Tagesanbruch Diese Männer haben nichts verstanden
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Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,
ein Kuss ist etwas Schönes, dieser Kuss jedoch war alles andere als schön: Der Wirbel um Spaniens Fußballpräsidenten Luis Rubiales hat sich zu einer gesellschaftlichen Debatte über die Frage entwickelt, wo die Grenze zwischen Herzlichkeit und Belästigung liegt. Politiker, der Fifa-Boss, sogar der UN-Generalsekretär haben Rubiales' Verhalten verurteilt: Der Mund-Kuss, den er der Nationalspielerin Jennifer Hermoso nach dem WM-Finale aufzwang, seine mangelnde Einsicht und die Beschimpfung seiner Kritiker als "Idioten" haben einen Sturm der Empörung ausgelöst. Der Sportfunktionär hingegen wittert eine Kampagne und wähnt sich als Opfer eines Komplotts.
Wer die Bilder der Szene gesehen hat, erkennt sofort, dass hier ein Mann einer Frau zu nahe getreten ist. Ob spontan oder kalkuliert: Die Szene zeigte in aller Öffentlichkeit einen Machtmissbrauch.
Trotzdem spielen Tage nach dem Ereignis immer noch bemerkenswert viele Kommentatoren den Übergriff zu einer harmlosen Nettigkeitsgeste herunter – vor allem Männer. Prominente wie der Ex-Fußballstar Lothar Matthäus und der Sportmoderator Johannes B. Kerner äußern sich in einer Art und Weise zu dem Vorfall, dass man sich fragt, ob sie eigentlich Augen im Kopf und genügend graue Zellen im Hirn haben (zu hören in unserem Podcast).
Das Problem reicht jedoch weit über den Sport hinaus. Auch in Deutschland erleben Millionen Frauen sexuelle Belästigung. Ob im Büro, in der Schule oder in der Uni, in der U-Bahn, im Supermarkt oder in der Disco – es kann überall geschehen: anzügliche Sprüche, Berührungen im Intimbereich bis hin zu brutaler Gewalt. Und die Täter sind meistens Männer.
Warum kennen so viele Männer ihre Grenzen nicht? Was bewirkt das modifizierte Sexualstrafrecht, was hat die Kölner Silvesternacht 2015 damit zu tun und was bedeutet der Grundsatz "Nein heißt nein" konkret? Welche Möglichkeiten gibt es, auch Jugendliche und Männer stärker zu sensibilisieren? Darüber sprechen meine Kolleginnen Melanie Muschong, Lisa Fritsch und ich in unserem Podcast. Ich wünsche mir, dass Sie bei diesem wichtigen Thema hineinhören: hier. Gerade auch dann, wenn Sie ein Mann sind.
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Zugleich wünsche ich Ihnen ein entspanntes Wochenende. Am Montag kommt der Tagesanbruch von unserem politischen Reporter Johannes Bebermeier.
Herzliche Grüße
Ihr
Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
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Quellen für die verwendeten Töne:
1. Umfrage-Töne: n-tv "Lothar Matthäus: 'Ja und, man kann sich doch küssen'"
2. Ton von Innenministerin Nancy Faeser: Pressekonferenz vom 11.07.23 bei phoenix auf YouTube
