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Ozzy Osbourne: "Black Sabbath"-Sänger ist tot – nun bleibt nur noch Slash


Tagesanbruch
Einer macht weiter

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 23.07.2025 - 14:39 UhrLesedauer: 6 Min.
Slash auf Tournee im Jahr 2006.Vergrößern des Bildes
Slash auf Tournee im Jahr 2006. (Quelle: imago images)
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Viele Künstler sind groß, aber nur wenige sind Riesen. Gestern Abend ist so ein Riese in die Kiste gestiegen. So salopp darf man das in seinem Fall sagen, weil in seinen Kreisen ein gepflegter Sarkasmus zum guten Ton gehört: Ozzy Osbourne ist tot.

Das ist eine Nachricht weit über die Gefilde des Rock'n'Roll hinaus. Nicht nur hat dieser ungestüme Engländer als Frontmann der Band Black Sabbath das revolutionäre Musikgenre miterfunden, das mit Heavy Metal nur unzureichend betitelt ist. Der Mikrofonderwisch hat auch Heerscharen von aufbegehrenden Jugendlichen inspiriert und mindestens ebenso vielen junggebliebenen Altrockern nostalgische Stunden beschert. Er hat groteske Bühnenshows zelebriert, um die ihn selbst Starregisseure beneideten, und mit der spleenigen Familienserie "The Osbournes" dem Reality-Fernsehen das Sahnehäubchen aufgesetzt. "Was heute zum Rock-ABC gehört, lässt sich größtenteils auf den charismatischen Sänger zurückführen", schreibt mein Kollege David Schafbuch in seinem Nachruf.

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Solch ungestüme Energie hat Respekt verdient. Mister Osbourne hat als wiederauferstandenes Drogenwrack jahrelang öffentlichkeitswirksam dem Tod getrotzt und am 5. Juli, gezeichnet von der Parkinson-Krankheit, in seiner Heimatstadt Birmingham ein letztes großes Abschiedskonzert gegeben. Dabei genügte es, dass er auf einem Thron hockend ins Mikrofon fauchte, während die Crème de la Crème des Hardrocks zu seinen Ehren aufspielte. Keine drei Wochen nach diesem Grande Finale ist er nun abgetreten – in den Rock-n-Roll-Himmel, in die Metal-Hölle oder wohin auch immer. Respekt! So gehen Riesen.

Video | Ozzy Osbourne ist tot – das war sein letzter Auftritt
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Quelle: t-online

Ein anderer Riese ist zum Glück noch da und kann heute seinen 60. Geburtstag feiern: Auch Saul Hudson ist ein Bühnenderwisch und ein Ausnahmemusiker. Ein Tiger, der seine Krallen in die Saiten haut. Ein Koloss, der die elektrische Gitarre an seinem Bizeps wiegt wie einen Säugling. Ein Trampel und ein Feingeist zugleich, der mit seinem mitreißenden Spiel den Hardrock geprägt hat. Geboren in London, aufgewachsen in Los Angeles, bekam er von einem Kumpel seines Vaters den Spitznamen Slash verpasst, weil er als Kind ständig in Bewegung war und von einem zum nächsten hüpfte, ein schräger Typ eben. Mit 14 Jahren begeisterte er sich für harte Rhythmen und begann, auf einer Flamenco-Gitarre herumzuzupfen, die seine Oma ihm besorgt hatte. Zwölf Stunden täglich soll er die Saiten malträtiert haben.

In den frühen Achtzigerjahren traf er auf einen Typen namens Axl Rose, der nicht nur singen und Klavierspielen, sondern auch eine Menge trinken konnte. Das imponierte Slash und spornte ihn an, sich ebenfalls Unmengen Flüssiges einzuverleiben. Bald wurde die Jack-Daniels-Flasche ebenso zu seinem Markenzeichen wie sein schwarzer Zylinder. Zum Glück hinderte ihn das nicht am Musizieren. Bis heute erinnern sich Rockgenießer andächtig an das Jahr 1985, als Slash bei der Band Guns N' Roses einstieg.

Es war eine Initialzündung, ach was, eine Explosion: Binnen weniger Jahre feuerte die Band einen Kracher nach dem anderen in die Welt: "Welcome to the Jungle", "Sweet Child O' Mine", "Paradise City". Hinter der Bühne ließen die Jungs es weiter krachen, was ihnen den zweifelhaften Titel als "gefährlichste Band der Welt" eintrug. Aber sie wollten mehr.

Und schufen mehr: 1991, mitten in der weltweiten Aufbruchstimmung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, veröffentlichten sie nicht ein, sondern gleich zwei Alben: "Use Your Illusion I & II" – ein musikalischer Doppelwumms, der noch heute zeitlos klingt. Da ist das nervöse Stakkato von "Shotgun Blues" und der pulsierende Herzschlag von "The Garden". Da ist das rattenschnelle Riff von "Pretty Tied Up" und die transzendente Ballade "November Rain". Und da ist natürlich das Meisterwerk "Estranged", in dem der Gitarrenzauberer Slash die Saiten heulen lässt wie ein liebeskrankes Mädchen. Ein fast zehnminütiger Seelen-Striptease. Slash spielt mal wimmernd und mal warm, mal rauchig und mal rabiat, seine Soli transportieren Wut und Zärtlichkeit, sie stechen ins Herz, um es dann wieder zu flicken.

Sein eigenes Herz mussten die Ärzte schon vor 24 Jahren flicken, fast hätten ihn der Whiskey und die Pillen dahingerafft. Aber er weigerte sich, so früh abzutreten, und befahl den Weißkitteln: "Noch nicht!". Nun rockt er nüchtern über die Bühnen und berauscht sich nur noch an seinem eigenen Sound. Das muss man als Rockstar erst mal schaffen. Ein Riese eben. Herzlichen Glückwunsch zum Sechzigsten, Alter, bleib noch ein Weilchen hier!


Ohrenschmaus


Wegweisendes Gutachten

Der Kurs ist klar: Auf dem Feld der Klimapolitik lässt die schwarz-rote Bundesregierung bislang wenig Ehrgeiz erkennen, von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hört man vor allem, dass sie die Kosten der Energiewende begrenzen und neue Gaskraftwerke bauen will. Allen Extremwetterereignissen zum Trotz scheint der Klimaschutz merkwürdig aus dem Fokus geraten zu sein. Umso mehr lohnt sich heute Nachmittag ein Blick nach Den Haag. Dort gibt der Internationale Gerichtshof seine Auffassung zu den völkerrechtlichen Pflichten der Staaten im Umgang mit dem Klimawandel bekannt.

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Mit dem Gutachten beauftragt worden war das Gericht 2023 von der UN-Vollversammlung: Initiiert hatte die Anrufung der pazifische Inselstaat Vanuatu, der bei fortschreitender Erderwärmung und steigendem Meeresspiegel zu versinken droht. Das weltweite Interesse an dem Vorgang war enorm: 96 Staaten und elf internationale Organisationen haben dem höchsten Gericht der Vereinten Nationen bis Mitte Dezember 2024 ihre Argumente für und gegen Verpflichtungen der Staaten zum Klimaschutz vorgetragen. Wie die 15 Richter diese nun auslegen, ist zwar für einzelne Staaten nicht unmittelbar bindend – es wird aber laufende und künftige Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit dem Klimaschutz entscheidend prägen. Das kann weitreichende Folgen haben.


Macron in Berlin

Mit Olaf Scholz konnte Emmanuel Macron nicht so gut, mit Friedrich Merz dagegen scheint die Chemie zu stimmen: Beim Antrittsbesuch des deutschen Kanzlers im Élysée-Palast war von einem "deutsch-französischen Neustart" die Rede und vom Wunsch, die Zusammenarbeit der Nachbarländer wieder stärker zu "synchronisieren und koordinieren". Dazu bietet sich heute die Gelegenheit, wenn Merz den französischen Staatspräsidenten in der Berliner Villa Borsig am Tegeler See zum Abendessen empfängt.

An Streitthemen herrscht bei allen Verbundenheitsbekundungen kein Mangel: So wirbt Paris für europäische Gemeinschaftsschulden zur Stärkung der Rüstungsindustrie – Berlin lehnt sie ab. Frankreich setzt weiter auf Kernenergie – Deutschland ist ausgestiegen. Und auch beim Luftkampfsystem FCAS, das beide Länder zusammen mit Spanien entwickeln, gibt es unterschiedliche Vorstellungen über die jeweilige Beteiligung. Aber die nächste Synchronisierungsmöglichkeit ist ja auch schon avisiert: Eine gemeinsame Kabinettssitzung steht Ende August auf der Agenda.


DFB-Frauen fordern Spanien

Nach dem Kraftakt gegen Frankreich wartet heute der nächste harte Brocken auf die deutschen Fußballerinnen: Im Halbfinale der EM (21 Uhr bei ARD und DAZN sowie im Liveticker von t-online) geht es in Zürich gegen Spanien, den amtierenden Weltmeister. Und als wäre die Aufgabe nicht schon schwer genug, muss Bundestrainer Christian Wück auch noch ohne die rotgesperrte Kathrin Hendrich, die gelbgesperrte Sjoeke Nüsken und die verletzte Sarai Linder planen. Unsere Reporterin Kim Steinke kennt die Alternativen. Gut immerhin, dass zwischen den Pfosten Ann-Katrin Berger steht. Die Torhüterin kann ja im Notfall wieder "die Hand Göttins" ausfahren, wie die "taz" nach ihrer jüngsten spektakulären Rettungstat titelte.


Lesetipps

Was planen Chinas Staatschef Xi und Kremlchef Putin im Hinblick auf den russischen Feldzug in der Ukraine? Mein Kollege Patrick Diekmann beobachtet beunruhigende Entwicklungen.


In der polnischen Ostsee ist das womöglich größte Öl- und Gasvorkommen in der Geschichte des Landes entdeckt worden. Die Nachricht löst nicht nur Freude, sondern auch Bestürzung aus, berichtet mein Kollege Martin Küper.


Donald Trump gerät durch immer neue Enthüllungen über seine Verbindungen zu Jeffrey Epstein unter starken Druck. Der Präsident wirkt angreifbarer als je zuvor, schreibt unser USA-Korrespondent Bastian Brauns.


Zum Schluss

Ich wünsche Ihnen einen federleichten Tag.

Herzliche Grüße und bis morgen

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

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Mit Material von dpa.

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