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Russin schreibt rührenden Brief an Ukraine-Botschafter: "Schäme mich"


"Schäme mich unendlich"
Russin schreibt rührenden Brief an Ukraine-Botschafter

Aktualisiert am 03.08.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0203563667Vergrößern des BildesOleksii Makeiev, der ukrainische Botschafter in Deutschland: "Der erste russische Entschuldigungsbrief, den ich als Botschafter und als Ukrainer bekommen habe." (Quelle: IMAGO/Chris Emil Janssen)
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Freundliche Botschaften von Russen an Ukrainer sind selten. Jetzt berichtet Kiews Botschafter in Berlin von einer Ausnahme.

Der russische Überfall auf die Ukraine hat nicht nur die politischen Beziehungen zwischen Kiew und Moskau ruiniert, der Krieg entzweit auch die Menschen in beiden Ländern. Viele Ukrainer haben Verwandte und Freunde in Russland; Reue, Scham oder Solidarität zeigen diese aber wohl nur selten. Das beklagte jüngst auch Oleksii Makeiev, der ukrainische Botschafter in Deutschland.

Nur zwei Russen hätten sich seit der Invasion vor mehr als 18 Monaten bei ihm gemeldet und sich für den Krieg entschuldigt, sagte Makeiev der "Rheinischen Post": der frühere Schachweltmeister Gary Kasparow und der Grünen-Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky. Kasparow lebt in New York und gilt als einer der schärfsten Kritiker des Putin-Regimes. "Zwei von 140 Millionen! Ansonsten schweigt Russland", so Oleksii Makeiev. Doch das wollte eine im Exil lebende Russin offenbar so nicht stehen lassen.

"Ich schäme mich nun dafür. Für das alles"

"Sehr geehrter Herr Makeiev, ich bitte Sie, mich als die dritte Russin zu zählen, die Ihnen 'Entschuldigung' sagt", schreibt die Frau in einem Brief, den Makeiev auf Twitter geteilt hat. Es sei der erste russische Entschuldigungsbrief, den er als Botschafter und Ukrainer erhalten habe, so der Diplomat. "Ich schäme mich unendlich dafür, was mein Mutterland nun mit Ihrem Land tut, jeden Tag, jede Stunde", schreibt die Frau, die nach eigenen Angaben mit ihren Kindern in Paris lebt.

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Sie entschuldigt sich bei Makeiev dafür, dass sie nach der Annektierung der Krim 2014 nicht nach Russland zurückgekehrt sei, um zu kämpfen: "Auch dafür, dass ich nicht den Mut hatte, meine zwei Kleinkinder ohne Mutter zu lassen, als Russland diesen Krieg angefangen hat. Auch dafür, wie wenig ich, geborene Moskauerin, von der Ukraine und dem ukrainischen Volk vorher wusste. Ich schäme mich nun dafür. Für das alles."

"Totale Zerstörung der Armee meines Heimatlandes"

Sie könne Makeiev kaum um Verzeihung bitten, schreibt die Frau weiter: "Die allererste Bombardierung, die erste Angst unserer Nachbarn, wenn sie die Kriegsflugzeuge gehört haben – von da an ist alles unentschuldbar. Und all die getöteten Menschen, die nicht getötet werden sollten von ihrem Nachbarn, der sich 'Bruder' nannte – all das ist so weit weg davon, was entschuldigt werden könnte ..." Sie sei zwar nie eine Unterstützerin Putins gewesen, aber sie habe auch nicht gegen ihn gekämpft und könne die Ukrainer daher nicht um Entschuldigung bitten.

"Aber seien Sie sicher, dass wenn ich Ukrainer treffe, sage ich ihnen jedes Mal, dass ich mich für diesen kriminellen Krieg schäme und dass ich nur eines wünsche: die totale Zerstörung der Armee meines Heimatlandes und den Sieg der Ukraine, mit euren offiziellen Grenzen völlig restauriert", schreibt die Frau weiter. Russland müsse nach dem Krieg Entschädigungen an die Ukraine zahlen und die Schuld für die begangenen Verbrechen annehmen: "Sodass es nicht von unserem Volk vergessen wird, solange das ukrainische Volk sich daran erinnert." Der Brief endet mit der Formel "Ruhm der Ukraine" – auf Ukrainisch.

Was denken Russen über den Krieg?

Was die Menschen in Russland wirklich über den Krieg gegen die Ukraine denken, ist schwer zu ermitteln. In Umfragen des Regimes äußerten zuletzt mehr als 70 Prozent der Befragten Zustimmung zur Politik des Kreml. Solche Antworten können aber auch aus Furcht vor negativen Konsequenzen erfolgen. In sozialen Medien berichten allerdings viele Ukrainer, dass der Kontakt zu ihren Verwandten und Freunden in Russland abgebrochen sei oder diese den russischen Angriffskrieg rechtfertigten.

Oleksii Makeiev ist seit Oktober 2022 ukrainischer Botschafter in Deutschland. Sein Vorgänger in dem Amt war Andrij Melnyk, der mit seinem manchmal wenig diplomatischen Ton in Deutschland viel Aufsehen erregte. Inzwischen vertritt Melnyk die Interessen seines Landes als Botschafter in Brasilien.

Verwendete Quellen
  • Tweet von @Makeiev vom 3. August
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