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Militärexperte bezweifelt russischen Vorstoß in Bachmut


Experte zu unklarer Lage in Bachmut
Russland fehlt die Durchschlagskraft


Aktualisiert am 21.05.2023Lesedauer: 1 Min.
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Bachmut: Ein Militärexperte ordnet die Lage in der umkämpften Stadt in der Ostukraine ein. (Quelle: t-online)

Seit Monaten toben in Bachmut blutige Kämpfe. Nun behauptet Russland, die Stadt erobert zu haben. Die Ukraine dementiert. Ein Militärexperte gibt einen Überblick zur Lage.

Russland hat die monatelange Schlacht um Bachmut für entschieden erklärt und die vollständige Einnahme der Stadt im Osten der Ukraine verkündet. Die Söldnertruppe Wagner habe die Stadt mithilfe der Artillerie- und Luftunterstützung der russischen Streitkräfte komplett erobert, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau in der Nacht auf Sonntag mit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte hingegen am Sonntag klar: "Bachmut ist heute nicht von Russland besetzt worden". Damit stellte er missverständliche, nicht eindeutige Aussagen von ihm zur militärischen Situation nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima klar.

Die Schlacht um Bachmut gilt als längste und verlustreichste des russischen Angriffskriegs, der vor 15 Monaten mit dem Einmarsch ins Nachbarland begann.

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Seit Monaten ist Bachmut Schauplatz der blutigsten Kämpfe in der Ukraine. Nun behauptet die russische Seite, die Stadt erobert zu haben, die Ukraine dementiert das. Militärexperte Wolfgang Richter gibt einen Überblick über die Lage.

Russland kontrolliert nach eigenen Angaben nun vollständig die ostukrainische Stadt Bachmut. Die Söldnertruppe Wagner habe die Stadt mithilfe der Artillerie- und Luftunterstützung der russischen Streitkräfte komplett erobert, so das Verteidigungsministerium in Moskau.
Das dementierte der ukrainische Präsident nach einer zunächst missverständlichen Aussage am Sonntag am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima.
Beobachter teilen indes mit, dass die ukrainische Armee weiter Stellungen nahe der Stadt halte und die Kämpfe andauern dürften.
Militärexperte und Oberst a.D. Wolfgang Richter gibt im Gespräch mit t-online einen Überblick über die militärischen Lage.

„Das Ergebnis scheint jetzt so zu sein, mit aller Vorsicht, dass tatsächlich die Masse der Stadt, insbesondere der eigentliche besiedelte Stadtkern, in der Hand der Russen ist. Wobei ich das Wort besiedeln gleich wieder zurücknehmen muss, denn es sind ja nur noch Trümmer übrig nach 15 Monaten Kampf und kaum noch Zivilisten in der Ortschaft. Es scheint aber auch so zu sein, dass Reste der Ukrainer sich an den Außenbezirken, also etwa in den Industriegebieten, noch halten oder versuchen, dort weiter zu verzögern.“

Sollte Russland die Stadt tatsächlich vollständig einnehmen, stelle dies zwar einen symbolischen Erfolg für die russischen Truppen dar, ein operativer Vorteil ergebe sich daraus jedoch nicht zwangsläufig, erklärt der Experte.

„Wenn man einen solchen Erfolg nicht sofort für eine weitere Bewegung nutzt, kann er auch sehr stark verpuffen. Und ich bezweifle im Moment, dass die Russen in der Lage sind, mit größeren Angriffsverbänden jetzt sehr schnell nach Westen vorzustoßen. Wenn die Russen es geplant hätten, das ganze operativ zu nutzen, müssten sie jetzt bereits Gegenangriffsverbände bereitstellen und müssten eigentlich schon beginnen mit einem weiteren Vorstoß in Richtung Kramatorsk. Das können wir aber nicht sehen.“

Bachmut ist der Hauptteil der etablierten ukrainischen Verteidigungslinie zwischen den Städten Siwersk und Bachmut im Donezker Gebiet. Sollte die Stadt tatsächlich an die Besatzer gefallen sein, könnte sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk eröffnen.
Ein solcher Vorstoß in Richtung Westen wäre allerdings mit erheblichen Risiken für die Kremltruppen verbunden.

„Dagegen muss man auch sehen, dass natürlich mittlerweile die ukrainische Seite Reserven gebildet hat. Die waren vorgesehen für die Gegenoffensive. Das sind sehr panzerstarke Brigaden, die mit westlichen Kampfpanzern und anderem westlichen Gerät ausgerüstet sind. Das heißt, die Russen könnten hier sehr wohl, bei dem Versuch jetzt nachzusetzen und weiter nach Westen vorzustoßen, dann voll in eine ukrainische Gegenoffensive laufen. Also das spricht alles dafür, dass wahrscheinlich sich beide Seiten erst mal schütteln werden und überlegen, wie das weitergeht.“

Am Samstag hatte der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, in Uniform und mit russischer Flagge in der Hand verkündet, Bachmut stehe nun vollständig unter russischer Kontrolle. Er kündigte zugleich an, dass er seine Söldner am 25. Mai abziehen wolle.

„Im Moment werden die Russen diese Stadt halten. Prigoschin hat schon öfters angekündigt, seine Truppen zurückzuziehen. Er hat es dann doch nicht gemacht, sondern hat sie dort belassen. Und anstatt sie abzuziehen, verkündet er jetzt sogar einen militärischen Erfolg seiner Truppen. Also ich würde das nie zum Nennwert nehmen, was Prigoschin öffentlich verkündet.“

Die Schlacht um Bachmut gilt als längste und verlustreichste des seit nunmehr 15 Monaten andauernden russischen Angriffskriegs. Damals hatte die Stadt noch 70.000 Einwohner, inzwischen liegt sie weitgehend in Trümmern.

Warum der Militärexperte in einer möglichen Einnahme Bachmuts keinen operativen Erfolg der russischen Streitkräfte sieht und welche Szenarien nun als möglich erscheinen, sehen Sie hier oder oben im Video.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Wolfgang Richter am 21.05.2023
  • Videomaterial der Nachrichtenagentur Reuters und von twitter.com
  • Informationen der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
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