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400 Jahre Haft für falschen Polizisten: Türkisches Gericht verurteilt Bremer Betrüger


Masche "falscher Polizist"
Türkisches Gericht verurteilt Bremer Betrüger zu 400 Jahren Haft

Von t-online, dpa, stk

Aktualisiert am 28.09.2022Lesedauer: 2 Min.
Ein Mikrofon in einem Gerichtssaal (Symbolfoto): Das Gericht in Izmir beschlagnahmte insgesamt 60 Millionen Euro von den Betrügern.Vergrößern des BildesEin Mikrofon in einem Gerichtssaal (Symbolfoto): Das Gericht in Izmir beschlagnahmte insgesamt 60 Millionen Euro von den Betrügern. (Quelle: Friso Gentsch/dpa)
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Er floh spektakulär aus dem Bremer Landgericht und war lange Zeit verschwunden. Jetzt hat ein Gericht Amar S. zu einer sehr langen Haftstrafe verurteilt.

Jahrelang haben falsche Polizeibeamte einer international agierenden Bande arglose Menschen vor allem in Bayern und Baden-Württemberg ausgenommen. Nun sind in der Türkei 67 Männer und Frauen wegen organisierten Callcenter-Betrugs verurteilt worden. Der Kopf der Bande stammt aus Bremen und erhielt eine Freiheitsstrafe von 400 Jahren und sechs Monaten.

Das Landgericht im türkischen Izmir habe zudem Vermögenswerte von umgerechnet mehr als 60 Millionen Euro eingezogen, teilte das Polizeipräsidium München am Mittwoch mit, das an den Ermittlungen beteiligt war. Den Schaden der Opfer beziffert die Polizei auf mehr als 120 Millionen Euro. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu hatte darüber bereits am Montag berichtet.

Neben dem mutmaßlichen Kopf der Bande, Amar S., wurden weitere Angeklagte zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und 199 Jahren verurteilt.

Kopf der Betrügerbande floh spektakulär aus Gerichtszelle

Amar S. ist für die Bremer Justiz indes kein Unbekannter. 2012 floh der damals 23-Jährige aus einer Zelle für Untersuchungshäftlinge des Landgerichts. Er brach ein Fenster zum Innenhof des Gebäudes auf und seilte sich sehr wahrscheinlich ab, so die Vermutung damals. Lange Jahre war der Mann verschwunden, nun das Urteil.

Damals, im August 2012, war S. wegen schweren Bandendiebstahls angeklagt. Er soll zur vierköpfigen "Panzerknacker"-Bande gehört haben, die zahlreiche Tresore in der Stadt aufgebrochen haben soll. Ihm drohte eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.

S. soll nach seiner Flucht das Callcenter in der Türkei aufgebaut und eingerichtet haben. Von dort aus riefen Telefonisten, auch Keiler genannt, die Opfer an und gaben sich als Polizisten aus, um mit erfundenen Geschichten ihren Opfern Geld und Wertgegenstände zu entlocken. Im Dezember 2020 waren der Anführer und weitere Mitglieder bei einer Razzia in Izmir festgenommen worden.

Ermittlungsleiter: "Milieu mit höchster krimineller Energie"

"Nach unseren Ermittlungen sind diese Bandenstrukturen ein Milieu mit höchster krimineller Energie, denn die Täter schrecken auch vor schweren Straftaten nicht zurück", sagte Hans-Peter Chloupek, der bei der Polizei in München die darauf spezialisierte Ermittlungseinheit AG Phänomene leitet. Entsprechend hoch sind die Strafen.

Seit 2017 waren Beamte den Tätern auf der Spur. Chloupek sprach von einem Urteil mit Signalwirkung für ähnliche Verfahren im In- und Ausland. "Die enge Zusammenarbeit mit den Behörden in der Türkei bei der Aushebung solcher Callcenter hat sich über Jahre hinweg etabliert und ist sehr gut."

Der Beamte hofft nun auf ein gutes Ende für die Betrogenen, auch mit Blick auf die Vermögenswerte, die eingezogen wurden. "Wir hoffen, dass damit die Opfer nun auch finanziell von den türkischen Behörden entschädigt werden können", sagte er.

Verwendete Quellen
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