Aus Hautzellen Forscher züchtet erbsengroßes Menschenhirn

Einem Wissenschaftler aus den USA ist es nach eigenen Angaben gelungen, ein fast vollständiges menschliches Gehirn im Labor zu züchten. Das gab Rene Anand von der Ohio State University bei einem Kongress in Florida bekannt. Das Kuriose daran: Das Gehirn ist nur so groß wie eine Erbse.
Laut Anand hat das aus menschlichen Hautzellen erzeugte Gehirn den Reifegrad eines fünf Wochen alten Embryonalgehirns. "Es sieht nicht nur so aus wie das sich entwickelnde Gehirn", sagte Anand. Es enthalte auch fast alle Zelltypen und Gene des menschlichen Gehirns.
Das von Anand präsentierte Gehirn ist seinen Angaben zufolge das bislang vollständigste menschliche Gehirn, das im Labor gezüchtet wurde. Es besteht nach Angaben der Universität nicht nur aus den richtigen Zelltypen, sondern ist auch so aufgebaut wie ein menschliches Gehirn: Die wichtigsten Hirnregionen seien vorhanden. Blutgefäße hat das Mini-Gehirn demnach allerdings nicht.
Anwendung bei Erforschung neurologischer Therapien
Da stellt sich natürlich die Frage nach dem Sinn eines solchen Projekts: Das Gehirn aus dem Labor kann nach Angaben von Anand bei der Erforschung neuer Therapien gegen neurologische Krankheiten helfen. Neue Medikamente könnten damit "einfacher und ethischer" getestet werden. Solche Tests seien zudem besser und aussagekräftiger als Versuche mit Nagetieren.
Bei der Bekanntgabe sind Anand und die Universität vom üblichen wissenschaftlichen Prozedere abgewichen. Normalerweise werden wichtige medizinische Pionierleistungen zuerst in Fachzeitschriften vorgestellt, die sie vor der Veröffentlichung unabhängig überprüfen lassen. Anand und ein Kollege haben nach Angaben ihrer Universität eine Firma gegründet, um ihre Gehirnzüchtungen zu vermarkten.