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Bahnstreik | Berlin, Köln, Düsseldorf, Kiel: Das sagen die Reisenden


Fahrgäste zum Bahnstreik
Frustrierend, stinkesauer, als Geisel genommen

  • Philip Buchen
Von Sophie Loelke, Philip Buchen

Aktualisiert am 11.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Frust und Ärger über Bahnstreik: So chaotisch ist die Lage derzeit für Reisende und Pendler. (Quelle: Reuters)

Was sagen die Reisenden zum Streik der Lokführergewerkschaft? Trotz der Wut vieler gibt es auch differenzierte Blicke auf die angespannte Lage zwischen Gewerkschaft und Deutscher Bahn. t-online hat sich umgehört.

Seit zwei Uhr morgens streiken an diesem Mittwoch die Lokführerinnen und Lokführer der Gewerkschaft GDL auf den Strecken der Deutschen Bahn. 48 Stunden lang fährt nur jeder vierte Fernzug, zahlreiche Städte sind auch vom ruhenden oder nur in Teilen fahrenden S-Bahnverkehr betroffen.

Was sagen die Reisenden an den deutschen Bahnhöfen in Berlin, Köln, Düsseldorf und Kiel zu der Situation? t-online ist vor Ort und hat sich umgehört.

Frust am Morgen im Kieler Bahnhof. Hier fahren sonst viele Reisende aus der Urlaubsregion zurück in die Heimat. Heute nicht. Der Fernverkehr in der Hansestadt ist vollständig bestreikt. Ein Mitglied einer Reisegruppe aus dem Allgäu ärgert sich: "Das ist skandalös, in der jetzigen Corona-Situation zu streiken. Jetzt fahren alle in überfüllten Zügen. Das ist vollkommen verantwortungslos. Den Gewerkschaftsführer müsste man wegen vorsätzlicher Gesundheitsgefährdung verklagen!"

"Kunden als Geisel genommen"

Auch in Berlin kommt es zu Ausfällen und Verspätungen. Im Hauptstadtbahnhof halten normalerweise täglich rund 1.300 Züge des Nah- und Fernverkehrs. Heute und morgen ist es nur ein Bruchteil. Ein älterer Herr schimpft: "Ich halte das für völlig falsch, dass wir Kunden als Geisel genommen werden. Das sollte nicht auf dem Rücken der Kunden ausgetragen werden."

Er wollte nach Interlaken, muss nun mehrere Stunden mehr einplanen. Die Touristin Helene Mergel aus Unterfranken ärgert sich ebenfalls über den Streik: "Wir sind total genervt. Eigentlich heißt es immer von der Politik, dass wir mit dem Zug fahren sollen." Sie wollte nach Rheinsberg zu einem Open-Air-Event, Opern-Musik wollte sie dort mit Freunden genießen: "Da freut man sich das ganze Jahr drauf und dann das."

"Will nicht wissen, wie das mit Corona vereinbar ist"

Auch am Kölner Hauptbahnhof zeigt sich ein ähnliches Bild. Dort wartet am frühen Morgen Peter Joschko. Er wollte in eine Klinik nach Heidelberg, das wird nun nichts. Er ist erbost: "Beim nächsten Zug, den ich nehmen kann, weiß ich noch gar nicht, ob der überhaupt fährt. Ich bin stinkesauer."

Seit zwei Stunden stehe er schon hier am Bahnhof, wollte eigentlich um acht Uhr am Ziel sein. Herr Kreuzberg aus Düren teilt seine Wut. Er wollte heute mit Freunden nach Berlin.

Neben der zu kurzfristigen Ankündigung des Streiks bereitet ihm noch etwas anderes Sorgen: "Generell werden die Züge alle rappelvoll sein. Da will ich nachher nicht wissen, wie das mit Corona vereinbar ist."

Notwendiges Mittel zum falschen Zeitpunkt

In Düsseldorf finden sich im Gespräch mit t-online auch vereinzelt Reisende mit Verständnis für den Streik.

Ein Mitglied einer Wandergruppe: "Ich bin selbst Gewerkschaftsmitglied und ich finde es gut, dass gestreikt wird. Ich bewundere Herrn Weselsky. Wenn der Bahnvorstand zwei Millionen bekommt, dann ist es vollkommen in Ordnung, dass die Mitarbeiter auch mehr Geld bekommen. Oder es sollten die Gehälter von den Herren da oben halbiert werden." Eine der Wanderinnen ergänzt: "Deutschland hat so viel Geld, das sollte nur besser verteilt werden. Ich finde es gut, dass gestreikt wird und unterstütze das!"

Auch die jungen Touristen Luka und Alex sind an diesem Morgen unerwartet am Düsseldorfer Bahnhof gelandet. Alex zeigt sich dem Streik gegenüber positiv: "Ich finde es gut, dass so Aufmerksamkeit geschaffen wird. Man muss sich in die Situation der Bahnfahrer versetzen. Gerade während Corona waren sie jeden Tag im Einsatz. Das muss man schätzen. Für einen Streik ist nie die richtige Zeit."

Und weiter: "Wir sind nicht wütend. Für uns ist es bisher nicht so schlecht gelaufen. Würden wir uns in einer anderen Situation befinden, sähe das bestimmt anders aus, aber wir hatten Glück."

Das sagt auch Luka. Und trotzdem sei die Situation jetzt für ihn "frustrierend". Er zieht Japan als Beispiel heran: "Dort wurden bei einem Streik einfach kostenlose Tickets vergeben, so wird das Unternehmen bestraft, aber nicht die Fahrgäste."

Auch Herr Buchmüller, ebenfalls am Düsseldorfer Bahnhof, bemüht sich um eine ausgewogene Sicht auf den GDL-Streik: "Gerade sind Sommerferien und wir sind hier im bevölkerungsreichsten Bundesland. Da ist der Zeitpunkt für einen Streik ungünstig gewählt. Es mag sein, dass es ein notwendiges Mittel ist, aber wir sind auf die Bahn angewiesen. Aber es geht ja weiter, wenn auch mit Problemen."

Eine Reisegruppe ist vom Streik nicht betroffen und hat somit mehr Verständnis: "Ich kann's verstehen, dass die Mitarbeitenden streiken und mehr Geld fordern. Wie sollen sie sonst anders ihre Sachen durchkriegen? Nur mit reden werden die bestimmt nicht klarkommen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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