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Berlin: Proteste am Sowjetischen Ehrenmal – Demonstranten uneins


Proteste am Sowjetischen Ehrenmal
Polizei geht gegen Ukraine-Fahnen vor

Von Jannik Läkamp

08.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Der Ukrainsiche Botschafter mit seiner Frau und geladenen Gästern, im Hintergrund ist die Demonstration zu sehen: Am Sonntag kamen mehrere Hundert Leute zum Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten..Vergrößern des Bildes
Der Ukrainsiche Botschafter mit seiner Frau und geladenen Gästern, im Hintergrund ist die Demonstration zu sehen: Am Sonntag kamen mehrere Hundert Leute zum Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten.. (Quelle: Jannik Läkamp)

Hunderte protestierten vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Tierpark. Es blieb weitestgehend friedlich – dennoch musste die Polizei mehrmals einschreiten. Das Lager der Demonstranten war gespalten.

Aufgeheizte Stimmung am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten in Berlin. Während die Sonne vom blauen Himmel die sowjetischen Panzer und Geschütze bestrahlt, haben sich einige Hundert Menschen am Sonntag davor versammelt. Sie wollen den 8.Mai feiern, den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Doch dieses Jahr steht der 8. Mai unter anderen Vorzeichen. Während die einen die Opfer der Roten Armee ehren und beklagen, ist es für andere kein Tag des Friedens, solange Russland in der Ukraine Krieg führt.

Vor Ort ist diese Spaltung zu erkennen. Während viele Demonstranten blau-gelbe Kleidung und Flaggen – die Farben der Ukraine – tragen, wehen an anderer Stelle rote Banner. Beides eigentlich nicht erlaubt an diesem Tag (Mehr dazu lesen Sie hier). Tatsächlich greift die Polizei bald ein, die Flaggen und Banner verschwinden unter lautstarken Diskussionen. Gerade die Ukrainer, von denen viele vor dem Ehrenmal für die Rettung ihres Landes demonstrieren, können diese Regelung jedoch nicht verstehen.

"Dass russische Flaggen und das Z-Symbol verboten sind, verstehe ich"; sagt Daryna. Die 20-Jährige stammt aus Charkiv, Bei einem Angriff wurde ihr Haus zerstört, sagt sie, ein Bild auf ihrem Handy zeigt ein Mehrfamilienhaus mit einem großen Loch in den obersten Stockwerken.

"Aber das auch die ukrainische Flagge verboten ist, ist ein großer Fehler und eine schlechte Entscheidung", findet sie. "Es ist, als würde man den Judenstern mit einer Swastika vergleichen."

Daryna ist mit ihrer 19-jährigen Freundin Katarina am Ehrenmal um ihr Heimatland zu unterstützen, auch Katarina stammt aus der Ukraine. Den Tag der Befreiung zu feiern, entbehrt für die beiden nicht eines gewissen Hohns. "Es ist irrelevant, den Tag des Sieges über den Faschismus zu feiern, wenn der Faschismus gerade die Ukraine angreift."

Berlin: "Faschistische Tendenzen" in Russland

Auch Micha Greif demonstriert vor dem Ehrenmal, um die Ukraine zu unterstützen. "Hier liegen schließlich auch ukrainische Soldaten", erklärt der 38-Jährige. "Wir feiern hier zwar den Sieg über den Faschismus, aber ich bin besorgt, dass es heute in Russland Entwicklungen gibt, wie damals in den 30er Jahren in Deutschland. Gleichschaltung der Medien, faschistische Tendenzen, keine freie Meinungsäußerung." Deshalb, so Greif, "ist es bedeutend, hier zu sein".

Ringo Ehlert gehört eher zu dem anderen Lager, das sich am Sonntag vor dem Ehrenmal versammelt. Zusammen mit anderen Demonstranten hält er ein Banner, dass die Abschaffung der Bundeswehr fordert.

Die Polizei kommt und zwingt die Aktivisten, das Transparent einzurollen. "Immer mehr Diktatur", kritisiert das jemand lautstark aus der Menge. Auch Ehlert ist wütend, auch seine mitgebrachte rote Flagge muss er eingerollt lassen.

Für ihn ein Unding. Er arbeitet in einem Verein, der die Geschichte der DDR auf die Straße bringen will, wie er sagt. Eigentlich ist er vor dem Ehrenmal, um den alliierten Soldaten zu danken, die Deutschland vom Nationalsozialismus befreit haben. "Da geht es ja nicht nur um Russen. Sondern auch um die Amerikaner, Briten, Weißrussen und Ukrainer", so der 42-Jährige. "Es geht um Dank, aber auch um Mahnung", erklärt der Aktivist. So ein Krieg wie der Zweite Weltkrieg dürfe nie wieder passieren – deswegen die Kritik an der Bundeswehr.

"Russland ist nicht die Sowjetunion"

Für Maria hat der Tag der Befreiung nichts mit der aktuellen Situation in der Ukraine zu tun. Sie ist zum Ehrenmal gekommen, um Blumen abzulegen. Sie findet den Krieg "ganz furchtbar", findet aber, man solle die Vorgeschichte beachten. Was genau sie damit meint, erklärt sie nicht. "Ich wünsche mir auf jeden Fall einen Kompromiss", erklärt sie. "Aber wir dürfen auf keinen Fall schwere Waffen liefern. Das ist, wie Feuer mit Benzin zu löschen."

Kurz darauf kommt der ukrainische Botschafter, Andeij Melnyk zu dem Ehrenmal, er wird lautstark ausgebuht (Mehr dazu finden Sie hier). Wenig später verdrängen Polizisten die Demonstrierenden von der Straße, hin zum Tiergarten. Bald beginnt sich die Demonstration aufzulösen, in der ganzen Innenstadt zu verteilen. Und auf einmal sind wieder überall ukrainische Flaggen zu sehen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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