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Ukraine-Krieg: Rätsel um ukrainische Angriffe auf russische Luftwaffe


Keine Flugzeuge zerstört?
Rätsel um ukrainische Angriffe auf Russlands Luftwaffe


07.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Angriffe auf russische Stützpunkte: Videos zeigen Explosionen und ein bekanntes Lied. (Quelle: t-online)

Am Freitag will die Ukraine die wohl bisher verheerendsten Angriffe auf russische Militärflugplätze verübt haben. Experten melden Zweifel an der Darstellung an.

Dutzende ukrainische Drohnen haben am Freitagmorgen die Grenze nach Russland überquert. Ihre Ziele lagen teils Hunderte Kilometer tief auf russischem Territorium: Die Drohnen nahmen vier russische Luftwaffenstützpunkte ins Visier. Aus der Ukraine waren im Anschluss Erfolgsmeldungen zu hören. Demnach haben die unbemannten Fluggeräte Putins Luftwaffe direkt ins Mark getroffen. Bis zu 19 Kampfflugzeuge sollen entweder zerstört oder beschädigt worden sein.

Es wäre ein schwerer Schlag, denn die russischen Kampfjets und Bomber fügen den ukrainischen Streitkräften sowohl direkt an der Front als auch mit Raketenangriffen aus dem Hinterland heraus schwere Verluste zu. Doch es regen sich Zweifel an der ukrainischen Darstellung.

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Die Ukraine will 19 Flugzeuge getroffen haben

Aus Sicherheitskreisen hieß es am Freitag, dass die ukrainische Operation eine "Spezialeinsatz" der Armee in Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten gewesen sei. Besonders viel Zerstörung wollen die Ukrainer den Berichten zufolge am russischen Stützpunkt Morosowsk in der Oblast Rostow angerichtet haben. "Mindestens sechs Militärflugzeuge der Russischen Föderation wurden zerstört und weitere acht wurden erheblich beschädigt", zitierte die Zeitung "Ukrainska Pravda" eine anonyme Quelle im Inlandsgeheimdienst SBU.

Später am Freitag wurden zudem von der Ukraine Zerstörungen auf der russischen Luftwaffenbasis Engels gemeldet. Der Militärflugplatz befindet sich rund 750 Kilometer hinter der russisch-ukrainischen Grenze. Russland parkt hier unter anderem strategische Bomber des Typs Tupolew Tu-95, die oft eingesetzt werden, um etwa Marschflugkörper auf Ziele in der Ukraine zu feuern. Drei der Maschinen sollen laut ukrainischen Angaben durch die Drohnenangriffe zerstört oder beschädigt worden sein.

Am Samstag hieß es dann, dass darüber hinaus zwei weitere Stützpunkte mit Drohnen angegriffen worden seien – einer in der Region Krasnodar und einer nahe Kursk. Dabei wurden wohl zwei Kampfjets des Typs Su-25 getroffen, schreibt der "Kyiv Independent". Insgesamt will die Ukraine also 19 Flugzeuge auf vier Militärflugplätzen in Russland entweder zerstört oder beschädigt haben. Es wäre aus Sicht der Ukrainer einer der erfolgreichsten Angriffe auf militärische Ziele in Russland. Offizielle Angaben dazu gibt es jedoch noch nicht.

  • Aktuelle Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine lesen Sie im Liveblog.

Satellitenbilder untermauern ukrainische Angaben nicht

Die Militäranalysten des US-Thinktanks Institute for the Study of War melden jedoch Zweifel an. Bisher gebe zu keinem der angeblichen Treffer visuelle Beweise, schrieben die Experten am Freitag. Satellitenbilder vom Donnerstag zeigen demnach jedoch, dass auf den genannten Stützpunkten insgesamt mehr als 60 Kampfflugzeuge und mehrere Helikopter stationiert waren. Doch Aufnahmen von Freitag, die zum Vergleich herangezogen wurden, untermauern die ukrainischen Angaben offenbar nicht.

Auch russische Militärblogger und staatliche Stellen streuten Zweifel an der ukrainischen Darstellung. 53 ukrainische Drohnen seien abgefangen oder abgeschossen worden. Allein 44 von ihnen seien in Richtung der Basis Morosowsk unterwegs gewesen. Es seien mehrere Versuche Kiews, "unter Einsatz von Flugdrohnen Terroranschläge zu verüben", verhindert worden, teilt das russische Verteidigungsministerium mit.

Militärblogger schrieben, es habe keine Verluste bei Militärgerät gegeben. Dafür aber seien Menschen verletzt worden, als sie eine Drohne mit Sprengstoff entschärfen wollten, die zuvor vom Himmel geholt worden war. Aus ukrainischen Sicherheitskreisen hatte es geheißen, dass mindestens 20 russische Soldaten entweder getötet oder verletzt worden seien. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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"Wir sehen keine größeren Auswirkungen auf die Anlage"

Auch Tyler Rogoway, Chefredakteur des Militärportals "The War Zone", zweifelt an schweren Schäden auf der Basis Morosowsk: "Im Moment sieht es so aus, als ob Morosowsk weitgehend unversehrt geblieben ist." Satellitenbilder könnten die ukrainischen Angaben nicht belegen. Zwar seien am Tag vor dem Angriff 29 Flugzeuge dort stationiert gewesen, doch am Tag darauf habe sich deren Anzahl nicht verändert, auch keine Schäden seien sichtbar. Es gebe lediglich zwei kleinere Krater nahe einem Reparaturzentrum, die auf Einschläge hindeuten könnten, so Rogoway.

"Zwar sind die Informationen, die kommerziell verfügbare Satellitenbilder liefern können, sehr begrenzt, aber wir sehen keine größeren Auswirkungen auf die Anlage", fasst Rogoway zusammen. Zudem zeigten ihm zufolge weitere Bilder, dass Flugzeuge weiterhin die Landebahn und das Rollfeld des Stützpunkts Morosowsk nutzten.

Der Journalist weist jedoch auch darauf hin, dass die Satellitenbilder nicht hoch genug aufgelöst seien. Deshalb will er Schäden an Flugzeugen nicht völlig ausschließen: "Schrapnelleinschläge und andere kleine Schäden, die dennoch katastrophale Auswirkungen auf Flugzeuge und Ausrüstung haben können, sind auf Satellitenbildern einfach nicht zu erkennen, wohl aber nachfolgende Brände und Zerstörungen."

Verwendete Quellen
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