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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Drei Arbeiter ums Leben gekommen Todesbrücke machte schon 2024 Negativschlagzeilen

Nach dem Tod dreier Bauarbeiter auf der Horber Hochbrücke ermittelt die Polizei den genauen Hergang. Klar ist: Es ist nicht der erste Zwischenfall auf der Großbaustelle.
Es war 12.30 Uhr am Dienstag, als der Alarm bei den Rettungskräften einging: Eine Arbeitsgondel ist auf der Großbaustelle Horber Hochbrücke in die Tiefe gestürzt. Drei Menschen kamen ums Leben. Als die Einsatzkräfte an der Baustelle ankamen, konnten sie den drei Bauarbeitern nicht mehr helfen. Die Polizei ermittelt, wie es zu dem Unfall kommen konnte.
Offenbar hatte sich die Gondel von einem Kran gelöst. Die Polizei wollte Fotos, auf denen ein gerissenes Seil zu sehen war, nicht kommentieren. Klar ist: Es ist nicht der erste Zwischenfall auf der Baustelle, die eine der größten in Baden-Württemberg ist.
Am 12. Februar 2024 war der Betrieb auf der Großbaustelle plötzlich gestoppt worden, wie das zuständige Regierungspräsidium damals mitteilte. Während der Betonagearbeiten an einem Brückenpfeiler war aufgefallen, dass einige wichtige Stützbolzen eines Traggerüsts abgebrochen waren. Verletzt wurde niemand, alle Bauarbeiter konnten die Baustelle verlassen. Die in der Nähe verlaufende Bahnlinie stellte den Betrieb ein, der Neckartalradweg wurde gesperrt.
Zwischenfall 2024: Bolzen hatten fehlerhafte Qualität
Erste Ergebnisse deuteten laut Regierungspräsidium darauf hin, "dass das verwendete Bolzenmaterial nicht alle Güteanforderungen erfüllt und somit Materialfehler ursächlich für das Versagen der Traggerüstbefestigung sein könnten", hieß es in einer Erklärung.
Die Konsequenz: Das Traggerüst wurde abgebaut, die zuständige Firma erklärte, dass ab sofort eine andere Konstruktion zum Einsatz kommen sollte. Am 26. Februar 2024 waren die Sicherungsarbeiten beendet. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass der aktuelle Unfall mit drei Toten mit den Unregelmäßigkeiten auf der Baustelle im Jahr 2024 zusammenhängen könnte.
Laster krachte 2023 mehrere Meter in die Tiefe
Schon im Juni 2023 hatte es einen weiteren Unfall an der Großbaustelle gegeben: An einem Montagmorgen war ein Baustellenlaster rund acht Meter in die Tiefe gestürzt, wie die "Südwestpresse" damals berichtete. Der 56-jährige Fahrer, der mit seinem Lkw über das aufgeschüttete Geröll hinabrutschte, zog sich "schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen zu", zitierte die Zeitung einen Polizeisprecher. Der Fahrer wurde in ein Krankenhaus geflogen. Es entstand ein Sachschaden von rund 10.000 Euro.
Die Hochbrücke Horb ist eines der größten Bauprojekte in Baden-Württemberg. Die Brücke soll als wichtige Verkehrsverbindung die Innenstadt von Horb entlasten. Gebaut wird auf einer Höhe zwischen 40 und 100 Metern. Insgesamt soll die Brücke rund 2.100 Meter lang werden. Spatenstich für das Großprojekt war 2018, die Fertigstellung ist für 2028 geplant. Horb liegt am Neckar zwischen Tübingen und Offenburg. Die Stadt hat rund 25.000 Einwohner.
- Eigene Berichterstattung
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- rp.baden-wuerttemberg.de: "B 32 – Hochbrücke Horb: Einschränkungen aus Sicherheitsgründen notwendig"
- rp.baden-wuerttemberg.de: "B 32 – Hochbrücke Horb: Einschränkungen aufrechterhalten – Planung für Reparatur läuft"
- swp.de: "Horb: Lkw stürzt beim Rauschbart acht Meter in die Tiefe"
- schwarzwaelder-bote.de: "Hochbrücke in Horb: Das ist der Grund für den Bolzen-Schaden"
- schwarzwaelder-bote.de: "Baupanne an der Hochbrücke Horb: So gefährlich ist das Bolzen-Problem der Hochbrücke"