fotos sprechen gegen einen Puma
Ist es wirklich ein Puma, der durch den Süden Sachsen-Anhalts streift? Fährtenleser bringen nun weitere Zweifel ins Spiel – und liefern eigene Bilder.
Am Montagabend schlugen Polizei und Behörden im Saalekreis noch Alarm – jetzt rudern sie zurück: Die Großfahndung nach einem vermeintlichen Puma bei Braunsbedra ist zurückgefahren worden. Neue Videoaufnahmen deuten darauf hin, dass das gesichtete Tier doch kleiner sein könnte als zunächst angenommen. Hier lesen Sie mehr.
Auch international bekannte Fährtenleser sprechen von einem möglichen Irrtum. Der Experte Louis Liebenberg sagte zu t-online: "Das Originalvideo enthält keinen Maßstab, um die Größe der Katze zu zeigen".
Das vermeintliche Raubtier wurde am Freitagabend im Bereich des Hafens am Geiseltalsee in Braunsbedra im Saalekreis erstmals gesichtet. Eine Mitarbeiterin des Landratsamtes hatte ein Video aufgenommen. Es wurde daraufhin angenommen, dass es sich bei dem Tier um einen Puma handeln könnte.
Embed
Liebenberg: "Große Hauskatze"
Liebenberg teilte mit, dass sein Kollege Georg Messerer persönlich vor Ort gewesen gewesen sei. Er habe die Umgebung dokumentiert – und gemeinsam mit Fährtenleser José Galan die Bilder analysiert, um die Größenverhältnisse exakt darzustellen. Das Ergebnis: Es spricht vieles für eine "große Hauskatze", nicht für einen Puma.
Die Bilder der Fährtenleser zeigen, dass es sich bei dem vermeintlichen Puma um eine klassische optische Täuschung gehandelt haben könnte. "José Galan half bei der Erstellung eines Bildes, das darauf hindeutet, dass es sich um eine große Hauskatze und nicht um eine große Katze wie einen Puma handeln könnte", sagte Liebenberg.
Die Fachleute sind keine Unbekannten: Louis Liebenberg ist ein südafrikanischer Forscher und lernte das Lesen von Fährten von indigenen Völkern. Basierend auf diesem Wissen entwickelte er schon in den 90er-Jahren eine Software für Datenaufnahmen und Spurenidentifizierung von Tieren im Gelände.
Liebenberg und Galan, die sich als Cyber-Tracker bezeichnen, hatten bereits 2023 in Berlin für Aufklärung gesorgt, als die Sichtung einer angeblichen Löwin für Aufregung sorgte. Dort jagten Polizei, Jäger und Tierärzte rund 30 Stunden lang samt Hubschrauber und Drohnen ein Raubtier – ausgelöst durch ein Handyvideo. Die beiden Experten nahmen das Video unter die Lupe und stellten Unterschiede beim Rücken, dem Schwanz und dem Bein fest. Die internationale Aufmerksamkeit war groß, am Ende stellte sich die Löwin als Wildschwein heraus.
- Raubtier-Alarm in Sachsen-Anhalt: "Das wäre das schlimmste Szenario"
- Sichtungen in Sachsen-Anhalt: Was tun, wenn ich einer Großkatze begegne?
Kalb wurde in Wahrheit von Raben zerhackt
Die zuständige Dezernentin des Landkreises, Sabine Faulstich, hatte die Wahrscheinlichkeit für einen Puma am Dienstagabend noch auf 80 Prozent beziffert. Der Bürgermeister des 10.000-Einwohner-Ortes Braunsbedra, wo das Tier am Geiseltalsee gefilmt worden war, sagte t-online: "Ich gehe von einem Puma aus." Am Mittwochnachmittag klingt das dann ganz anders: Die Suchmaßnahmen werden stark reduziert.
Anfangs hieß es, ein gerissenes Kalb sei ein weiterer Beleg für das Raubtier – doch auch hier die Wende: Eine Amtstierärztin stellte fest, dass der Kadaver nicht durch ein Raubtier getötet wurde, wie eine Sprecherin t-online mitteilte. Stattdessen hatten sich wohl Raben an dem Tier zu schaffen gemacht.
- Bilder und Aussagen von Louis Liebenberg vom 17. Juni 2025, eingegangen per Mail
- Anfrage an den Saalekreis
- Mitteilung des Saalekreise vom 17. Juni 2025, eingegangen per Mail
- science.org: "Signs of science" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa