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Forscher entdecken neue Virenstämme im Permafrost: "Zombie"-Viren


Bis zu 48.500 Jahre alt
Forscher finden neue "Zombie"-Viren im Permafrost

Von t-online, wan

Aktualisiert am 10.03.2023Lesedauer: 2 Min.
Wissenschaftler sammeln in einer Höhle in Sibirien Daten zum Permafrost (Archivbild): Forscher fanden neue Virenstämme, die lebensfähig sind.Vergrößern des BildesWissenschaftler sammeln in einer Höhle in Sibirien Daten zum Permafrost (Archivbild): Forscher fanden neue Virenstämme, die lebensfähig sind. (Quelle: -/University of Oxford/dpa./dpa)
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Forscher haben mehrere neue Virenstämme im Permafrost gefunden, die lebensfähig sind. Man rechnet sogar mit weiteren Entdeckungen.

Wissenschaftler haben im arktischen Permafrost 13 neue Viren entdeckt, die bis zu 48.500 Jahre alt sind – und wiederbelebt werden können. Damit widerlege man den Eindruck, "dass 'Zombie'-Viren selten und kein Risiko für die öffentliche Gesundheit" seien, heißt es in einer Studie, an der auch der deutsche Wissenschaftler Jens Strauss vom Alfred-Wegener-Institut in Potsdam mitgearbeitet hat. Das Papier wurde auf der Schweizer Wissenschaftsplattform MDPI veröffentlicht.

Der französische Genomforscher und Mit-Autor der Untersuchung, Jean-Michel Claverie, beschäftigt sich schon länger mit eingefrorenem Leben in Sibirien und hatte erstmals 2003 Proben genauer unter die Lupe genommen. Im Jahr 2014 gelang es ihm, ein 30.000 Jahre altes Virus wiederzubeleben – das Organismen infizieren konnte. Jetzt haben die Forscher mehrere neue Viren gefunden, die aus unterschiedlichen Regionen Sibiriens stammen. Sie wiesen nach, dass diese immer noch Amöben befallen können.

Diese neuesten Stämme repräsentieren fünf Familien von Viren. Das älteste Virus war fast 48.500 Jahre alt, basierend auf der Radiokohlenstoffdatierung des Bodens. Es stammte aus einer Erdprobe, die aus einem unterirdischen See entnommen wurde. Die jüngsten Proben, die im Mageninhalt und im Fell eines Wollmammuts gefunden wurden, waren 27.000 Jahre alt.

"Wir wissen, dass sie da sind"

Die Viren greifen nicht den Menschen an, sondern haben zunächst Amöben als Ziel. Das sei aber kein Grund zur Entwarnung. "Wir betrachten diese Amöben-infizierenden Viren als Ersatz für alle anderen möglichen Viren, die sich im Permafrost befinden könnten", sagte Claverie dem US-Sender CNN. Er habe noch weitere Spuren von Erregern gefunden. "Wir wissen, dass sie da sind. Wir wissen nicht genau, ob sie leben. Aber wenn Amöben-Viren überleben, dann gibt es keinen Grund, warum anderen das nicht gelingt und diese dann ihre Zielorganismen infizieren können."

In Alaska war 1997 eine gefrorene Frauenleiche gefunden worden, bei der man Reste der Spanischen Grippe von 1918 entdeckte. Bei einer Leiche aus Sibirien wurden Windpocken nachgewiesen. Allerdings handelte es sich dabei nicht um Viren, die wiederbelebt werden konnten.

Frostböden tauen auf

Ein Viertel der Nordhalbkugel ist von dauerhaft gefrorenem Boden bedeckt, dem sogenannten Permafrost. Aufgrund der Klimaerwärmung tauen große Flächen auf. "Ein Teil dieser organischen Substanz besteht auch aus wiederbelebten zellulären Mikroben (Prokaryoten, einzellige Eukaryoten) sowie Viren, die seit prähistorischen Zeiten inaktiv geblieben sind", schreiben die Forscher in ihrem Papier.

Bislang sind die Urzeit-Viren in Laboren aufgetaut und untersucht worden. Ob sie auch in der normalen Umgebung zum Leben erwachen und ob sie Menschen infizieren können, kann aus den Studien nicht abgeleitet werden. Birgitta Evengård, emeritierte Professorin an der Abteilung für klinische Mikrobiologie der Universität Umea in Schweden, sagte CNN, dass das Risiko, das von potenziellen Krankheitserregern beim Auftauen des Permafrosts ausgeht, besser überwacht werden sollte. Sie warnte jedoch vor einem alarmistischen Ansatz. "Es ist richtig, Respekt vor der Situation zu haben und proaktiv zu sein und nicht nur zu reagieren. Und der Weg, Angst zu bekämpfen, ist, Wissen zu haben."

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