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Melnyk kritisiert Merkel für Außenpolitik: "Soll Fiasko eingestehen"


Früherer Botschafter
"Mit Putin gekuschelt": Melnyk kritisiert Merkel scharf

Von t-online, jcz

Aktualisiert am 24.11.2024Lesedauer: 2 Min.
Andrij Melnyk (Archivbild): Bis 2022 war er ukrainischer Botschafter in Deutschland, bis er aufgrund kontroverser Äußerungen abgezogen wurde.Vergrößern des Bildes
Andrij Melnyk (Archivbild): Bis 2022 war er ukrainischer Botschafter in Deutschland, jetzt vertritt er sein Land als Botschafter in Brasilien. (Quelle: Reto Klar/imago-images-bilder)

In ihrer Autobiografie verteidigt Altkanzlerin Merkel ihre Ukraine-Politik auch nach 2014. Ex-Botschafter Melnyk spricht dagegen von einem Fiasko.

Der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat in einem Gespräch mit dem "Spiegel" Angela Merkel scharf kritisiert. Diese hatte in einem Gespräch mit dem Magazin verteidigt, dass sie auch nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014 an der Gaspipeline Nord Stream 2 festgehalten hat.

Melnyk nennt diese Entscheidung ein "Fiasko". "Dieses Scheitern gehört zum außenpolitischen Vermächtnis von Angela Merkel. Es wäre ein Zeichen der Stärke und keine Schwäche, dies zumindest in den Memoiren einzugestehen, damit solche Katastrophen in Zukunft vermieden werden können."

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Keine politische Mehrheit für Ende von russischem Gas

Merkel hatte erklärt, dass sie es als ihre Aufgabe gesehen habe, die deutsche Wirtschaft mit billigem Gas zu versorgen. "Wir sehen jetzt, welche Folgen teure Energiepreise für unser Land haben", so Merkel weiter. Ferner hätte es auch keine politische Mehrheit dafür gegeben, den Gashandel mit Russland zu beenden "und schon gar keine Zustimmung in der Wirtschaft".

Auch das Argument, sie habe mit dieser Politik den russischen Angriffskrieg finanziert, will Merkel nicht akzeptieren: "Russland hat den Krieg begonnen, ohne dass jemals Gas durch Nord Stream 2 geflossen ist. Heute füllen andere Länder Putins Kriegskasse. So wäre es auch damals gekommen, wenn wir alle wirtschaftlichen Verbindungen abgebrochen hätten", so Merkel.

Melnyk: Merkel hat lieber weiter mit Putin gekuschelt

Melnyk hingegen erklärte, dass er lange Zeit sehr beeindruckt von Merkel gewesen sei, besonders ob ihres Einsatzes für das sogenannte Minsker Abkommen. Das Abkommen, das 2015 unter Vermittlung von Frankreich und Deutschland von der Ukraine und Russland unterschrieben wurde, zielte auf ein Ende des Krieges in der Ostukraine. Doch schon als ein Jahr später klar wurde, dass Russland nicht vorhabe, sich an die Vereinbarung zu halten, habe Merkel nicht entschieden genug reagiert, so Melnyk.

 
 
 
 
 
 
 

Statt "stahlhart zu reagieren, neue schmerzhafte Sanktionen einzuführen, aber auch mit deutschen Waffen die Verteidigung der Ukraine zwecks Abschreckung zu stärken, hat Angela Merkel mit Putin weiter gekuschelt und Nord Stream 2 ganz stur und blind vorangetrieben", kritisiert der Diplomat. Dies "war ein fataler Fehler, der den barbarischen Angriffskrieg am 24. Februar 2022 ermöglichte."

Kontoverse Aussagen über NS-Kollaborateur

Melnyk war von 2015 bis 2022 der ukrainische Botschafter in Deutschland. In einem Interview mit dem Journalisten Tilo Jung erklärte er, dass die Anschuldigungen gegen den ukrainischen NS-Kollaborateur Stepan Bandera, Massaker an Juden und Polen begangen zu haben, unbegründet seien. Dies seien Lügen, die ihren Ursprung in der Sowjetunion genommen hätten, um die ukrainische Unabhängigkeitsbewegung zu diskreditieren. Israelische, polnische und deutsche Historiker hätten sich daran beteiligt, diese Lügen weiterzuverbreiten.

Diese Äußerungen riefen große Kritik seitens der polnischen und israelischen Regierung sowie vieler Historiker hervor. Zehn Tage nach der Ausstrahlung des Interviews rief die ukrainische Regierung Melnyk als Botschafter in Deutschland ab.

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