t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikUkraine

Ukraine-Krieg: Russen verbrannten ihre Toten auf Müllkippe bei Cherson


"Mir wurde schlecht von dem Rauch"
Russen sollen Tote auf Müllkippe verbrannt haben

Von t-online, mk

Aktualisiert am 22.11.2022Lesedauer: 3 Min.
imago images 109473799Vergrößern des BildesEine Müllkippe in der Ukraine (Symbolfoto): "Der Rauch war so dick, dass ich das Nachbarhaus nicht mehr sehen konnte." (Quelle: Mykola Miakshykov via www.imago-images.de)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Der Kreml will die offizielle Zahl seiner Gefallenen niedrig halten. Viele tote Soldaten werden wohl für immer vermisst bleiben.

Was genau die russische Armee auf der Müllkippe bei Cherson getrieben hat, ist nicht ganz klar, doch Berichte von Anwohnern und Mitarbeitern lassen Grausiges erahnen. Seit Sommer sollen immer wieder olivgrüne Lkw das Gelände angesteuert haben, voll beladen mit schwarzen Leichensäcken. Dann soll sich die Luft in der Gegend mit dichtem Rauch und dem Gestank von brennendem Fleisch gefüllt haben.

"Jedes Mal, wenn unsere Armee die Russen beschossen hat, haben sie die Leichen zur Deponie geschafft und verbrannt", erzählt die Anwohnerin Iryna dem britischen "Guardian", dessen Reporter den Ort fünf Tage nach der Befreiung von Cherson aufgesucht haben. Und Iryna ist nicht die einzige Zeugin für die Vorgänge auf der Deponie.

"Was übrig blieb, haben sie verscharrt"

"Die Russen kamen mit Lkw voller Müll und Leichen und kippten einfach alles zusammen aus", berichtet der Zeitung ein Müllsammler, der ungenannt bleiben möchte. "Glauben Sie etwa, irgendjemand hätte die beerdigt? Sie haben Müll darüber gekippt und fertig." Ob es sich um tote Zivilisten oder Soldaten handelte, habe der Mann nicht sehen können. "Aber je weniger man weiß, desto besser schläft man." Die Russen zu fürchten, lernten auch Switlana Viktoriwna und ihr Mann Oleksandr.

Ihren Müll brachten die beiden immer direkt zur Deponie, doch im Sommer versperrte ihnen plötzlich ein russischer Checkpoint den Zugang zum Gelände. "Wir durften nicht in die Nähe des Bereiches der Deponie, wo sie die Leichen verbrannten", berichtet Switlana dem "Guardian". "Einmal kamen mein Mann und ich zur falschen Zeit, als sie dort gerade 'ihren Geschäften nachgingen'. Meinem Mann haben sie mit einem Knüppel heftig ins Gesicht geschlagen." Menschliche Überreste habe sie nie gesehen. "Alles, was übrig blieb, haben sie verscharrt."

"Es stank furchtbar, wie verrottetes Fleisch"

Mitarbeitern der Deponie zufolge sollen die Russen den abgelegensten Teil des Geländes zur Leichenentsorgung genutzt haben. "Ich habe die Geschichten auch gehört, bin aber nie mehr soweit gefahren, um meinen Müll abzuladen", zitiert der "Guardian" einen Müllfahrer. Zu groß sei die Furcht der Arbeiter vor Minen und anderen explosiven Hinterlassenschaften der Russen gewesen. "Aber was auch immer sie dort getrieben haben, es stank furchtbar, wie verrottetes Fleisch", so der Arbeiter. "Und dann der Rauch. Es war dicker Rauch."

Davon berichten auch Bewohnerinnen eines nahe gelegenen Hochhauses. "Mir wurde schlecht von dem Rauch", sagt Olesia Kokorina. "Und es hat mir Angst gemacht, denn es roch nach verbranntem Haar oder wie beim Zahnarzt, wenn sie ein Loch in den Zahn bohren. Der Rauch war so dick, dass ich das Nachbarhaus nicht mehr sehen konnte." Ähnliches berichtet dem "Guardian" auch die Anwohnerin Natalia. "Es kamen viele Müllwagen voll mit Säcken. Ich weiß nicht, was darin war, aber der Gestank war so schlimm, dass wir die Balkontür nicht öffneten. An manchen Tagen konnte man kaum atmen. So hatte es vorher nie gerochen."

"Wir wollen die Leichen von Ukrainern finden"

Dutzende weitere Anwohner hätten die Schilderungen der Zeugen bestätigt, schreibt der "Guardian", doch die ukrainischen Behörden hätten den Ort bislang nicht untersucht und wollten sich offiziell auch nicht äußern. Ein anonymer örtlicher Behördenvertreter sagte der Zeitung aber: "Wir interessieren uns nicht für die Begräbnisstätten des Feindes. Wir wollen die Leichen von Ukrainern finden, die gefoltert und in Massengräbern in der Region verscharrt wurden."

Die Leichenentsorgung auf der Müllhalde soll angefangen haben, nachdem die Ukrainer im Sommer mit ihren systematischen Langstreckenangriffen auf russische Stellungen in der Region begonnen hatten. Der ukrainische Geheimdienst berichtete unter Berufung auf abgefangene Telefonate schon im Mai, dass die russische Armee Gefallene in Massengräbern verscharrt, um die offizielle Zahl der Kriegstoten möglichst gering zu halten. Berichte über den Einsatz mobiler Krematorien in der russischen Armee ließen sich bislang aber nicht bestätigen.

Den jüngsten offiziellen Angaben des Kreml von Mitte September zufolge wurden bis dahin 5.937 russische Soldaten im Krieg gegen die Ukraine getötet. Die US-Regierung schätzte die Zahl getöteter und verwundeter russischer Soldaten zuletzt auf mehr als 100.000. Die ukrainische Seite hält sich mit Angaben zur Zahl der Gefallenen zurück. Armeechef Walerij Saluschnyj sprach Mitte August von etwa 9.000 getöteten ukrainischen Soldaten.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website