t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikUkraine

"Ernsthafte Gefahr": Putins Armee entdeckt Schwachstellen der Ukrainer


"Ernsthafte Gefahr"
Russische Armee entdeckt Schwachstellen der Ukrainer

Von t-online, cc

Aktualisiert am 26.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein ukrainischer Soldat während des Kampfeinsatzes in der Stadt Bachmut (Archivbild).Vergrößern des BildesEin ukrainischer Soldat während des Kampfeinsatzes in der Stadt Bachmut (Archivbild). (Quelle: Radio Free Europe/Radio Liberty/Serhii Nuzhnenko via REUTERS)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Bislang galten Putins Truppen in der Ukraine als wenig flexibel. Eine neue Studie zeichnet jedoch ein anderes Bild. Demnach hat die russische Armee dazugelernt.

In den Berichten über den Verlauf des Ukraine-Krieges ergab sich in westlichen Medien nicht selten ein ziemlich einseitiges Bild: Auf der einen Seite die ukrainische Armee, die mit einer gewieften Taktik, viel kreativem Geschick und heldenhaftem Mut ihr Land verteidigt. Auf der anderen Seite die russischen Streitkräfte, die beim erstbesten Gegenangriff ängstlich auseinanderstieben und die Flucht ergreifen, deren Militärgerät marode ist und die von organisierter Kriegsführung keine Ahnung haben.

Dass diese Wahrnehmung einer gefährlichen Schwarz-Weiß-Malerei unterliegt, zeigt nun eine Studie des Royal United Services Institute for Defence and Security (Rusi), einer in London ansässigen, sicherheitspolitischen Denkfabrik. Demnach haben die russischen Invasoren in den nunmehr fünfzehn Kriegsmonaten in vielen Bereichen dazugelernt.

Einer dieser Bereiche betrifft die elektronische Kriegsführung. "Das russische Militär macht immer stärkeren Gebrauch von Störsendern, um die Kommunikation von Fluggeräten auf dem Schlachtfeld zu unterbinden", schreiben die Autoren der Studie. Gemeint ist damit vor allem die elektronische Bekämpfung von Drohnen, die hauptsächlich zur Feindaufklärung eingesetzt werden. "Das führt zu einer Verlustrate von ungefähr 10.000 ukrainischen Drohnen pro Monat." Also mehr als 300 Drohnen pro Tag.

Erbeutete Funkgeräte als ein bedeutendes Puzzlestück

Insbesondere das russische Shipovnik-Aero-System hat sich dabei für die Invasoren als nützlich erwiesen. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Jammer, der die Verbindung der Drohnen zu ihrem Piloten am Boden mittels elektromagnetischer Wellen unterbricht. Die Drohne lässt sich dann nicht mehr steuern und stürzt vom Himmel.

Ebenfalls bedienen sich die russischen Truppen des 14Ts227 Tobol. Ursprünglich war dieser Jammer dafür vorgesehen, russische Satelliten vor feindlichen elektronischen Attacken im Weltall zu schützen. Nun könnte es laut eines Berichts der "Washington Post" allerdings gelungen sein, mittels des riesigen Störsenders die Starlink-Verbindungen zu unterbrechen, über die die ukrainischen Truppen in den Kriegsgebieten kommunizieren.

Besorgniserregend aus ukrainischer Sicht dürfte auch eine weitere Erkenntnis der Militärexperten sein. Demnach schaffen es Putins Soldaten immer wieder, sich in die Funkgeräte der Ukrainer zu hacken. Diese nutzen vornehmlich Motorola-Funkgeräte mit einer 256-Bit-Verschlüsselung.

Da die Russen jedoch Funkgeräte erbeuten und die ukrainischen Einheiten offenbar nicht häufig genug ihre Verschlüsselungscodes wechseln, vermag Putins Armee, die gegnerische Kommunikation in Echtzeit abzuhören. So ließen sich ukrainische Angriffspläne schon vor Ausführung abhören. Die Russen könnten sich dann in Ruhe darauf vorbereiten, schreiben die Rusi-Autoren.

Lediglich in einem Punkt hat sich nichts verbessert

Der Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) sieht darin "eine ernsthafte Gefahr", wie er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte. "Die Rekonstruktion der Gefechtsverläufe zeigt, dass die Russen über einige Operationen der ukrainischen Einheiten gut informiert waren." Für die ukrainische Armee bedeutet das hohe Verluste.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Aber nicht nur was die elektronische Kriegsführung betrifft, haben die russischen Angreifer im Laufe des Krieges offenbar dazugelernt. Auch was die Aufstellung der Infanterie, das Vorgehen der Panzerbrigaden und die allgemeine Taktik bei der Verteidigung eigener Stellungen angeht, treffen die Ukrainer nun auf einen sehr viel besser vorbereiteten Gegner.

Lediglich in einem Punkt hat sich laut Rusi wenig verbessert: die mangelhafte Einstellung breiter russischer Truppenteile. "Die offensichtlichste Schwäche der russischen Infanterieeinheiten ist ihre geringe Motivation."

Verwendete Quellen
  • static.rusi.org: Meatgrinder: Russian Tactics in the Second Year of Its Invasion of Ukraine (englisch)
  • en.defence-ua.com: Does russian 14Ts227 Tobol System Have the Power to Suppress Starlink (englisch)
  • eurasiantimes.com: Russia ‘Smashing’ 330 Ukrainian UAVs Per Day; UK Report Says Russian Electronic Warfare ‘Wreaks Havoc’ On Kyiv (englisch)
  • washingtonpost.com: Russia tests secretive weapon to target SpaceX’s Starlink in Ukraine (englisch)
  • rnd.de: Experten sind alarmiert: Russisches Militär entschlüsselt Kommunikation ukrainischer Soldaten an der Front (kostenpflichtig)
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website